
Vitamin-B6-Mangel (Pyridoxin) erkennen und vorbeugen
Aktualisiert am 24.01.22
Pyridoxin gehört zur Gruppe der B-Vitamine, regelt zentrale Abläufe im Stoffwechsel und ist an vielen weiteren wichtigen Funktionen im Körper beteiligt. Ein Vitamin-B6-Mangel ist eher selten und lässt sich oftmals bereits mit einer Ernährungsumstellung beheben.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Vorkommen & Funktion im Körper
- Ursachen für einen Vitamin-B6-Mangel
- Symptome
- Täglicher Vitamin-B6-Bedarf
- Mögliche Risikogruppen
- Ernährung bei Vitamin-B6-Mangel
- Behandlung & Vorbeugung
Vorkommen & Funktion im Körper
Das wasserlösliche Vitamin B6 ist auch als Pyridoxin bekannt und umfasst die Verbindungen Pyridoxal, Pyridoxol und Pyridoxamin. Aus dem Vitamin produziert der Körper die Koenzyme Pyridoxalphosphat (PLP) und Pyridoxaminphosphat (PMP). Diese wiederum sind an fast 100 Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt. Wir nehmen Vitamin B6 über die Darmschleimhaut des oberen Dünndarms auf, bevor es anschließend für einen kurzen Zeitraum und hauptsächlich in der Leber gespeichert wird. Die Vitamin-B6-Reserven sind bereits nach zwei bis sechs Wochen aufgebraucht.
Funktionen
Vitamin B6 übernimmt folgende Funktionen im Körper:
- An zahlreichen Stoffwechselabläufen im Körper beteiligt (u. a. Aminosäurestoffwechsel: Herstellung von Aminosäuren; Bildung von Hämoglobin für die Produktion roter Blutkörperchen)
- Nervensystem: Herstellung von Neurotransmittern (z. B. Serotonin, Dopamin und Histamin)
- Regulation des Immunsystems und des Hormonhaushalts (z. B. Glukokortikoide und Sexualhormone)
Ursachen für einen Vitamin-B6-Mangel
Folgende Faktoren können einen Vitamin B6-Mangel hervorrufen:
- erhöhter Bedarf, z. B. Schwangerschaft; Medikamenteneinnahme (z. B. zur Behandlung von Tuberkulose oder rheumatischer Erkrankungen; Antibiotika)
- zu geringe Zufuhr: einseitige oder Mangelernährung (z. B. bei Essstörungen oder Alkoholsucht)
- Aufnahmestörung: z. B. durch Darmerkrankungen wie Morbus Crohn
Symptome
Ein Vitamin-B6-Mangel tritt nur selten auf, doch bereits eine nicht optimale Versorgung kann sich in verschiedenen Symptomen äußern:
- entzündliche Veränderungen (Haut, Zunge und Mundschleimhaut)
- Schlaflosigkeit
- Kopfschmerzen
- erhöhte Reizbarkeit und Depressionen
- Blutarmut
- Verwirrtheit
- Appetitlosigkeit
- geschwächtes Immunsystem
- Taubheitsgefühle an Händen und Füßen
Säuglinge und Kinder, die unter einem B6-Mangel leiden, weisen unter Umständen zudem Krämpfe, Zittern und Bewegungsstörungen auf.
Täglicher Vitamin-B6-Bedarf
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt folgende tägliche Vitamin-B6-Zufuhr:
Säuglinge
- 0 bis unter 4 Monate: 0,1mg
- 4 bis unter 12 Monate: 0,3mg
Kinder:
- 1 bis unter 4 Jahre: 0,6mg
- 4 bis unter 7 Jahre: 0,7mg
- 7 bis unter 10 Jahre: 1,0mg
- 10 bis unter 13 Jahre: 1,2mg
- 13 bis unter 15 Jahre: 1,5mg (Jungen), 1,4mg (Mädchen)
Jugendliche/Erwachsene, männlich:
- Ab 15 Jahre: 1,6mg
Jugendliche/Erwachsene, weiblich:
- ab 15 Jahre: 1,4mg
Schwangerschaft und Stillzeit:
- Schwangere 1. Trimester: 1,5mg
- Schwangere 2. und 3. Trimester: 1,8mg
- Stillende: 1,6mg
Mögliche Risikogruppen
Ein Vitamin-B6-Mangel tritt in Industrieländern nur selten auf, doch einige Personengruppen sind durch bestimmte Lebensumstände oder Erkrankungen dennoch einem Risiko für ein B6-Defizit ausgesetzt und sollten vermehrt auf eine ausreichende Zufuhr achten.
Schwangere und Stillende
Vitamin B6 ist an der Blutbildung, am Aufbau von körpereigenem Eiweiß sowie an der Zellteilung bei Schwangeren und dem Embryo beteiligt. Um Mangelerscheinungen oder gar Entwicklungsschäden zu vermeiden, sollten Schwangere und Stillende daher besonders darauf achten, sich und ihr (ungeborenes) Kind bestmöglich zu versorgen.
Gesundheitlich vorbelastete Menschen
Menschen, die an Darmerkrankungen leiden, können infolge der Veränderungen im Darm mitunter keine ausreichenden Mengen des Vitamins absorbieren. Doch auch Personen, die von Nierenerkrankungen (z. B. Niereninsuffizienz, chronischer Hämodialyse, chronischer Urämie) oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes betroffen sind, weisen ein höheres Risiko für einen Vitamin-B6-Mangel auf.
Medikamenteneinnahme
Die Einnahme von Medikamenten kann den Bedarf an Vitamin B6 erhöhen. Hierzu zählen unter anderem:
- Hydralazine
- bestimmte hydrazidhaltige Tuberkulostica
- Phenytoin
- D-Penicillamin
- L-Dopa
- Antibiotika
Mangel- oder Fehlernährung
Ältere Menschen sowie Personen, die unter Stress oder an Essstörungen leiden oder sich aus anderen Gründen nicht ausgewogen ernähren, nehmen oftmals nicht ausreichend Vitamin B6 zu sich. Auch ein übermäßiger Alkoholkonsum kann mit einer einseitigen Ernährung einhergehen und Vitamindefizite begünstigen. Daneben führt Alkoholismus mitunter zu einer verminderten Aufnahmefähigkeit im Magen-Darm-Trakt.
Erhöhter B6-Bedarf bei proteinreicher Ernährung
Da Vitamin B6 am Eiweißstoffwechsel beteiligt ist, steigt der Bedarf mit einer erhöhten Proteinzufuhr. Entsprechend weisen z. B. Sportler oder Menschen, die spezielle Diäten verfolgen und sich bewusst eiweißreich ernähren, einen höheren Vitamin-B6-Bedarf auf.
Ernährung bei Vitamin-B6-Mangel
Folgende Lebensmittel können dazu beitragen, den täglichen Bedarf an Vitamin B6 zu decken:
Pflanzliche Vitamin-B6-haltige Lebensmittel
Verschiedene Obst- und Gemüsesorten enthalten Vitamin B6 (Angabe in Milligramm je 100g Lebensmittel):
Obst und Gemüse
- Bananen: 0,37mg
- Kartoffeln: 0,3mg
- Möhren: 0,3mg
- Rosenkohl: 0,3mg
- Brokkoli: 0,28mg
Getreide/Hülsenfrüchte/Nüsse
- Sojabohnen: 1,mg
- Walnüsse: 0,87mg
- Speisekleie: 0,73mg
- Sonnenblumenkerne: 0,6mg
- Linsen: 0,6mg
Tierische Vitamin-B6-haltige Lebensmittel
Verschiedene Fleisch-, Wurst- und Fischsorten können dazu beitragen, den Vitamin-B6-Bedarf zu decken (Angabe in Milligramm je 100g Lebensmittel):
Fleisch/Wurst
- Schweineleber: 0,59mg
- Kotelett: 0,59mg
- Gans: 0,58mg
- Rindfleisch: 0,5mg
- Huhn: 0,5mg
Fisch
- Lachs: 0,98mg
- Sardine: 0,97mg
- Makrele: 0,63mg
- Bückling: 0,5mg
- Thunfisch: 0,46mg
Milch und andere tierische Produkte
- Brie: 0,15mg
- Ei: 0,12mg
- Speisequark (mager) : 0,1mg
- Speisequark: 0,08mg
- Vollmilch: 0,05mg
Ernährungsvorschläge zur Deckung des täglichen Vitamin-B6-Bedarfs
Die folgende Grafik zeigt, wie Sie den täglichen Vitamin-B6-Normalbedarf eines gesunden Erwachsenen decken können:
Diese Stoffe hemmen die Vitamin-B6-Aufnahme
- Alkohol
- Medikamente (z. B. hydrazidhaltige Tuberkulostica oder Antibiotika)
Vitamin-B6-Mangel behandeln und vorbeugen
Die Therapie eines Vitaminmangels sollte stets im Hinblick auf die Ursache erfolgen. Liegt dem Defizit beispielsweise eine Erkrankung zugrunde, ist diese in jedem Falle zu behandeln. Nach Möglichkeit sollte der B6-Mangel jedoch zeitgleich behoben werden - bei einer unheilbaren Krankheit kann unter Umständen eine lebenslange Supplementierung von Vitamin B6 notwendig sein, um den täglichen Bedarf zu decken.
Anbei eine Auswahl von Vitamin B6-Präparaten:












Dennoch tritt ein Mangel an Vitamin B6 eher selten auf. Lässt sich ein Defizit (beispielweise durch eine verminderte Aufnahmefähigkeit) nicht allein über die Nahrung beheben, können Betroffene auf Supplemente zurückgreifen, sollten jedoch darauf achten, die empfohlene Tagesdosis nicht deutlich zu überschreiten, um Symptome einer Überdosierung zu vermeiden.
Überdosierung von Vitamin B6
Es ist nahezu unmöglich, allein über Nahrung zu viel Vitamin B6 aufzunehmen. Allerdings sind zahlreiche Präparate erhältlich, um den Pyridoxinbedarf zu decken oder einen Mangel zu beheben. Die Aufnahme größerer Mengen B6 - ab mehr als einem Gramm täglich - über einen längeren Zeitraum hinweg kann zu folgenden Symptomen führen:
- Koordinationsstörungen (Ataxie)
- Störungen des peripheren Nervensystems, z. B. Kribbeln auf der Haut; Taubheitsgefühle in Armen und Beinen
- Gedächtnisstörungen
- Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht
Quellen
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=39550
http://www.apotheken-umschau.de/Ernaehrung/Vitamin-B6-Pyridoxin-168915.html
Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und stellen keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments dar.