Hilfe bei Verstopfung
Aktualisiert am 30.12.21
Verstopfung (Obstipation) ist eine Erkrankung mit vielen möglichen Ursachen. Sie variiert von leichten Befindlichkeitsstörungen im Urlaub bis zu jahrelangen chronischen Beschwerden. Die Therapie umschließt eine Ernährungsumstellung, die Aufklärung der Betroffenen über die Abläufe der Verdauung und bei Bedarf den Einsatz von Abführmitteln. Menschen jeden Alters sind von Verstopfung betroffen. Obstipation kann ernsthafte Folgeerkrankungen nach sich ziehen.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Formen der Verstopfung und ihre Ursachen
- Personen mit erhöhtem Risiko für Verstopfung
- Symptome von Verstopfung
- Ernährung bei Verstopfung
- Diagnose Verstopfung
- Folgeerkrankungen von Verstopfung
- Verstopfung behandeln
Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität und der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten leiden in Deutschland 5 bis 15 Prozent der Bevölkerung an chronischen Obstipationsbeschwerden (Verstopfung). Besonders häufig sind Menschen ab einem Alter von 60 Jahren betroffen. Es handelt sich deutlich häufiger um Frauen als um Männer.1 Als Ursache dominiert die funktionelle Störung des Darms. Eine Verstopfung liegt vor, wenn der Betroffene von weniger als drei Stuhlentleerungen pro Woche berichtet, die nur unter Schwierigkeiten möglich sind.
Formen der Verstopfung und ihre Ursachen
Der Darm ist sehr sensibel und daher störanfällig. Sein System schließt Nervenbahnen und das Gehirn ein. Auf jeder dieser Ebenen können Probleme entstehen, die zu Verstopfung führen. Je nach Ursache ist die Obstipation akut und legt sich wieder oder sie entwickelt sich zu einer chronischen Erkrankung.
- Chronische habituelle Obstipation als funktionelle Störung: häufigste Form in Industrieländern, mit Ursachen wie ungesunde Ernährung, Trinkmenge zu gering, mangelnde Bewegung und Unterdrückung des natürlichen Reizes zur Stuhlentleerung
- Obstipation bei Reizdarmsyndrom
- Akute passagere Obstipation in besonderen Situationen: auf Reisen, bei einer Ernährungsumstellung, bei Fieber, im Rahmen von Bettruhe
- Obstipation durch Medikamente: z.B. Antazida, Antidepressiva, Codein, Opiate, etc.
- Obstipation bei Störungen im Elektrolythaushalt: Ein Missbrauch von Abführmitteln führt zu einem niedrigen Kaliumspiegel im Blut, dieser ruft Verstopfung hervor. So beginnt ein Teufelskreis.
- Obstipation bei organischen Erkrankungen des Darms: Tumoren, Divertikulitis, Hernien, Verwachsungen nach Operation, Fremdkörper, Morbus Crohn, Abszesse oder Verletzungen am Enddarm oder Anus, Hämorrhoiden
- Obstipation in Rahmen von neurologischen Erkrankungen: Diabetes mellitus, Parkinson, Multiple Sklerose, Morbus Hirschsprung
- Obstipation aufgrund von hormonellen Ursachen: Unterfunktion der Schilddrüse, Schwangerschaft
Personen mit erhöhtem Risiko von Verstopfung
Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten sind prädestiniert für Verstopfung. Meist gibt es hormonelle oder ernährungsbedingte Gründe für die Erkrankung.
Verstopfung in der Schwangerschaft
Während einer Schwangerschaft spielen sich viele Veränderungen im Körper einer Frau ab. Verstopfung tritt gerne im letzten Drittel auf, da der Darm unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone zunehmend langsamer arbeitet. Zusätzlich muss sich der Darm den Platz im Bauch mit der Gebärmutter teilen, was in den letzten Wochen vor der Geburt immer schwieriger wird. Die fehlende Möglichkeit für den Darm sich auszudehnen, führt ebenfalls häufig zu Verstopfung.
Besserung durch Bewegung, ausreichend Flüssigkeit und Ballaststoffe
Erste Maßnahmen zur Besserung der Obstipation sind viel Bewegung, eine gesteigerte Trinkmenge und die Zufuhr von Leinsamen oder anderen Ballaststoffen. Halten Sie dabei stets Rücksprache mit Ihrem betreuenden Frauenarzt oder Ihrer Hebamme, die Sie auch zu geeigneten Abführmitteln in der Schwangerschaft beraten werden.
In diesem Ratgeber erhalten Sie weitere Tipps bei Verstopfung in der Schwangerschaft: Schwangerschaft & Baby - Typische Schwangerschaftsbeschwerden
Verstopfung bei Babys & Kindern
Ein typischer Zeitpunkt für die erste Verstopfungsepisode eines Babys ist die Einführung der Beikost. Der oft zuerst gefütterte Karottenbrei stopft zum Beispiel und legt den Darm eines zuvor voll gestillten Kindes rasch lahm.
Besserung durch Massagen und ausreichend Trinken
Rasche Abhilfe schaffen hier Bauchmassagen, reichlich Muttermilch oder Wasser und der Umstieg von Karotte auf Pastinake oder Zucchini.
Sauberkeitserziehung als Auslöser
Die nächste Häufung der Fälle tritt mit der Sauberkeitserziehung auf. Handhaben die Eltern das "Toilettentraining" zu streng oder hat das Kind anderweitig ein negatives Erlebnis im Zusammenhang mit dem Stuhl absetzen, hält es den Stuhlgang willentlich zurück und es folgt eine Verstopfung. Ein Besuch beim Kinderarzt klärt, wo das Problem liegt und ob kurzfristig Medikamente (z.B. Macrogol) eingesetzt werden sollten.
Verletzungen in der Analregion als Auslöser
Eine weitere Ursache für Verstopfung bei Kindern kann eine kleine Verletzung am Anus (Analfissur, Rhagade) oder eine Entzündung in der Region des Pos sein. Hat das Kind einmal Schmerzen beim Toilettengang erlebt, hält es daraufhin eventuell den Stuhl ein und es entsteht eine Obstipation.
Hilfe durch Kinderarzt
Auch hier ist der Kinderarzt gefragt, der die Verletzung behandeln und eventuell eine betäubende Creme für die ersten Tage verschreiben kann. Ist die Verstopfung akut schon weit fortgeschritten, kann ein kleiner Einlauf erforderlich werden. Macrogol in hoher Dosierung eingenommen erfüllt diesen Zweck alternativ auch ohne Manipulation am Enddarm, die das Kind noch weiter traumatisieren kann.
Verstopfung im Alter
20 bis 30 Prozent der Menschen über 60 Jahre haben mit Verstopfung zu kämpfen.2
Verlangsamter Stoffwechsel und Bewegungseinschränkungen
Die Gründe liegen bei dem zunehmend verlangsamten Stoffwechsel, Bewegungsmangel, Medikamenteneinnahmen oder Flüssigkeitsmangel.
Gehäuft auftretende Erkrankungen im Alter
Altersabhängig vermehrt auftretende Erkrankungen wie Demenz, Morbus Parkinson, Diabetes mellitus und Depressionen tragen ebenfalls zum erhöhten Risiko einer Obstipation bei. Bettlägerigkeit und die mangelnde Intimsphäre in einem Pflegeheim wirken sich negativ auf die Darmtätigkeit aus. Experten empfehlen die Anlage eines Stuhlprotokolls, Aufklärung der Betroffenen und den sinnvollen Einsatz von verträglichen Abführmitteln.3
Symptome von Verstopfung
Auch, wenn Verstopfung an sich zu den Symptomen im Rahmen einer Erkrankung gezählt wird, kann sich diese je nach Ausprägung verschiedenartig zeigen:
- Völlegefühl
- Aufgeblähter Bauch
- Unwohlsein
- Seltene Darmentleerung
- Bei Stuhlgang nur Entleerung kleiner Stuhlmengen
- Starkes Pressen bei Stuhlgang
- Harter Stuhl
- Schmerzhafte Darmentleerung
- Gefühl einer unvollständigen Stuhlentleerung
- Sehr schmerzhafter Stuhlgang
- Blähungen
- Fröstelgefühl
- Appetitlosigkeit
Ernährung bei Verstopfung
Der Darm ist ein hoch sensibles Organ und die Zusammensetzung der Ernährung übt einen deutlichen Einfluss auf die Verdauung aus. So können Sie eine Verstopfung schon durch eine entsprechende Nahrungsauswahl bessern.
Nahrungsmittel, die bei Verstopfung besonders verträglich sind
- Vollkornprodukte (Brot, Nudeln, Reis, etc.)
- Obstsorten wie Birnen, Mango, Papaya
- Gemüsesorten wie Pastinake, Zucchini
- pflanzliche Fette und Öle
- fettarme Milchprodukte
- Gewürze wie Kümmel, Anis und Fenchel
- Trockenobst, besonders Pflaumen
- ballaststoffreiche Lebensmittel (Leinsamen, Müsli, Weizenkleie)
Was Sie bei Verstopfung trinken sollten
Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern am Tag. Besonders eignen sich hier:
- stilles Wasser
- Kräutertees und milde Früchtetees
- gut verdünnte Saftschorlen
Was Sie bei Verstopfung eher vermeiden sollten
- Weißmehlprodukte
- Fertigprodukte
- Süßigkeiten, besonders Schokolade
- fetthaltige Wurstprodukte
- Fastfood
- Bananen, Karotten
Diagnose Verstopfung
Um eine Diagnose bei einer Verstopfung zu erstellen, befragt der Arzt einen Patienten über die vorliegenden Beschwerden, seine Ernährung, Lebensgewohnheiten sowie Krankengeschichte. Besonders wichtig sind Fragen zu Häufigkeit der Darmentleerung sowie Konsistenz und Farbe des Stuhls. Außerdem sollte der Betroffene zusätzliche Informationen zur zeitlichen Dauer der Schmerzen und Probleme beim Stuhlgang bereitstellen. Zusätzlich ist es notwendig, dass der Betroffene die Einnahme bestimmter Medikamente angibt.
Untersuchung beim Arzt
Die Angaben eines Patienten sind oft ausreichend, damit ein Arzt die Ursache einer Verstopfung bestimmen kann. Mithilfe verschiedener Untersuchungen und Tests kann ein Arzt herausfinden, ob eine Erkrankung die Verstopfung bewirkt.
Körperliche Untersuchung
Bei einer körperlichen Untersuchung begutachtet der Arzt den Anus. Er überprüft mit dem Finger die Grundspannung des Afterschließmuskels. Diese Maßnahme ist vor allem bei chronischer Verstopfung wichtig.
Blutuntersuchung
Eine Blutuntersuchung gibt Auskunft, ob Leberzirrhose, Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes die Verstopfung auslösen. Außerdem verwendet man zum Erkennen einer Leberzirrhose auch eine Bauchspiegelung und Ultraschalluntersuchung, die auch beim Verdacht auf Unterfunktion der Schilddrüse zum Einsatz kommt.
Darmspiegelung und Stuhluntersuchung
Mithilfe einer Darmspiegelung erfährt man, ob ein Patient unter Darmausstülpungen, Darmkrebs, Darmpolypen oder Reizdarmsyndrom leidet. Besteht der Verdacht auf Darmkrebs oder Darmpolypen, ist eine zusätzliche Stuhluntersuchung sinnvoll. Auf diese Weise kann man eventuelle Blutspuren aufspüren.
Folgeerkrankungen von Verstopfung
Chronische Verstopfung kann sich über einen langen Zeitraum negativ auf den Darm auswirken. Das Risiko für Divertikulose (Darmausstülpungen) und Divertikulitis (Entzündung der Ausstülpungen) steigt und auch Hämorrhoiden treten bei Menschen mit Obstipation häufiger auf als bei Gesunden.4
Verstopfung und Darmkrebs
Eventuell steigt für Patienten mit chronischer Verstopfung auch das Darmkrebsrisiko. Eine Studie in den USA weist darauf hin. Der verlängerte Kontakt von krebsauslösenden Stoffen, wie z.B. Gallensäuren, mit der Darmschleimhaut ist eine mögliche Ursache.5
Verstopfung behandeln
Um Verstopfung erfolgreich zu behandeln, ist es oftmals notwendig, den täglichen Lebensablauf eines Betroffenen zu verändern. Der Tag-Nacht-Rhythmus muss geregelt sein. Die Phasen von Aktivität und Erholung sollen zur gleichen Zeit stattfinden. Außerdem ist es wichtig, dass sich ein Betroffener vom Zwang einer täglichen Darmentleerung befreit. Der Darm muss sich auch an eine Regelmäßigkeit gewöhnen. Wenn der Stuhldrang spontan auftritt, darf ihn der Betroffene nicht unterdrücken. Das Lösen von Konflikten spielt eine entscheidende Rolle. Man sollte auch Gegenpole zu Hektik und Stress schaffen wie durch Yoga, Meditation oder autogenes Training.
Eine Ernährungsberatung führt den Betroffenen an eine ausgewogene Ernährung und einen gesunden Lebensstil heran. Liegt eine funktionelle Störung vor, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung.
Physikalische Therapie
Bei einer Verstopfung, die durch Darmträgheit entsteht, können ein Knieguss oder kalte Halb- und Fußbäder Abhilfe schaffen. Auch kalte Reibe-Sitzbäder bei einer Temperatur von 16 bis 20 Grad können behilflich sein. Man kann auch dreimal täglich eine kalte Bauchwaschung durchführen, um die Symptome zu bessern. Handelt es sich um eine krampfartige Verstopfung, sind intensive Wärmeanwendungen für die Krampflösung empfehlenswert. Man sollte täglich Sitzbäder für 20 bis 30 Minuten nehmen und heiße Auflagen verwenden. Dazu legt man eine Wärmflasche zusammen mit einem feuchten Tuch auf den linken Unterbauch.
Klistier oder Irrigator
Eine Darmspülung mit reinem Wasser ist eine schonungsvolle, altbewährte Alternative zu einem Abführmittel. Ein Klistier gehört zu den ältesten medizinischen Instrumenten, um eine gezielte, rasche Entleerung des Enddarms zu erreichen. Die Anwendung wirkt nur lokal im unteren Abschnitt des Darmes. Auf diese Weise belastet diese Methode weder den Körper noch die Organe. Viele Betroffene sind über diese Art der Behandlung nicht mehr informiert. In früheren Zeiten besaß das Klistiergerät im Bereich der Volksmedizin eine wichtige Stellung.
Zusätzliche Therapien
Bei der Störung der Koordination von äußeren und inneren Schließmuskeln sind Elektrostimulations- oder Biofeedbacktherapie geeignete Methoden. Handelt es sich um eine neurologische Störung, bevorzugt man diese Methoden. Außerdem können sie manchmal dazu dienen, im Rahmen von Verhaltenstherapien die richtige Stuhlentleerung zu erlernen.
Medikamente & geeignete Wirkstoffe bei Verstopfung
Die Wirkstoffe der ersten Wahl bei akuter funktioneller und chronischer Verstopfung sind nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität und der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten folgende (die Auswahl bestimmter Präparate entstammen nicht diesen Leitlinien):6
Macrogol
Macrogol (= PEG, Polyethylenglykol) liegt in Pulverform vor und wird oft mit Elektrolyten kombiniert. Die optimale Dosierung variiert stark von Person zu Person. Ein Richtwert ist 1 bis 3 Mal täglich ein Beutel Macrogol-Pulver für Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene. Bekannte häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Bisacodyl
Bisacodyl verstärkt die Flüssigkeits- und Elektrolytabgabe in den Darm und steigert die Darmbewegungen. Es ist in Form von Dragees, Tabletten und Zäpfchen erhältlich. Die Dosierung entnehmen Sie bitte dem jeweiligen Beipackzettel. Sie variiert deutlich je nach Grad der Verstopfung. Häufige Nebenwirkungen sind Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall.
Weitere Informationen zum Wirkstoff Bisacodyl.
Natriumpicosulfat
Natriumpicosulfat wirkt ebenfalls über eine verstärkte Flüssigkeits- und Elektrolytabgabe in den Darm und regt die Darmmotorik an. Der Wirkstoff ist in Form von Dragees, Tropfen, Lösung, Pulver, Tabletten und Zäpfchen anzuwenden. Die Dosierung entnehmen Sie bitte der Packungsbeilage. Häufige Nebenwirkungen sind Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall.
Die Leitlinien stellen entgegen der landläufigen Meinung fest, dass eine Abhängigkeit oder Gewöhnung an diese drei Substanzen selbst bei jahrelangem Gebrauch sehr selten ist.7
Lactulose
Lactulose wird noch angewendet, ist aber in Wirkung und Nebenwirkungen den Mitteln der ersten Wahl unterlegen. Es kommt als Pulver, Suspension oder Sirup zum Einsatz. Lactulose wirkt osmotisch im Darm und kann durch Gasbildung starke Blähungen auslösen.
Flohsamen
Flohsamen reguliert den Stuhlgang als Quellmittel.
Alle Präparate mit Flohsamen ansehen.
Medikamente bei kologener Verstopfung
Bei einer kologenen Obstipation ist der auslösende Faktor ein träger Darm. Mithilfe von sekretions- oder motilitätsbeeinflussenden Abführmitteln wie Lactulose, Bisacodyl oder Sennosiden kann man den Darm anregen. Falls die Ursache der Verstopfung Ballaststoffmangel ist, sollte man Füll- und Quellstoffe wie beispielsweise Flohsamenschalen bevorzugen.
Medikamente bei anorektaler Verstopfung
Für die medikamentöse Behandlung einer anorektalen Obstipation eignen sich rektal verabreichte Mittel wie Zäpfchen mit Wirkstoffen wie Bisacodyl oder Glyzerin sowie Klistiere, die Natriumdioctylsulfosuccinat beinhalten.
Medikamente bei chronischer Verstopfung über langen Zeitraum
Falls die Verstopfung bereits länger besteht, ist eine aufwändigere Behandlung mit Medikamenten notwendig. Teilweise nehmen Betroffene bereits über einen längeren Zeitraum sekretions- und motilitätsbeeinflussende Abführmittel wie beispielsweise Sennoside oder Bisacodyl in zu hoher Dosierung zu sich. Hier muss man auf Abführmittel wechseln, die osmotisch wirken. Man beginnt mit Bittersalz (Magnesiumsulfat) in hoher Dosis.
Man gibt zwei Esslöffel auf einen halben Liter Wasser. Bei dünnem oder normalem Stuhl reduziert man die Dosierung.
Falls der Erfolg nicht ausreichend ist, kommt nach dem Frühstück zusätzlich Lactulose-Sirup zum Einsatz. Man wählt eine individuelle Dosis, so dass alle ein bis drei Tage eine weiche Darmentleerung stattfindet. Sobald sich der Stuhlgang normalisiert, setzt man langsam die Abführmittel ab.
Medikamente bei Verstopfung durch Darmlähmung
Bei einer Darmlähmung erzielt man mit Macrogol, Senna oder Bisacodyl die besten Ergebnisse. Zusätzlich muss der Betroffene große Flüssigkeitsmengen von circa zwei bis vier Litern täglich zu sich nehmen. Man verabreicht die notwendige Menge, um einen weichen, geformten Stuhlgang zu erreichen.
Medikamente bei Reiseobstipation
Abführmittel mit dem Wirkstoff Bisacodyl sind bei einer Reiseobstipation die richtige Wahl. Dragees wirken über Nacht, während bei Zäpfchen der gewünschte Effekt bereits nach 30 bis 60 Minuten einsetzt.
Pflanzliche Mittel wie Senna-Präparate lösen die Verstopfung etwa acht bis zwölf Stunden nach einer Einnahme.
Ein Einlauf besitzt eine schnellere Wirkung. Für unterwegs sollte man einen Reiseirrigator mitnehmen. Falls man bereits vor Reiseantritt unter chronischer Obstipation leidet, sollte man bisher verwendete Abführmittel benutzen.
Operative Behandlung einer Verstopfung
Manchmal kann eine operative Behandlung einer Obstipation wie beispielsweise bei einer anorektalen Verstopfung notwendig sein. Diese Behandlungsmethode sollte man nur verwenden, falls alle anderen Versuche der Behandlung fehlschlagen. Indikationen für eine Operation sind:
- Verengungen bei Morbus Crohn
- Verwachsungen
- Beckenbodensenkung
- Verlegung des Darmrohres aufgrund eines Tumors
- Innere Rektumprolaps
- Morbus Hirschsprung
- Dolichokolon
- Megacolon
- Invaginationen
- Rektozele
Hausmittel gegen Verstopfung
Der erste Schritt weg von der Verstopfung ist eine Ernährungsumstellung, dann folgen die altbewährten Hausmittel:
- Trinken Sie morgens nüchtern ein Glas Wasser, eventuell mit etwas Milchzucker darin.
- Massieren Sie täglich vor dem Aufstehen Ihren Bauch von rechts unten im Uhrzeigersinn nach links unten, entlang des Dickdarmverlaufs.
- Essen Sie eine Handvoll getrocknete Pflaumen.
- Nehmen Sie Lactulose in einer Dosis von 10 bis 20 Gramm täglich ein.
- Essen Sie zwei Mal täglich ein bis zwei Esslöffel Leinsamen in Naturjoghurt eingerührt.
Erste Hilfe bei Verstopfung
Manchmal ist eine Verstopfung so ausgeprägt, dass der Betroffene unter starken Bauchschmerzen leidet und akut Hilfe benötigt. Der Arzt greift in so einem Fall zu einem Einlauf, zu Hause können Sie es zunächst mit einem Miniklistier oder Zäpfchen probieren. Dabei führen Sie das Medikament in flüssiger Form rektal ein und lösen so nach einer kurzen Einwirkzeit eine Stuhlentleerung aus. Selbst harte Kotballen, die sich im Enddarm angesammelt haben, können mit dieser Hilfe ausgeschieden werden.
Lokale Entleerungshilfen:
- Glycerin-Zäpfchen (z.B. Glycilax)
- CO2-Zäpfchen (z.B. Lecicarbon)
- Miniklistier
Behandlung von Verstopfung bei Kindern
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und reagieren besonders sensibel auf Vorgänge in ihrem Körper. Die Behandlung einer akuten oder chronischen Verstopfung braucht viel Geduld und in vielen Fällen ein ausdauerndes Verhaltenstraining rund um den Toilettengang.
Eine medikamentöse Behandlung erfolgt am besten oral. Mit Macrogol-Pulver in einer Dosierung per Beutel kann Ihr Kinderarzt die Therapie genau der vorliegenden Problematik anpassen. Macrogol ist für Kinder in Deutschland verschreibungspflichtig. Bei einer Behandlung der Verstopfung mit einem Einlauf sollte eine Sedierung des Kindes erwogen werden. So verschläft und vergisst der kleine Patient die unangenehme Prozedur und wird nicht unnötig traumatisiert.
Leiden Sie häufiger unter Verstopfung oder können die Ursachen nicht genau ausmachen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dieser wird eine entsprechende Behandlung einleiten.
Quellen
1,6,7 Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) und Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, in Zusammenarbeit mit weiteren Fachgesellschaften: Gemeinsame Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. AWMF-Register Nr. 021/019, S2k, Stand: 02/2013.
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-019l_S2k_Chronische_Obstipation_2013-06_01.pdf
2,4 Herold G. und Mitarbeiter: Innere Medizin, 2014, Köln, Gerd Herold, Seite 382 ff.
3 http://www.deutsche-seniorenliga.de/themen-initiativen/gesundheit-fitness/24-chronische-verstopfung.html
5 https://www.iww.de/mr/innere-medizin/kolorektales-karzinom-chronische-verstopfung-ein-risikofaktorfuer-darmkrebs-f62138
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