Sparmedo Ratgeber

Hilfe bei Erbrechen

Aktualisiert am 23.03.22

Erbrechen und die vorangehende Übelkeit entstehen auf vielen verschiedenen Ebenen im menschlichen Körper. Die Bauchorgane, das Gehirn oder Stoffwechselvorgänge sind besonders häufig an der Ursache der Symptomatik beteiligt. Für die akute Behandlung finden Sie verschiedene Medikamente, die Erbrechen stoppen können. Eine magenschonende Ernährung hilft Ihrem Körper, sich rasch wieder zu erholen. 

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

  1. Ursachen für Erbrechen
  2. Ernährung bei Erbrechen
  3. Vorsicht vor Elektrolytverlust
  4. Folgeerkrankungen von Erbrechen
  5. Erbrechen behandeln

Erbrechen ist eine Schutzfunktion des Körpers

Ein flaues Gefühl der Übelkeit geht dem Erbrechen für gewöhnlich voraus. Ist der Reflex erst ausgelöst, hat der Betroffene keine Möglichkeit mehr, das Erbrechen aufzuhalten. Der Körper schützt sich selbst und versucht auf diese Weise Giftstoffe loszuwerden.

Brechzentrum leitet Vorgang des Erbrechens

Der Regelkreis des Erbrechens wird vom Brechzentrum im Gehirnstamm koordiniert. Gibt dieses das Signal an den Körper sich zu übergeben, löst das vegetative Nervensystem Symptome wie Schwindel, Schweißausbrüche, Blässe und verstärkten Speichelfluss aus. Das Brechzentrum regelt das Zusammenspiel der Muskeln des Darms, der Magenmuskulatur, des Zwerchfells und der Speiseröhre, die mit starkem Druck den Mageninhalt nach draußen befördern. Um eine lebensbedrohliche Einatmung (Aspiration) von Erbrochenem zu verhindern, wird die Atmung kurz angehalten und die Luftröhre sowie der Nasenrachenraum verschließen sich.

Ursachen für Erbrechen

Erbrechen kann von zahlreichen physischen oder psychischen Ursachen ausgelöst werden, zum einen durch bestimmte Erkrankungen:

Zum anderen durch bestimmte Situationen oder Umstände:

Azetonämisches Erbrechen - besonders häufig bei Kindern

Eine Sonderform der Symptomatik ist das azetonämische Erbrechen. Es handelt sich hierbei um eine verstärkte Reaktion des Stoffwechsels auf Infekte und Erbrechen. Dieser gerät durch anhaltendes Erbrechen in eine Art Notfallmodus, in dem er Ketonkörper produziert. Diese Substanz regt das Erbrechen weiter an und so gerät der Organismus in einen Teufelskreis, der nur durch ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoffzufuhr unterbrochen werden kann. Viel Trinken und das Lutschen von Traubenzucker kann helfen.

Mehrfaches Erbrechen ist typisch

Typisch für diese Sonderform sind mehrere aufeinander folgende und plötzliche Brechanfälle ohne, dass eine ursächliche Erkrankung zugrunde liegt. Besonders häufig sind Kleinkinder betroffen, jedoch auch bei Kindern im Schulalter kann azetonämisches Erbrechen auftreten.

Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Reisekrankheit

Viele Menschen kämpfen im Auto, Flugzeug, einem Zug oder auf einem Schiff mit Reisekrankheit, von Medizinern auch Kinetose genannt. Besonders beim Rückwärtsfahren wird es den Betroffenen häufig übel. Der kalte Schweiß bricht aus, der Puls beschleunigt sich, es setzt Übelkeit ein und im schlimmsten Fall müssen sich Menschen auch übergeben.

Unterschiedliche Bewegungsreize als Auslöser

Die unangenehme Reaktion wird durch das paradoxe Zusammenspiel von widersprüchlichen Bewegungsreizen im Gehirn hervorgerufen. Die Augen erkennen unterwegs zum Beispiel die Bewegung aus dem Autofenster, das Gleichgewichtsorgan registriert allerdings nur den still im Auto sitzenden Körper. Im Hirnstamm laufen alle Informationsstränge zusammen und reizen bei anfälligen Menschen das Brechzentrum. Abhilfe schaffen hier zum Beispiel Akupressurarmbänder, Präparate die Ingwer enthalten oder der Wirkstoff Dimenhydrinat.

Ernährung bei Erbrechen

Erbrechen ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Es zeigt an, dass der Magen-Darm-Trakt akut entlastet werden muss.

Nahrungsaufnahme zunächst stoppen

Daher sollte zunächst eine Pause bei der Nahrungsaufnahme eingelegt werden. Legen sich das Erbrechen und die Übelkeit von alleine oder durch eine medikamentöse Behandlung, kann langsam mit dem Kostaufbau angefangen werden. Der Magen sollte möglichst nicht gleich wieder irritiert werden.

Diese Nahrungsmittel sind bei Erbrechen geeignet

Achten Sie auf eine fettarme Schonkost und nehmen Sie kleine Mahlzeiten ein. Kalte Speisen riechen deutlich schwächer als heiße Gerichte und reizen das Brechzentrum im Gehirn weniger stark. Bevorzugen Sie bei Erbrechen:

Essen Sie nur, wenn Sie sich dazu bereit fühlen. Sie vertragen Mahlzeiten in Gesellschaft und positiver Atmosphäre deutlich besser. Kauen Sie gründlich und essen Sie langsam. Räumen Sie Essenreste direkt nach der Mahlzeit ab.

Getränke bei Erbrechen

Trinken ist ein wichtiges Thema bei Erbrechen, da Ihr Flüssigkeitshaushalt schnell aus dem Gleichgewicht gerät. Besonders bei kleinen Kinder und älteren Leuten ist hier Vorsicht geboten. Nehmen Sie Getränke zunächst nur schluckweise zu sich. Bei Kleinkindern reicht zu Beginn eines akuten Erbrechens ein Teelöffel Flüssigkeit alle fünf Minuten, um sie vor dem Austrocknen zu bewahren.

Geeignete Getränke bei Erbrechen

Geeignete Getränke sind:

Diese Nahrungsmittel und Getränke sollten Sie bei Erbrechen vermeiden

Übelkeit ist ein stark subjektives Gefühl und Ihr Körper signalisiert Ihnen mit diesem Gefühl, welche Lebensmittel Sie gerade nicht vertragen. Achten Sie darauf und essen Sie nichts, wogegen Sie im Moment eine Abneigung haben:

Geeignete Lebensmittel bei Erbrechen

Vorsicht vor Elektrolytverlust

Die Elektrolyte Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Chlorid und Phosphor sind für viele wichtige körperliche Funktionen auf der Ebene der Zellen verantwortlich. Geraten sie durch anhaltendes Erbrechen aus dem Gleichgewicht, drohen lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen oder eine Gehirnschwellung.

Besonders Kinder & ältere Menschen sind gefährdet

Bei Babys und Kleinkindern, aber auch bei älteren Menschen ist ein kritischer Flüssigkeitsverlust rasch erreicht. Eine frühzeitige Vorstellung beim Arzt ermöglicht eine Bestimmung der Elektrolytwerte im Blut. So kann ein adäquater Ausgleich der Elektrolyte durch die passende Infusion erfolgen.

Mangelerscheinungen bei Erbrechen

Tritt Erbrechen häufiger auf, verliert der Körper auf diese Weise eine erhebliche Menge an Vitaminen und Mineralstoffen. Ein typisches Beispiel ist der Kaliummangel im Rahmen einer Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Auch die Spiegel von Vitamin B12, Eisen und Magnesium sinken rasch. Es folgen Blutarmut und Muskelkrämpfe.

Folgeerkrankungen von Erbrechen

Erbricht ein Mensch übermäßig, verliert er Flüssigkeit und Magensäure, was zu einem Ungleichgewicht des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes im Körper führen kann. Es folgen eventuell:

Regelmäßiges Erbrechen belastet die Speiseröhre und kann zu einer Schleimhautreizung führen. In extremen Fällen ruft die Dauerbelastung einen Einriss in der unteren Speiseröhre hervor. Bei häufigem Erbrechen kann die Magensäure auf ihrem Weg durch die Mundhöhle den Zahnschmelz angreifen.

Erbrechen behandeln

Erbrechen ist eine Reinigungs- und Schutzfunktion des Körpers. Zunächst sollten Sie das Erbrechen daher nicht aufhalten, sondern Ihren Körper nur mit einer Teepause und Ruhe unterstützen.

Zäpfchen auch für Erwachsene gut gegen Erbrechen

Beruhigt sich der Magen nicht von alleine oder liegt dem Erbrechen keine infektiöse Ursache zugrunde, stehen Ihnen verschiedene Medikamente und Hausmittel zur Verfügung. Bei Erbrechen sind Zäpfchen nicht nur für Kinder eine gute Wahl. Medikamente die Sie schlucken müssen, kommen eventuell schneller wieder heraus als sie wirken können. Der Darm nimmt den Wirkstoff rasch und sicher auf, wenn Sie keinen begleitenden Durchfall haben.

Medikamente gegen Erbrechen und Übelkeit

Folgende Wirkstoffe und Präparate sind bei Erbrechen geeignet:

Dimenhydrinat

Der Wirkstoff entfaltet als Antihistaminikum seine Wirkung gegen Erbrechen und wirkt zusätzlich beruhigend. Dimenhydrinat eignet sich auch gut als Vorbeugung und Behandlung der Reisekrankheit. Sie finden in der Apotheke Zäpfchen, Retardkapseln, (Kau)Dragees und Sirup in unterschiedlichen Dosierungen. Folgende Präparate enthalten den Wirkstoff Dimenhydrinat:

Erwachsene können bei Bedarf bis zu 3 x täglich 150 Milligramm einnehmen. Für Kinder und schwangere Frauen wird die Dosis individuell angepasst. Die genaue Dosierung entnehmen Sie dem jeweiligen Beipackzettel. Nebenwirkungen sind hauptsächlich in Form von starker Müdigkeit zu erwarten. Selten treten Hautausschlag und Blasenentleerungsstörungen auf.

Alle rezeptfreien Medikamente mit Dimenhydrinat ansehen.

Metoclopramid

Metoclopramid unterdrückt den Brechreiz im Gehirn und stimuliert die Darmbewegungen. Das Medikament steht in Form von Tabletten, Tropfen, Kapseln und Zäpfchen zur Verfügung, ist jedoch rezeptpflichtig. Mögliche Nebenwirkungen sind Durchfall und Störungen des zentralen Nervensystems. Für Kinder unter zwei Jahren ist der Wirkstoff nicht zugelassen. Weitere Informationen erteilt Ihnen Ihr Arzt.

Domperidon

Domperidon wirkt ähnlich wie Metoclopramid. Tropfen und Tabletten sind ebenfalls nur auf Rezept Ihres Arztes erhältlich. Als Nebenwirkungen sind Störungen des zentralen Nervensystems bekannt.

Starke Wirkstoffe wie Ondansetron und andere Serotoninantagonisten kommen im klinischen Umfeld, nach ärztlicher Verordnung, zum Einsatz.

Präparate bei Erbrechen in der Schwangerschaft

Spezielle Präparate wie Nausema wirken zum Beispiel auf natürliche Weise gegen Erbrechen in der Schwangerschaft und enthalten die Vitamine B1, B6 und B12.

Homöopathische Mittel und Hausmittel gegen Erbrechen und Übelkeit

Vor der Anwendung homöopathischer Mittel empfiehlt sich die Beratung durch einen Homöopathen oder Heilpraktiker.

Homöopathische Mittel

In der Homöopathie gibt es zahlreiche Mittel gegen Erbrechen. Nux vomica und Ipecacuanha sind zwei Empfehlungen.

Hausmittel

Folgende Hausmittel können bei Erbrechen Linderung schaffen:


Quellen

Herold G et al.: Innere Medizin, Köln, Gerd Herold 2014 Schönau et al., Pädiatrie integrativ, Urban & Fischer, München 2005
http://klinikum.uni-muenster.de/fileadmin/ukminternet/daten/zentren/cccm/pdf/Ernaehrung_bei_UEbelkeit_und_Erbrechen.pdf


Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und stellen keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments dar.


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