Selenmangel behandeln und vorbeugen
Aktualisiert am 21.02.24
Selen zählt zu den essenziellen Spurenelementen, die dem Körper regelmäßig in kleinen Mengen zugeführt werden müssen, denn der menschliche Organismus ist nicht in der Lage, Selen selbst herzustellen. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist die Selenversorgung ausreichend gedeckt. Dies gilt allerdings nicht für eine vegetarische oder vegane Ernährungsform. Daher gehören Vegetarier und Veganer zu den Risikogruppen, die auf eine angemessene Selenzufuhr achten sollten. Ebenfalls betroffen sind Personen mit gesundheitlichen Beschwerden oder Vorerkrankungen. Durch den Verzehr selenreicher Nahrungsmittel lässt sich einem Mangel jedoch effektiv vorbeugen.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Funktionen von Selen im Körper
- Ursachen eines Selenmangels
- Symptome eines Selenmangels
- Folgen eines Selenmangels
- Risikogruppen Selenmangel
- Täglicher Selen-Bedarf
- Ernährung bei Selenmangel
- Behandlung mit Nahrungsergänzungsmitteln
- Folgen bei Überdosierung
Funktionen von Selen im Körper
Selen ist ein wesentlicher Bestandteil diverser Enzyme im menschlichen Organismus, die vielfältige und essenzielle Funktionen ausüben:
Dank seiner antioxidativen Eigenschaften übernimmt Selen die Aufgabe, Zellmembranen zu schützen und somit vor Zellschädigungen freier Radikale zu bewahren. Des Weiteren spielt Selen eine bedeutsame Rolle bei der DNA-Synthese, der Zellteilung und dem Zellwachstum. Selen ist aber auch ein wichtiger Bestandteil des Schilddrüsenstoffwechsels und unterstützt die körpereigenen Abwehrkräfte. Durch seine immunstimulierende Wirkung dient Selen nicht nur der Vorbeugung von Infektionen, sondern hilft dem Organismus auch bei der Entgiftung von Schwermetallen. Weiterhin sind Selen abhängige Enzyme Bausteine von Spermien und somit wichtig für die Fruchtbarkeit des Mannes.
Ursachen für einen Selenmangel
Grundsätzlich tritt ein Selenmangel bei einer ausgewogenen Ernährung eher selten auf. Dennoch gibt es diverse Gründe für einen Mangel an Selen. Neben Ernährungsfaktoren tragen bestimmte Erkrankungen und das Älterwerden dazu bei, das Risiko für einen Selenmangel zu erhöhen. Dazu zählen ein Alter von über 90 Jahren, eine proteinarme Ernährung sowie ein geschwächtes Immunsystem und vorhandene Krebserkrankungen. Auch das Rauchen oder eine Alkoholabhängigkeit können dazu beitragen, einen Selenmangel zu entwickeln.
Das Leben in Regionen mit selenarmen Böden ist ebenfalls eine potenzielle Ursache für einen Selenmangel. Selenarme Böden sind in vielen Teilen Europas verbreitet. Neben Deutschland sind insbesondere auch Länder wie Schottland, Finnland und Dänemark von selenarmen Böden betroffen. Auch verschiedene Regionen auf dem Balkan zählen dazu sowie Regionen in Höhenlagen Zentralafrikas und Asiens.
Symptome eines Selenmangels
Eine leichte Unterversorgung mit Selen führt in der Regel selten zu erkennbaren Symptomen. Hier kommt es eher zu Symptomen, wenn gleichzeitig ein Mangel an Vitamin E besteht. Liegt ein richtiger Selenmangel vor, zeigt sich dies zuerst in den Bereichen des Körpers, die die größte Speicherkapazität für Selen haben. Größere Mengen an Selen sind im Herzen, in den Nieren, in der Leber, Bauchspeicheldrüse, Milz, in den Augen, im Gehirn, in den roten Blutkörperchen, Blutplättchen sowie in den Hoden zu finden. Der Großteil des gespeicherten Selens, etwa 40 Prozent, befindet sich jedoch in der Skelettmuskulatur.
Typische Anzeichen für einen Selenmangel sind:
- weiß gefleckte Fingernägel
- blasse, trockene Haut
- dünne Haare (Haarausfall),
- Infektanfälligkeit (schwaches Immunsystem)
- Muskelschwäche
- Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann
- Wachstumsverzögerung
- Müdigkeit
Folgen eines Selenmangels
Ein Mangel an Selen kann schwerwiegende Folgen haben. So ist es möglich, dass bei langfristiger unzureichender Selenzufuhr oder bei Mutationen in Genen, die den Selenstoffwechsel und damit die Produktion von Selenoproteinen beeinträchtigen, Herzmuskelerkrankungen (Keshan-Krankheit) oder Augenerkrankungen entstehen. Mögliche Folgen können auch rheumatoide Arthritis und Gelenkerkrankungen (Kashin-Beck-Erkrankung) sein.
Risikogruppen für einen Selenmangel
Auf eine ausreichende Selenzufuhr sollten vor allem folgende Personengruppen achten, da bei ihnen ein erhöhter Selenbedarf bestehen kann:
- Vegetarier und Veganer
- Frühchen
- Personen mit einseitiger Ernährung (proteinfreie oder proteinarme Diäten, Fastenkuren)
- Personen mit gesundheitlichen Vorbelastungen und Erkrankungen (wie Morbus Crohn)
- Krebspatienten
- Personen mit erhöhtem Alkoholkonsum
Vegetarier und Veganer
Veganer, die gänzlich auf tierische Produkte verzichten, sind anfälliger für einen Mangel, da der Selengehalt in pflanzlichen Lebensmitteln stark von der Bodenqualität und der Verfügbarkeit des Spurenelements abhängt. Diese Schwankungen können je nach Anbauregion erheblich sein. Ackerflächen in Ländern wie Kanada, Japan und Teilen der USA häufig selenreicher als in Europa. Ein besonders ausgeprägter Selenmangel wurde beispielsweise in Finnland beobachtet. Aus diesem Grund ist man bereits in den 1980er Jahren dazu übergegangen, Düngemittel mit Selen anzureichern, um den Selengehalt in Lebensmitteln zu erhöhen. In tropischen Regionen hingegen wurden sehr hohe Selenkonzentrationen im Boden festgestellt. Vegetarier, die zusätzlich Eier und Milchprodukte konsumieren, sind in der Regel besser mit Selen versorgt als Veganer.
Frühchen (Schwangere & Stillende)
Selen ist in jeder Muttermilch enthalten, wobei die Konzentration vom Selenstatus der Mutter abhängt. Frühgeborene können einen Selenmangel entwickeln, wenn sie nicht mit Muttermilch, sondern mit selenarmen Milchersatzprodukten ernährt werden. Daher ist es wichtig, den Selengehalt bei der Auswahl der Frühgeborenennahrung im Auge zu behalten. Bei Prä- und Folgenahrungen ist dies nicht erforderlich. Diese Milchersatznahrungen für Babys enthalten Selen in ausreichender Menge. Auch wenn Babys mit Beikost zugefüttert werden, ist ihr Selenbedarf über diese Nahrung gedeckt. Weiterhin sollten Schwangere und stillende Frauen ebenfalls darauf achten, ihren Selenbedarf zu decken. Denn obwohl der Selenreferenzwert während der Schwangerschaft nicht unbedingt höher ist, legen Babys bereits vor der Geburt einen Selenspeicher an, was zu einem möglichen Mangel bei der Mutter führen kann.
Personen mit einseitiger Ernährung
Personen, die häufig proteinfreie oder proteinarme Diäten sowie Fastenkuren machen, können schneller einen Selenmangel entwickeln. Dies gilt auch für Menschen mit Essstörungen wie Bulimie und Magersucht oder Menschen, die künstlich ernährt werden müssen oder Sondennahrung erhalten. Auch hier sollte der Selengehalt in jedem Fall im Auge behalten werden. Mitunter gehören auch Senioren zur Risikogruppe, da sie sich häufig zu einseitig ernähren.
Personen mit gesundheitlichen Vorbelastungen
Unter einem Selenmangel leiden häufiger Menschen mit chronischen Magen-Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Ebenfalls gehen rheumatische Erkrankungen oft mit einem niedrigen Selenspiegel einher. Des Weiteren gehören Dialysepatienten sowie Menschen mit Mukoviszidose zu den Risikogruppen einen Selenmangel zu entwickeln.
Krebspatienten
Auch Krebspatienten weisen niedrigere Selenwerte auf, denn mit dem Fortschreiten der Krebserkrankung sinkt auch der Selengehalt im Körper. In mehreren Studien mit Patienten, die an Leberkrebs und Lungenkrebs litten, erwies sich die begleitende Verabreichung von Selen zusammen mit Chemotherapie und Bestrahlung als vorteilhaft. Neben der Reduzierung von Nebenwirkungen wurde zudem eine Verbesserung des Allgemeinbefindens sowie eine optimierte Wirkung der onkologischen Behandlungen festgestellt.
Alkoholiker oder Menschen mit erhöhtem Alkoholkonsum
Alkoholiker oder Menschen mit erhöhtem Alkoholkonsum entwickeln aufgrund ihrer meist einseitigen Ernährung und der zusätzlichen Belastung von Leber und Nieren durch den Alkoholkonsum häufig einen Selenmangel.
Wer zu einer der Risikogruppen gehört oder den Verdacht hat, unter einem Selenmangel zu leiden, sollte dies ärztlich prüfen lassen.
Täglicher Selen-Bedarf
Nachfolgend finden Sie die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Angaben in µg/Tag).
Säuglinge
- 0 bis unter 4 Monate: 10µg
- 4 bis unter 12 Monate: 15µg
Kinder
- 1 bis unter 4 Jahre: 15µg
- 4 bis unter 7 Jahre: 20µg
- 7 bis unter 10 Jahre: 30µg
- 10 bis unter 13 Jahre: 45µg
- 13 bis unter 15 Jahre: 60µg
- 15 bis unter 19 Jahre: 70µg (Jungen) 60µg (Mädchen)
Jugendliche & Erwachsene
- 19 Jahre und älter: 70µg (Männer) 60µg (Frauen)
- Schwangere: 60µg
- Stillende: 75µg
Ernährung bei Selenmangel
Personen, die einer der genannten Risikogruppen angehören oder sich rein pflanzlich ernähren, sollten ihre Ernährung durch besonders selenhaltige Lebensmittel ergänzen oder nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt ein moderat dosiertes Selen-Supplement einnehmen.
Wichtig ist jedoch, dass beide Maßnahmen nicht gleichzeitig angewendet werden, denn auch Selen kann überdosiert werden und in großen Mengen sogar toxisch wirken.
Selenhaltige Lebensmittel
Es existieren Pflanzen, die eine hohe Konzentration an Selen aufnehmen können, wie beispielsweise der Paranussbaum. Paranüsse sind daher reich an Selen. Jedoch neigen sie auch dazu, radioaktives Radium anzureichern, weshalb ihr Verzehr nur in kleinen Mengen empfohlen wird. Zusätzlich können Kohlarten (wie Brokkoli und Weißkohl), Hülsenfrüchte (wie Linsen), Reis, Knoblauch, Pilze und Haferflocken einen hohen Selengehalt aufweisen. Der Selengehalt in pflanzlichen Lebensmitteln variiert stark je nach Anbauregion, da er von der Selenkonzentration im Boden abhängig ist. Böden in Europa weisen im Vergleich zu den USA weniger Selen auf. Getreide und daraus hergestellte Produkte sind daher in den USA eine bessere Quelle für Selen als in Europa.
In der Europäischen Union ist es erlaubt, Tierfutter mit Selen zu ergänzen. Aus diesem Grund können tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Fisch konstant zur Selenversorgung beitragen. In Deutschland sind demnach tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Eier gute Quellen für Selen.
Folgende Lebensmittel sind besonders selenhaltig (Menge in µg/100g):
- Kokosnuss: 810µg
- Steinpilze: 187µg
- Paranuss: 103µg
- Sardine: 58µg
- Garnele: 50µg
- Zander: 23µg
- Kalbsleber: 22µg
- Hering: 18µg
- Hülsenfrüchte (getrocknet): 11-19µg
- Emmentaler 45% Fett: 11µg
- Hafer: 10µg
- Huhn: 10µg
- Hühnerei: 10µg
- Reis: 10µg
- Knoblauch: 5,7µg
Ernährungsvorschläge zur Deckung des täglichen Selenbedarfs
Die folgende Grafik zeigt, wie Sie den täglichen Selen-Normalbedarf eines gesunden Erwachsenen decken.
Selenaufnahme hemmende Stoffe
Selenreiche Lebensmittel sollten nach Möglichkeit nicht gleichzeitig mit Lebensmitteln und Getränken eingenommen werden, die reich an Vitamin C sind. Denn höhere Mengen Ascorbinsäure können die Aufnahme des Spurenelements beeinträchtigen. Es wird empfohlen, zwischen selenhaltigen Mahlzeiten und der Einnahme von Vitamin C eine Stunde Abstand zu halten.
Selenmangel behandeln - mit Nahrungsergänzungsmitteln
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt für Nahrungsergänzungsmittel eine Höchstmenge von
45µg (Mikrogramm) Selen pro Tagesverzehrempfehlung eines Nahrungsergänzungsmittels.
Welche Selenverbindung ist für den Körper am besten verwertbar?
Biologisch gut verwertbare anorganische Selenverbindungen sind Natriumselenit und Natriumselenat. Zu den gut verwertbaren organischen Selenverbindungen zählt Selenomethionint, welches vorwiegend in Selenhefe vorhanden ist. Allerdings schwankt der Selengehalt von Präparaten mit Selenhefe zum Teil sehr stark. Weiterhin zählen Selenocystein und Selenaspartat als gut verwertbaren organischen Selenverbindungen.
Von einer unkontrollierten und in Selbstmedikation stattfindenden Einnahme von Selen in Form von Nahrungsergänzungen ist jedoch abzuraten und sollte in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Folgen einer Selen-Überdosierung
Eine dauerhafte Überdosierung von Selen über Nahrungsergänzungsmittel kann zu einer sogenannten Selenose führen.
Diese kann ähnliche Symptome wie ein Selenmangel verursachen. Dazu gehören z. B.:
- Müdigkeit
- Gelenkschmerzen
- Haarausfall
- Brüchige Finger- und Zehennägel
- Verformungen der Nägel
- Hautveränderungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Beschwerden des Magen-Darmtrakts (Durchfall),
- Leberschäden
- Störungen des zentralen Nervensystems
Typisch für eine Selenose ist der einhergehende knoblauchartige Geruch der Atemluft. Eine akute Selenvergiftung kann zu Herzversagen sowie Kammerflimmern und demnach zum Tod führen.
Unbedenkliche Höchstgrenzen Selenzufuhr laut EFSA
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist eine tägliche Aufnahme von bis zu 300µg Selen für Erwachsene unbedenklich und mit keinem Risiko für schädliche Nebenwirkungen verbunden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass in Europa negative Auswirkungen durch die Einnahme von Präparaten auftreten, wenn sie entsprechend den Vorschriften eingenommen werden. Für Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 17 Jahren variieren die tolerierbaren Gesamtzufuhrmengen je nach Körpergewicht und liegen zwischen 60µg und 250µg Selen pro Tag.
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