Hilfe bei Schnarchen
Aktualisiert am 20.11.21
Schnarchen kann die Lebensqualität beeinträchtigen und der Gesundheit schaden. Es wird durch verengte obere Atemwege verursacht. Verschiedene Risikofaktoren verstärken das Problem. Die Behandlung ist mit Medikamenten, Hilfsmitteln wie Schnarchschienen, aber auch operativ möglich.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was passiert beim Schnarchen?
- Ursachen von Schnarchen
- Zusätzliche Schnarchverstärker
- Welche Risiken birgt das Schnarchen?
- Wann sollte man zum Arzt?
- Diagnoseverfahren beim Schnarchen
- Was hilft gegen Schnarchen?
- Behandlung einer Schlafapnoe
- Allgemeine Tipps gegen Schnarchen
Was passiert beim Schnarchen?
Fast jeder zweite Erwachsene ist mit zunehmendem Alter von Schnarchen betroffen. Im Schlaf erschlafft die Rachenmuskulatur. Die zurückfallende Zunge und der erschlaffte Gaumen behindern den Luftstrom beim Atmen. Bei verengten oberen Luftwegen müssen die Betroffenen stärker ein- und ausatmen. Die Luft strömt daher mit mehr Druck durch die Atemwege.
Dabei gibt es bei den Betroffenen Unterschiede beim Schnarchen:
- Senkung der weichen Gaumenbögen und des Zäpfchens von oben in Richtung Zunge bei ca. 20 Prozent
- Versperrung der Atemwege durch die zurückfallende Zunge bei etwa 30 Prozent
- Mischbild mit nicht klar feststellbarem Ort der Strömung bei den restlichen 50 Prozent.
Frauen schnarchen anders als Männer
Obwohl Frauen eine engere Rachenöffnung als Männer haben, fällt ihre Zunge seltener zurück. Aufgrund des Östgrogeneinflusses ist die Muskulatur stärker angespannt. Die Weichteile des Rachens flattern beim Atmen weniger. Die Schnarchgeräusche sind daher bei Frauen leiser. Sie treten häufig nur gelegentlich im Schlaf auf und machen sich eher mit Schlucken oder Schnalzen bemerkbar.
Wie entsteht das typische Schnarchgeräusch?
Die typischen Geräusche beim Schnarchen entstehen, da Zäpfchen und Gaumensegel beim Ein- und Ausatmen flattern. Das im Schlaf erschlaffte Gewebe im Mund- und Rachenraum zieht sich beim Einatmen durch Unterdruck zusammen. An den Engstellen treten Luftverwirbelungen auf, die zu Vibrationen und zum typischen Schnarchgeräusch führen. Engstellen im Nasenbereich können diesen Unterdruck verstärken. Eine Gewebeschwäche der Atemwege und fehlende Festigkeit begünstigen die Geräusche.
Ursachen von Schnarchen
Beim Schnarchen werden einfaches Schnarchen und obstruktive Schlafapnoe unterschieden, die unterschiedliche Ursachen haben. Ursache einer zentralen Schlafapnoe ist eine Störung des zentralen Atemantriebs im Gehirn. In seltenen Fällen verursachen Zysten oder Tumore im Kehlkopfbereich ein Schlafapnoe-Syndrom.
Ursachen von einfachem Schnarchen
Einfaches Schnarchen wird durch Atemwegsinfektionen oder allergische Reaktionen hervorgerufen, die zu einer Verengung der oberen Atemwege führen. Typische Atemwegsinfektionen sind Schnupfen mit angeschwollenen Nasenschleimhäuten, weitere Erkältungskrankheiten, eine akute Mandelentzündung oder eine akute Nasennebenhöhlenentzündung.
Ursachen der obstruktiven Schlafapnoe
Die obstruktive Schlafapnoe ist anatomisch bedingt. Ursachen einer obstruktiven Schlafapnoe sind:
- Verkrümmung der Nasenscheidewand
- vergrößerte Rachen- oder Gaumenmandeln
- verlängerter weicher Gaumen
- vergrößerte Zunge
- chronische Entzündung von Nasenhaupt- und -nebenhöhlen
- Nasenpolypen
- Probleme mit dem Kiefergelenk
- abstehende knöcherne Sporne im hinteren Bereich der Nasenscheidewand
- vergrößerte Nasenmuscheln
- Fehlstellung von Ober- oder Unterkiefer
- erschlafftes Gewebe
Ursachen von Schnarchen bei Säuglingen und Kindern
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Schleimhautfalte im Rachen noch nicht vollständig ausgebildet. Die Atemwege sind in dieser Lebensphase noch recht eng. Auch ein Schnupfen, ein Infekt, Polypen in der Nase oder vergrößerte Mandeln führen bei Kleinkindern zum Schnarchen. Häufig schnarchen Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren, da sich das lymphatische Gewebe in diesem Alter vergrößert.
Zusätzliche Schnarchverstärker
Verschiedene Faktoren fördern Atemstillstände während des Schlafens und verstärken das Schnarchen:
- Bluthochdruck
- Übergewicht und falsche Ernährung, da die zunehmende Körpermasse die Atemwege verengt.
- Einnahme von Schlafmitteln oder Antihistaminika gegen Heuschnupfen, da die Muskulatur der Atemwege entspannt wird.
- Rückenlage beim Schlafen
- Schwangerschaft, vor allem gegen Ende, aufgrund der Gewichtszunahme und der häufigen Rückenlage beim Schlafen.
- Wechseljahre aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels und der nachlassenden Spannung der Muskulatur.
- Psychische Ursachen und Stress, die zu einer erhöhten Adrenalinausschüttung und unregelmäßigem Schlaf führen.
- Rauchen, da die Atemwege gereizt werden.
- Alkoholkonsum, da die Spannung in der Muskulatur nachlässt.
Welche Risiken birgt das Schnarchen?
Das Risiko beim Schnarchen besteht in der Schlafapnoe. Atemaussetzer gefährden die Gesundheit. Die Betroffenen leiden häufig unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie
- Herzrhythmusstörungen,
- Herzmuskelerkrankungen,
- Bluthochdruck,
- Herzinfarkt.
Bei vielen Betroffenen tritt Sodbrennen auf. Magensäure fließt aufgrund der beeinträchtigten Atmung zurück in die Speiseröhre. Der gestörte Schlaf führt zu Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Angstzuständen und Tagesmüdigkeit. Schlafstörungen erhöhen die Unfallgefahr.
Erhöhtes Diabetesrisiko durch Schnarchen
Die Insulinresistenz von Patienten mit Schlafapnoe ist 2,5 Mal höher als bei gesunden Menschen im gleichen Alter. Eine erhöhte Toleranz gegenüber Insulin erhöht das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2. Die Zusammenhänge zwischen Insulinresistenz und Atemstillständen sind noch nicht erforscht. Die Atempausen lösen Stressreaktionen im Körper aus. Freigesetzte Stresshormone wie Kortisol beeinflussen die Insulintoleranz negativ.
Wann sollte man zum Arzt?
Spricht Ihr Partner Sie häufig darauf an, dass Sie schnarchen, sollten Sie einen Arzt konsultieren. Der Arzt stellt fest, ob eine Schlafapnoe vorliegt. Bei lautem und unregelmäßigem Schnarchen sollten Sie zum Arzt gehen, da es sich zumeist um eine Schlafapnoe handelt. Einen Arzt sollten Sie auch aufsuchen, wenn Sie sich am Tage häufig müde fühlen, trotzdem Sie nachts mindestens sechs Stunden schlafen.
Diagnoseverfahren beim Schnarchen
Als Grundlage für die Diagnose führt der Arzt ein Anamnesegespräch und befragt Sie zu
- Häufigkeit des Schnarchens
- Schnarchverstärkern wie Rauchen, Medikamenteneinnahme, Alkoholgenuss
- bekannten Erkrankungen
- Tagesmüdigkeit
- nächtlichem Erwachen mit Atemnot.
Um die Ursache zu ermitteln, untersucht der Arzt Nasen- und Rachenraum mit einem Endoskop. Mit einem Schnarchtestgerät, das Sie zu Hause anwenden, stellt der Arzt fest, ob eine Schlafapnoe vorlieg
Weiterführende Untersuchungen beim Schnarchen
Besteht im Nasen- und Rachenbereich keine Ursache für das Schnarchen und leiden Sie nicht unter Schlafapnoe, erfolgt eine Untersuchung von Kehlkopf und Luftröhre mit einer Laryngotracheoskopie.
Vermutet der Arzt eine Bissfehlstellung als Ursache für das Schnarchen, überweist er Sie an einen Zahnarzt. Der Zahnarzt überprüft den Bissstatus.
Untersuchung im Schlaflabor
Liegt eine Schlafapnoe vor, überweist Sie der Arzt in ein Schlaflabor. Der Schlafmediziner bringt an Ihrem Körper Sensoren an, um in ein bis zwei Nächten mit einem Schlafprotokoll Informationen über Atemfunktion, Herzschlag, Blutdruck, Gehirnaktivität und Sauerstoffsättigung im Blut zu erhalten. Bei der Untersuchung kann der Arzt die Schlafphasen bewerten und Atemstillstände feststellen.
Was hilft gegen Schnarchen?
Die Behandlungsmöglichkeit beim Schnarchen hängt von der Ursache ab. Der Arzt entscheidet über die geeignete Behandlungsmethode. Die Behandlung kann mit Medikamenten, mit verschiedenen Hilfsmitteln sowie operativ erfolgen.
Medikamentöse Behandlung
Verschiedene Medikamente zur Behandlung von Schnarchen sind rezeptfrei erhältlich. Rachenspray mit dem Wirkstoff Carrageen bildet Schaum und reduziert die Vibrationen beim Atmen. Spray mit Vitamin E, Zitronensäure und Pfefferminzöl befeuchtet die Schleimhäute und wirkt der Erschlaffung im Gaumen- und Rachenraum entgegen. Der Wirkstoff Glycerol vermindert die Vibrationen von Gaumensegel und Zäpfchen. Lavendelöl, Ringelblumenextrakt und Thymianöl lindern Beschwerden bei verstopfter Nase. Sie sollten das Spray direkt vor dem Schlafengehen anwenden. Die Wirkung setzt schon nach wenigen Anwendungen ein.
Operative Eingriffe
Tritt durch Medikamente, Hilfsmittel wie Schienen oder eine Änderung des Lebensstils keine Besserung ein, ist ein operativer Eingriff die Lösung der Wahl. Welche Operation angewendet wird, hängt von der Ursache ab.
Nasenoperation
Eine Nasenoperation wird bei einer Verkrümmung der Nasenscheidewand, vergrößerten Nasenmuscheln, zu großen oder abstehenden Spornen der Nasenscheidewand sowie bei Polypen und Wucherungen vorgenommen. Die Operation verbessert die Nasenatmung.
Gaumenstraffung oder Einsatz von Gaumenimplantaten
Schlaffes Gewebe im Rachenraum lässt sich mit Radiowellen auf schonende Weise straffen. Bei der Lasermethode schneidet ein hochenergetischer Lichtstrahl schlaffes und überflüssiges Gewebe weg. Gaumenimplantate aus Kunststoff stabilisieren einen weichen Gaumen.
Zungenoperation
In seltenen Fällen ist eine Zungenoperation notwendig. Im hinteren Bereich der Zunge wird mit Laser ein Stück entfernt. Das erleichtert die Atmung im unteren Rachen, da ein größerer Raum hinter der Zunge entsteht.
Stabilisierung oder Verkleinerung des Kehldeckels
Ist der Kehldeckel zu groß oder zu weich, kann er beim Liegen die Stimmritze ganz oder teilweise verschließen. Eine operative Verkleinerung des Kehldeckels mit Vernähen der Wundränder bringt Linderung.
Vorverlagerung des Kiefers
Um Ober- und Unterkiefer nach vorn zu verlagern, muss der Arzt den Kieferknochen durchtrennen. Die Durchlässigkeit der Atemwege verbessert sich, da mehr Raum entsteht. Dieser Eingriff eignet sich bei einem zu kleinen oder zu weit hinten liegenden Unterkiefer.
Uvulo-Palato-Pharyngo-Plastik
Diese Operation ist ziemlich schmerzhaft und nur sinnvoll, wenn keine Engstellen an den übrigen oberen Atemwegen vorhanden sind. Die zu weiche Gaumenmuskulatur wird gestrafft, das Gaumenzäpfchen gekürzt. Die Operation erfolgt oft in Kombination mit der Entfernung vergrößerter Mandeln.
Schienen & Co.
Bevor eine Operation vorgenommen wird, kann der Arzt das Schnarchen mit verschiedenen Hilfsmitteln behandeln.
H4: Schnarchschiene
Der Zahnarzt kann individuell eine Aufbissschiene für Ober- und Unterkiefer anpassen, die Sie nachts tragen. Da sich der Unterkiefer leicht nach vorn schiebt, bleiben die Atemwege offen. Zunge und Gaumen verlagern sich.
Nasenspreizer und Nasenklammern
Nasenspreizer und Nasenklammern bestehen aus medizinischem Kunststoff. Sie erweitern den Luftkanal und werden unter die Nasenflügel eingeführt. Die Nasenspreizer erleichtern das Ein- und Ausatmen durch die Nase.
Schlafweste
Schlafen Sie häufig auf dem Rücken und schnarchen Sie deshalb, kann eine Schlafweste helfen, auf der Seite zu schlafen. Die Ausstattung der Schlafweste verhindert das Drehen auf den Rücken.
Behandlung einer Schlafapnoe
Bei einer Schlafapnoe ist eine kontinuierliche Sauerstoffzufuhr während des Schlafs erforderlich. Nasale Atemgeräte mit Überdruck führen beim Schlaf über eine Maske Luft zu. Der erhöhte Druck verhindert das Verschließen des erschlafften Rachens im Schlaf. Bei der APAP-Therapie (Automated Continous Positive Airway Pressure) passt das Atemgerät kontinuierlich den Druck nach Bedarf an. Bei der BIPAP-Therapie (Bi Positive Airway Pressure) kann der erzeugte Druck beim Ein- und Ausatmen separat eingestellt werden.
Luftröhrenschnitt
In schweren Fällen von Schlafapnoe, wenn andere Behandlungsmethoden nicht zum Erfolg führen, kann der Arzt einen Luftröhrenschnitt ausführen. Er schneidet die Luftröhre auf und setzt eine perforierte Trachealkanüle ein. Ist der Patient wach, wird die Öffnung verschlossen. Der Patient kann normal sprechen und atmen. Vor dem Schlafengehen öffnet der Patient die Kanüle. Die Luft gelangt direkt in die Lunge. Diese Methode beeinträchtigt die Lebensqualität.
Allgemeine Tipps gegen Schnarchen
Mit einigen einfachen Mitteln können Sie selbst gegen das Schnarchen vorgehen:
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht, gesunde und ausgewogene Ernährung
- Mindestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol trinken
- auf Rauchen verzichten
- leichtes Abendessen und nicht zu spät essen
- möglichst auf der Seite schlafen
- Schlafzimmer immer gut lüften und darauf achten, dass die Temperatur nicht höher als 20 Grad Celsius ist.
Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und sind keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments.