Windpocken
Aktualisiert am 26.01.21
Von Windpocken sind vorwiegend Kinder betroffen. Die hochansteckende Viruserkrankung zeigt sich durch typische Symptome wie juckender Hautausschlag mit Bläschenbildung. Die einmalige Ansteckung reicht in der Regel für einen lebenslangen Immunschutz aus. Eine Windpocken-Impfung kann zudem eine Ansteckung verhindern.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was sind Windpocken?
- Ursachen und Risikofaktoren
- Symptome
- Diagnose
- Therapie und Behandlung
- Vorbeugen und Impfung
Definition und Überblick
Bei den Windpocken, auch Varizellen oder Wasserpocken genannt, handelt es sich um eine hochansteckende Allgemeinerkrankung. Die Infektion wird durch Viren hervorgerufen und führt zu einem typischen Bläschenausschlag, welcher mit einem starken Juckreiz verbunden ist. Überwiegend sind Kinder von der Erkrankung betroffen.
Nach einer einmaligen Infektion ist es in der Regel nicht mehr möglich, erneut an den Windpocken zu erkranken. Aus diesem Grund wird die Allgemeinerkrankung auch zu den typischen Kinderkrankheiten gezählt. Eine Immunität kann allerdings nicht nur durch eine Infektion, sondern ebenso durch die Gabe eines speziellen Impfstoffes aufgebaut werden.
Vorkommen der Windpocken
Grundsätzlich sind Infektionen mit Windpocken weltweit vorkommend. Besonders betroffen sind Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren. Jahreszeitlich lässt sich ein Erkrankungsgipfel in den Jahreszeiten Winter und Frühjahr festmachen. Die Ansteckungsfähigkeit wird enorm hoch eingeschätzt. Circa 70 bis 80 Prozent aller Personen, die mit einem Windpocken-Infizierten in Kontakt kommen, wenn auch über eine etwas weitere Entfernung, stecken sich mit dem Virus an.
Es kann davon ausgegangen werden, dass sich ungefähr 90 Prozent aller Kinder bis zum 14. Lebensjahr mit Windpocken infizieren, sofern keine Impfung stattgefunden hat. Durch die deutschlandweite Einführung einer entsprechenden Impfung konnte ein deutlicher Rückgang der Krankheitsfälle, insbesondere bei Kleinkindern im Alter von ein bis zwei Jahren, verzeichnet werden. Allerdings ist zu beobachten, dass der Anteil der Windpocken-Erkrankungen, welche durch die Impfung selbst entstehen, ansteigt.
Häufigkeit der Windpocken
Bevor in Deutschland die Windpocken-Impfung eingeführt wurde, waren jährlich mindestens 750.000 Fälle bekannt. Ein zusätzlicher Herpes Zoster (Gürtelrose), welcher durch eine im Körper ruhende Windpocken-Infektion ausgelöst werden kann, trat in den meisten Fällen ab einem Alter von 40 Jahren auf. Circa eins von 1.000 Kindern erkrankte innerhalb von zweieinhalb bis fünf Jahren nach den Windpocken an der Gürtelrose.
Ursachen von Windpocken
Auslöser sind Herpes-Viren
Ursächlich für Windpocken ist das Varicella-Zoster-Virus. Dieses wird zu den Herpes-Viren gezählt. Das Varicella-Zoster-Virus wird auch als Humanes Herpesvirus 3 bezeichnet. Hierbei handelt es sich um ein umhülltes, doppelsträngiges DNA-Virus. Die Windpocken auslösenden Viren können ausschließlich im menschlichen Körper überleben und somit auch nur von Mensch zu Mensch übertragen werden. In seltenen Fällen kann eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus tödlich verlaufen. Betroffen sind insbesondere immungeschwächte Personen sowie Schwangere. Nach einer Infektion und dem Ausklingen der Windpocken-Erkrankung verbleibt das Virus ruhend im menschlichen Körper. Hier besteht die Gefahr einer späteren Reaktivierung, welche wiederum die Gürtelrose auslösen kann.
Übertragung der Viren
Die Übertragung der auslösenden Viren erfolgt in der Regel über Tröpfcheninfektionen. Eine Ansteckung ist auch über mehrere Meter Entfernung möglich, wodurch der Name "Windpocken" begründet wird. Zusätzlich kann eine Ansteckung über Kontakt-Schmierinfektionen erfolgen, was vor allem an der Virusausscheidung über die Schleimhäute und Bläschen liegt. Erkrankte sind relativ lange ansteckungsfähig. Bereits einige Tage vor dem typischen Hautausschlag können die Viren übertragen werden. Erst nachdem der Bläschenausschlag verkrustet ist, besteht keine Gefahr mehr für Kontaktpersonen. Die gesamte Ansteckungsfähigkeit kann ungefähr zwei Wochen andauern. Während dieser Zeit ist der Kontakt zu anderen Personen zu vermeiden.
Entstehung der Windpocken
Sofern es zu einer Ansteckung mit dem Windpocken-Virus kommt, treten die Viren in die Schleimhäute des oberen Atemtraktes ein. Dort kommt es zu einer Vermehrung, an welche die Verteilung der Viren über den Blutweg anschließt. Über den Blutweg gelangen die Viren in die Haut und die übrigen Schleimhäute, wo eine erneute Vermehrung eintritt. Erst jetzt kommt es zum typischen Ausbruch der Windpocken. Die Zeit der Virenvermehrung im Körper kann ungefähr 10 bis 21 Tage dauern. Das heißt, Personen, die sich mit Windpocken infiziert haben, spüren zumeist erst nach bis zu 21 Tagen erste Symptome. Sobald die Krankheit abgeklungen ist, wandert das Virus auf neuralem Weg zu den Spinalganglien weiter. Dort verweilt es ein Leben lang im ruhenden Zustand. Allerdings kann das Virus bei geschwächter Körperabwehr reaktiviert werden und den Herpes Zoster - die Gürtelrose - auslösen. Von der Gürtelrose sind vor allem ältere Menschen betroffen.
Symptome
Anzeichen einer Windpocken-Erkrankung
Die Windpocken lassen sich durch verschiedenste Symptome erkennen. Ferner kann eine Erkrankung mit unterschiedlichen Komplikationen verbunden sein, die ebenfalls zu symptomatischen Erscheinungen führt.
Typische Symptome einer Windpocken-Erkrankung bei Kindern:
- Fieberanstieg auf 38 bis 39 Grad.
- Gleichzeitig treten kleine rötliche Papeln auf.
- Papeln werden innerhalb eines Tages zu juckenden Bläschen.
- Bläschen sind anfangs mit klarer, später mit trüber, Flüssigkeit gefüllt.
- Bläschen sind von einem roten Hof umgeben.
- Ausbreitung des Ausschlages vom Gesicht auf den Rumpf und die Gliedmaßen.
- Am dichtesten ist der Ausschlag am Rumpf des Kindes.
- Anschließend trocknen die Bläschen ein.
- Sofern die Bläschen nicht aufgekratzt werden, heilen sie innerhalb von einer Woche wieder ab.
- Zusätzlich treten Lymphknotenschwellungen auf (entweder im Hals-Nacken-Bereich oder am ganzen Körper.
Typische Symptome einer Windpocken-Erkrankung bei Erwachsenen:
- Grundsätzlich gleiche Symptome wie bei Kindern, aber meist deutlich schwererer Krankheitsverlauf.
- Fieber kann auf über 40 Grad ansteigen.
- Bei einigen Erwachsenen treten die Pocken nicht nur für eine Woche, sondern für bis zu vier Wochen immer wieder neu auf.
- Fieber meist schon vor den ersten Bläschen, mit allgemeinen Krankheitserscheinungen und allgemeinem Krankheitsgefühl.
- Wahrscheinlichkeit einer Komplikation im Vergleich zu Kindern deutlich erhöht.
Mögliche Symptome einer Komplikation bei Windpocken:
- Lungenentzündung: starker Husten, eventuell Atemnot, angestrengtes Atmen
- Koordinationsstörungen
- Sepsis von der Haut ausgehend
- Reye-Syndrom: typische Symptome einer akuten Leberinsuffizienz mit Lebervergrößerung, Gerinnungsstörungen, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen. Beginnt bei Kindern meist mit Erbrechen, Fieber, Ruhelosigkeit und Reizbarkeit (dringende ärztliche Behandlung notwendig).
- Enzephalitis (Gehirnentzündung): Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, eventuell Lähmungen, Sehstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Bewusstseinsstörungen, Bewusstlosigkeit und Krämpfe
- Meningitis (Hirnhautentzündung): meist Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Lichtscheu, Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Minderung des Bewusstseins
Diagnose
Typische Windpocken-Symptome erleichtern die Diagnose
Die Diagnose einer Windpocken-Erkrankung ist aufgrund der spezifischen Charakteristika recht einfach. In der Regel genügt eine Inspektion des Betroffenen. Wichtigster Hinweis ist dabei der typische Ausschlag, der mit einer Windpocken-Infektion verbunden ist. In einigen besonderen Fällen kann es hilfreich sein, einen Erreger- und Antikörpernachweis zu erstellen. Insbesondere um andere Hauterkrankungen auszuschließen.
Therapie und Behandlung
Behandlung: Den Juckreiz lindern
Da es bislang keine spezielle, antivirale Therapie gegen Windpocken gibt, beschränkt sich die Behandlung in der Regel auf die Linderung aller begleitenden Symptome. Antibiotika-Gaben sind aufgrund der Tatsache, dass diese ausschließlich gegen Bakterien wirken, sinnlos.
Im Allgemeinen sind die meisten betroffenen Kinder in ihrem Allgemeinbefinden nur wenig beeinträchtigt. Hauptproblem einer Infektion mit den Windpocken ist der Juckreiz, welcher durch den Ausschlag ausgelöst wird. Um Aufkratzen und Narben zu verhindern, muss der Juckreiz möglichst optimal gelindert werden. In der typischen Schulmedizin werden diesbezüglich häufig Zinkschüttelmixturen verschrieben. Sofern der Juckreiz besonders stark ist, kann der behandelnde Arzt auch Antihistaminika verordnen.
Im Normalfall ist eine weitere Therapie, bis auf fiebersenkende Maßnahmen, nicht notwendig. Sofern die betroffenen Kinder immungeschwächt sind, sind Immunglobuline und Virustatika erforderlich.
Alternative Therapieansätze
Grundsätzlich können die Windpocken auch mit alternativen Heilmethoden behandelt werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, ausschließlich auf Hausmittel zurück zu greifen. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass Heilpraktiker und alle anderen alternativen Heilberufe die Windpocken-Infektion nicht behandeln dürfen. Diesbezüglich wird unter § 24 IfSG ein ausdrückliches Behandlungsverbot festgehalten. Jedoch gibt es mittlerweile viele Ärzte, die sich nicht nur der Schulmedizin, sondern ebenso der Alternativmedizin bedienen und entsprechende Behandlungsmethoden anbieten können.
Windpocken vorbeugen/Impfen
Impfung beugt Windpocken vor
Dank einer im Juli 2004 eingeführten und von der STIKO (Ständige Impfkommission) empfohlenen Impfung kann einer Infektion mit Windpocken sehr gut vorgebeugt werden. Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, bestehend aus abgeschwächten Varicella-Zoster-Viren. Diese vermehren sich im Geimpften und täuschen eine Infektion vor, wodurch der Körper in der Lage ist, eine Immunität aufzubauen. Die Impfgabe ist ab einem Alter von neun bis zwölf Monaten empfohlen. Alle Kinder, die vor dem 13. Lebensjahr geimpft werden, ausgeschlossen sind Säuglinge, erhalten eine Impfgabe.
Säuglinge und Kinder ab dem 13. Lebensjahr sowie Jugendliche und Erwachsene erhalten dahingegen zwei Impfungen. Die Impfungen sollten in einem Abstand von mindestens sechs Wochen zueinander erfolgen. In der Regel wird aber bereits drei bis fünf Wochen nach der ersten Impfgabe eine Immunität erworben, welche jedoch nur mit 72 Prozent beziffert wird. Die zweite Impfung erhöht die Immunität auf mehr als 90 Prozent.
Wann eine Impfung gegeben werden sollte
- Grundsätzlich ist die Impfung gegen Windpocken für alle Personengruppen empfohlen.
- Kleinkinder und Säuglinge sollten im Alter zwischen 11 bis 14 Monaten geimpft werden.
- Frühestens kann die Impfung vier Wochen vor der MMR-Impfung (Mumps-Masern-Röteln) erfolgen.
- Kinder und Jugendliche ohne Immunschutz sollten im Alter zwischen 9 und 17 Jahren eine Impfung erhalten.
- Auch können sich Erwachsene impfen lassen, wobei insbesondere Frauen mit Kinderwunsch nicht auf die Vorsorgemöglichkeit verzichten sollten.
- Gleiches gilt für Personen mit Neurodermitis.
- Personen, die an einer akuten Krankheit mit mehr als 38,5 Grad Fieber erkrankt sind, dürfen nicht geimpft werden.
- Ebenso sollten Personen mit allgemeiner Immunschwäche verzichten.
- In der Schwangerschaft wird ebenfalls keine Impfung vorgenommen, da sich das Impfvirus auf das Ungeborene übertragen und Komplikationen auslösen könnte.
Mögliche Komplikationen einer Windpocken-Impfung
Jede Impfung kann mit Nebenwirkungen verbunden sein. In der Regel können Fieber, allgemeine Krankheitsgefühle oder Rötungen und Schmerzen an der Impfstelle auftreten. Zusätzlich sind aber auch weitere Komplikationen möglich. Vor allem die Windpocken-Impfung ist diesbezüglich umstritten, selbst in Kreisen der Impfbefürworter. So ist zum Beispiel offensichtlich, dass es bei einer Windpocken-Impfung wesentlich häufiger zum Herpes Zoster (Gürtelrose) kommt, als bei einer durchgemachten Windpocken-Infektion. Darüber hinaus treten bei circa fünf Prozent aller Geimpften, innerhalb der ersten drei Wochen nach der Impfung, typische Windpocken-Bläschen auf. Ferner besteht die Gefahr, dass geimpfte Kinder und Erwachsene das Virus an Ungeimpfte übertragen, welche sich wiederum mit den "echten" Windpocken infizieren.