Aciclovir
Der Wirkstoff Aciclovir wird eingesetzt, um Infektionen mit Herpesviren zu behandeln. Es gibt unterschiedliche Herpesviren, die demnach auch verschiedenartige Krankheiten auslösen können. Zu den wohl bekanntesten Vertretern zählen die Herpes-simplex-Viren. Zum einen verursacht diese Virusgruppe Lippenherpes, zum anderen ist sie aber auch für Augeninfektionen, verursacht durch Herpesviren sowie Herpes an den Geschlechtsorganen der Auslöser.
Aciclovir entfaltet seine Wirkung, indem es die Virenvermehrung hemmt. Der Wirkstoff wird meist als Creme, Salbe, Tabletten oder Suspension angewendet. Mit Ausnahme von aciclovir-haltigen Lippencremes und -salben gegen Lippenherpes, ist der Wirkstoff verschreibungspflichtig.
Auf dieser Seite erhalten Sie folgende Informationen zu Aciclovir:
- Das Wichtigste in Kürze
- Aciclovir Anwendungsgebiete
- Wirkweise von Aciclovir
- Was ist vor der Anwendung von Aciclovir zu beachten?
- Aciclovir bei Kindern
- Aciclovir während der Schwangerschaft & Stillzeit
- Dosierung und Anwendung von Aciclovir
- Aciclovir Nebenwirkungen
- Aciclovir Wechselwirkungen
- Produkte mit dem Wirkstoff Aciclovir
Wichtiges in Kürze
- Aciclovir bekämpft verschiedene Herpesviren
- es lindert leichte und mäßig starke Schmerzen sowie Juckreiz
- es beugt schweren Herpesinfektionen und Varicella-Zoster-Viren-Infektionen vor
- es verhindert das Wiederauftreten schwerer Infektionen im Genitalbereich
Aciclovir Anwendungsgebiete
Der Wirkstoff wird bei allen Infektionen mit den verschiedenen Herpesviren verwendet, die viele Erkrankungen verursachen können. In diesem Zusammenhang wird Aciclovir verabreicht, um Juckreiz, Bläschenbildung und leichte bis mäßig starke Schmerzen zu lindern. Aciclovir wird als Bestandteil in Creme oder Salbe zur äußeren Behandlung von Herpes-Infektionen der Lippen, Augen (Hornhaut) und Genitalien angeboten. Vor allem an den Genitalien kann ein dauerhafter Einsatz des Wirkstoffs schwere Infektionen vermeiden.
In Tablettenform (hauptsächlich von Kindern bei Gürtelrose) eingenommen, kann Aciclovir die Ausbreitung der Viren im gesamten Körper verhindern und die Nervenschmerzen lindern.
- bei Lippenherpes zur lindernden Behandlung von Schmerzen und Juckreiz bei häufig wiederkehrenden Herpesinfektionen mit Bläschenbildung im Lippenbereich
- durch die Herpes-simplex-Virusgruppe verursachte Infektionen der Haut und Schleimhäute
- Herpes-genitalis-Infektionen (Herpes an den Geschlechtsorganen als Erstinfektion oder häufig wiederkehrend)
- Hornhautentzündung des Auges
Tabletten mit einer Dosierung von 200mg können zur Therapie oder Vorbeugung gegen schwere und wiederkehrende Haut- und Schleimhautinfektionen verschrieben werden, die durch Herpes-simplex- und Herpes-genitalis-Viren verursacht werden.
Wirkweise von Aciclovir
Das Erbgut der Viren ist von einer Hülle aus Eiweiß umschlossen. Zu ihrer Vermehrung benötigen sie eine sogenannte Wirtszelle. Dazu infizieren sie eine menschliche Zelle, bringen notwendige Enzyme ein und nutzen die fremden, zellulären Strukturen zu ihrer eigenen Vervielfältigung. So stellen beispielsweise Herpes-Viren wie der Herpes simplex (Lippenherpes) und der Variella-Zoster-Virus (Gürtelrose) sicher, ihr Erbgut rasant vermehren zu können.
Die virushemmende Wirkung von Aciclovir
Die chemische Struktur von Aciclovir ist einem Bestandteil der viralen DNA ähnlich. Nach Eindringen von Aciclovir in die infizierte Zelle, wird der Wirkstoff vom Virus ausgewählt, enzymatisch aktiviert und in das Erbgut der Viren eingebaut. Der falsche Baustein führt zu einem sogenannten "Kettenbruch" im fadenförmigen Erbgut des Herpes-Virus. Notwendige Bestandteile fügen sich nicht mehr in die DNA des Virus ein, so dass sie unvollständig und ohne Eiweißhülle bleibt. Die Virus-Vermehrung wurde dadurch unterbrochen.
Mit Aciclovir die Heilung wirkungsvoll unterstützen
Aciclovir wirkt nur dort, wo es nötig ist - in den infizierten Zellen. Die Zellteilung gesunder Zellen ist durch das Medikament ohne Beeinträchtigung. Der Wirkstoff wird nach der Aufnahme fast vollständig über die Nieren ausgeschieden. Er verkürzt den Verlauf von Herpes-Infektionen und lindert Beschwerden wie Schmerzen, Juckreiz und Bläschenbildung.
Was ist vor der Anwendung von Aciclovir zu beachten?
Der Wirkstoff Aciclovir darf nicht angewendet werden bei:
- einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Aciclovir
Tabletten, die Aciclovir enthalten, dürfen nicht eingenommen werden, wenn der Betroffene unter einer eingeschränkten Nierenfunktion oder verminderten Harnproduktion leidet.
Warnhinweise & Vorsichtsmaßnahmen
Besondere Vorsicht bei der Anwendung des Wirkstoffs ist geboten, wenn eine schwere Störung der körpereigenen Immunabwehr vorliegt. Darüber sollte unbedingt ein Arzt informiert werden. Außerdem darf der Wirkstoff in Form einer Creme oder Salbe nicht auf die Schleimhäute (beispielsweise in der Mundhöhle oder am Auge) aufgetragen werden, da es sonst zu örtlichen Reizerscheinungen kommen kann.
Aciclovir bei Kindern
Kinder ab drei Monaten dürfen bei einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus mit dem Wirkstoff behandelt werden.
Aciclovir in der Schwangerschaft & Stillzeit
Eine Behandlung mit Aciclovir während der Schwangerschaft sollte nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen. Auf die Gabe von Aciclovier in Tablettenform sollte vollständig verzichtet werden. Tierexperimentelle Studien haben Hinweise auf Fruchtschädigungen ergeben. Während der Stillzeit darf der Wirkstoff nicht angewendet werden, da dieser in die Muttermilch übergeht. Die intravenöse Gabe von Aciclovir als Infusion direkt in den Blutkreislauf ist sowohl während der Stillzeit als auch in der Schwangerschaft nicht erlaubt.
Dosierung und Anwendung von Aciclovir
Nachfolgend erhalten Sie Informationen über die Dosierung und Anwendung von Aciclovir bei Erwachsenen und Kindern. Präparate mit höher dosiertem Aciclovir sollten immer in Absprache mit dem Arzt angewendet werden. Dieser passt ggf. auch die Dosierung an. Präparate in Tablettenform sind generell nur auf Rezept erhältlich.
Dosierung & Anwendung von Aciclovir in Tablettenform bei Erwachsenen
- Zur Behandlung einer Infektion mit Zoster und Effema herpeticatum wird Aciclovir mit einem Wirkstoffgehalt von 800mg bei Erwachsenen fünfmal am Tag beziehungsweise dreimal am Tag 5mg pro Kilogramm über fünf Tage lang eingenommen.
- Immungeschwächte Personen nehmen bis zu dreimal täglich 10 bis 30mg pro Kilogramm, je nachdem, wie schwer die Infektion mit dem Virus ist, für eine Dauer von sieben bis zehn Tagen.
- Bei Herpes-Enzephalitis, Herpes-Ösophagitis, Herpes zoster generalisatus oder ulzerierter genitaler Herpes simplex nehmen Erwachsene 10mg pro Kilogramm Aciclovir alle acht Stunden. Die Dauer der Behandlung variiert zwischen sieben und zehn Tagen.
- Bei einer Niereninsuffizienz wird die Dosis reduziert.
- Bei Kreatinin-Clearance werden 25 bis 50mg/Min. Aciclovir eingenommen, die Gabe wird auf zwölf Stunden ausgedehnt. Wird eine Dosis von 10 bis 25mg/Min. verabreicht, wird die Gabe auf 24 Stunden ausgedehnt. Bei einem Wert, der über 10mg/Min. liegt, wird die Hälfte der Einzeldosis einmal pro Tag verabreicht. Dialyse Patienten erhalten nach jeder Hämodialyse 5mg pro Kilogramm.
Dosierung & Anwendung von Aciclovir in Tablettenform bei Kindern
- Kinder ab drei Monaten erhalten eine Dosis von 110mg Aciclovir pro Tag, die auf zwei bis drei Einzeldosen verteilt wird.
- Kinder ab sechs Monaten nehmen eine Dosis von 130mg pro Tag ein.
- Ab einem Alter von einem Jahr nehmen Kinder 160mg pro Tag ein.
- Ab drei Jahren werden 220mg pro Tag oder zweimal pro Tag 100mg verabreicht.
- Ab 7,5 Jahren nehmen Kinder 325mg pro Tag oder zweimal 200mg pro Tag ein.
- Kinder ab 12 Jahren erhalten eine Dosis von 440mg Aciclovir pro Tag oder dreimal 200mg pro Tag.
- Prophylaktisch gegen den rezidivierenden genitalen Herpes simplex wird eine Dosis von zweimal täglich 200mg eingenommen, zur Prophylaxe gegen Herpes simplex recidivans bei Immunsuppressionen eine Dosis von zweimal täglich 400mg.
Dosierung & Anwendung von Aciclovir als Salbe oder Creme bei Erwachsenen
- Zur äußeren Therapie gegen Herpes ophthalmicus wird eine Augensalbe mit 3 Prozent Aciclovir aufgetragen.
- Herpes auf der Haut wird mit Cremes, die 5 Prozent Aciclovir enthalten, behandelt.
Der Beginn der Behandlung solle bereits bei den ersten Symptomen der Infektion erfolgen, bei denen es sich um Brennen, Spannungsgefühle, Jucken oder Rötungen handeln kann. Die Creme wird auf alle betroffenen und die unmittelbar benachbarten Bereiche aufgetragen.
Aciclovir Nebenwirkungen
Ein Wirkstoff kann bei jeder Person Nebenwirkungen hervorrufen. Allerdings äußern sich diese bei jedem unterschiedlich oder müssen auch gar nicht auftreten.
Nebenwirkungen bei der äußerlichen Anwendung von Aciclovir
- Häufige Nebenwirkungen: Rötungen, Juckreiz, Hautabschuppungen, trockene Haut
- Seltene Nebenwirkungen: Kontaktdermatitis, Brennen oder Stechen auf den behandelten Hautstellen
Nebenwirkungen bei der Einnahme von Aciclovir
- Gelegentliche Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall, neurologische Erscheinungen wie Verwirrtheit, Schwindel, Halluzinationen und Schläfrigkeit (diese Erscheinungen traten vor allem bei Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion auf, die jedoch nach Absetzen des Wirkstoffs wieder verschwanden), vermehrte Haarausdünnung (diffuser Haarausfall)
- Seltene Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit sowie Schlaflosigkeit, Atembeschwerden, selten und vorübergehend veränderte Laborwerte für Leber, Niere und Blutbild (Bilirubin-, Leberenzym-, Serumharnstoff- und Kreatinin-Anstiege sowie ein leichtes Absinken hämatologischer Parameter)
- Einzelfälle: Entfremdungserlebnisse
Bei der Anwendung des Wirkstoffs als intravenöse Infusion wurden darüber hinaus vorübergehende Krampfanfälle und Psychosen beobachtet.
Aciclovir Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung zweier Wirkstoffe kann Wechselwirkungen auslösen, in dem ein Wirkstoff den anderen in seiner Wirkung hemmt oder verstärkt. Deshalb sollte dahingehend immer ein Arzt informiert werden, auch wenn es sich um rezeptfreie Medikamente handelt.
- Bei Lippencremes oder -salben, die Aciclovir enthalten, sind bislang keine Wechselwirkungen bekannt.
- Die gleichzeitige Einnahme von Probenecid (Gichtmittel) und Aciclovir als Tablette oder Suspension führt zu Wechselwirkungen, da Probenecid die Ausscheidung von Aciclovir über die Nieren verringert. Folglich kann die Aciclovir-Konzentration im Körper erhöht sein, was wiederum das Risiko für Nebenwirkungen größer werden lässt.
Produkte mit dem Wirkstoff Aciclovir
- PZN 06977954
- Heumann
- 2 g Creme
- PZN 01664245
- 1 A Pharma GmbH
- 2 g Creme
- PZN 02286360
- Ratiopharm
- 2 g
- PZN 06873114
- STADA GmbH
- 2 g Creme
- PZN 02799289
- GlaxoSmithKline Consumer Healthcare
- 2 g Creme
- PZN 07334796
- ALIUD PHARMA
- 2 g Creme
- PZN 07518881
- BETAPHARM
- 2 g Creme
- PZN 08654310
- Hexal
- 2 g Creme