Scharlach
Aktualisiert am 25.01.22
Bei Scharlach handelt es sich um eine akute, hochansteckende und bakteriell verursachte Infektionskrankheit. Es ist eine Sonderform der typischen Streptokkokenangina, auch als Mandelentzündung bekannt, bei welcher die verursachenden Bakterien ein spezielles Toxin produzieren. Dieses Toxin ist unter anderem für den typischen, kleinfleckigen Hautausschlag verantwortlich, der eine Scharlach-Erkrankung charakterisiert.
Häufig wird Scharlach als Kinderkrankheit bezeichnet, wobei sich mittlerweile viele Wissenschaftler und Forscher von dieser Kategorisierung distanzieren. Im Gegensatz zu typischen Kinderkrankheiten können sich Betroffene nämlich mehrfach mit Scharlach infizieren.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
Verbreitung & Häufigkeit
Scharlach gilt weltweit als besonders häufig auftretende Infektionskrankheit. In Deutschland sogar als eine der häufigsten. Besonders oft sind Kinder betroffen. Ein Erkrankungsgipfel lässt sich im Alter von vier bis zwölf Jahren finden. Ebenso können aber auch Erwachsene oder Jugendliche an Scharlach erkranken. Nicht betroffen sind hingegen Säuglinge bis zu einem Alter von sechs Monaten. Diese weisen in der Regel noch einen Immunschutz der Mutter auf, welcher vor einer Ansteckung schützt. Spätestens im Kindergarten kommt es dann aber zu den ersten Infektionen, da hier viele Menschen aufeinandertreffen, die sich gegenseitig infizieren. Bislang gibt es keinen wirkungsvollen Impfschutz gegen Scharlach. Eine Vorbeugung ist somit nicht möglich, was auch die Häufigkeit der Infektionen erklärt.
Deutschlandweite Verbreitung
Eine Infektion mit Scharlach ist nicht im gesamten Bundesgebiet meldepflichtig. Lediglich in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist eine Meldung notwendig. Diesbezüglich ist es bislang nicht möglich, eindeutige Angaben über die Häufigkeit von Scharlach-Infektionen innerhalb von Deutschland zu machen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass jährlich mindestens 40.000 Erkrankungen auftreten, wobei noch eine große Dunkelziffer existieren sollte, was auch daran liegt, dass viele Infektionsträger keinerlei Symptome einer Erkrankung zeigen. Symptomlose Infektionsträger sind aber dennoch ansteckungsfähig, sodass eine Übertragung auch unbewusst erfolgen kann. Darüber hinaus wird die Scharlach-Infektion nicht selten als einfache Angina abgetan. Insbesondere im Erwachsenenalter erfolgt somit keine eindeutige Diagnosestellung.
Scharlach vor Einführung von Antibiotika
Da einer Scharlach-Erkrankung eine Infektion mit Bakterien zugrunde liegt, wird die Infektion meist mit einem entsprechenden Antibiotikum (ergänzend) behandelt. Durch die Einführung von Antibiotika und die damit verbundene Behandlungsmöglichkeit ist der Medizin ein enormer Fortschritt gelungen, der auch für Scharlach-Fälle nicht unbeachtet sein sollte. Bevor Antibiotika eingesetzt wurden, verlief die Krankheit sehr oft tödlich. Es wird davon ausgegangen, dass Scharlach im neunten Jahrhundert nach Europa eingeschleppt wurde. Noch heute sind vor allem Schwellenländer von epidemischen Ausbreitungen der Infektion betroffen, welche auch mit zahlreichen Todesfällen verbunden sind.
Ursachen für Scharlach
Auslöser für eine Scharlach-Erkrankung
Verantwortlich für eine Scharlach-Erkrankung sind ß-hämolysierende Streptokkoken-Bakterien der Gruppe A. Hierbei handelt es sich um grampositive Bakterien. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass es drei bis vier verschiedene Typen dieser Bakterien gibt, wodurch mehrfache Infektionen mit Scharlach möglich sind. Die jeweils auslösenden Bakterien produzieren im Körper des Menschen ein bestimmtes Toxin, welches wiederum für die charakteristischen Scharlach-Symptome verantwortlich ist. Sofern eine Ansteckung mit den auslösenden Bakterien erfolgt ist, beträgt die Inkubationszeit ungefähr zwei bis fünf Tage. Die tatsächliche Dauer ist abhängig von der Menge und Virulenz der Erreger. Mit Inkubationszeit ist an dieser Stelle die Dauer von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit zu verstehen.
Ansteckung mit Scharlach
Eine Ansteckung mit Scharlach erfolgt in den meisten Fällen über Tröpfchen-Infektionen, das heißt durch Niesen, Husten oder dergleichen seitens der erkrankten Person. In besonders seltenen Fällen kann die Ansteckung auch durch Schmierinfektionen oder kontaminierte Lebensmittel erfolgen. Interessant ist, dass nicht nur erkrankte Personen ansteckungsfähig sind, sondern ebenso gesunde Personen, die das Bakterium in sich tragen.
Verschiedensten Untersuchungen zufolge tragen etwa 20 Prozent der deutschen Bevölkerung die entsprechenden Streptokkoken-Bakterien in sich. Die Ansteckungsfähigkeit eines Erkrankten beträgt, ohne adäquate Behandlung, ungefähr ein bis drei Wochen, abhängig vom individuellen Krankheitsverlauf. Sofern ein Antibiotikum verabreicht wird, kann davon ausgegangen werden, dass innerhalb von ein bis zwei Tagen nach erstmaliger Einnahme des Antibiotikums keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Gemäß § 34 Abs. 1 IfSG besteht bei Verdacht auf Scharlach und bei Erkrankung an Scharlach absolutes Schulverbot. Das Schulverbot gilt gleichermaßen für Kindertageseinrichtungen, Arbeitsstätten oder andere Orte, in denen ein Kontakt zu gesunden Menschen besteht. Dadurch kann das Ansteckungsrisiko deutlich verringert werden und epidemische Ausbreitungen lassen sich vermeiden.
Entstehung der Krankheit
Kommt es zu einer Ansteckung mit den Scharlach Bakterien, folgt anfangs eine Lokalinfektion im Rachenraum. Zusätzlich tritt eine toxische Fernwirkung ein, bei welcher ein von den Bakterien gebildetes Toxin auf die Haut wirkt und den typischen Scharlach-Ausschlag hervorruft. Der gesamte Prozess dauert ungefähr zwei bis fünf Tage. Erst danach kommt es zu den typischen Symptomen einer Scharlach-Infektion. Während der Erkrankung drohen eitrige und toxische Reaktionen sowie immunologische Komplikationen.
Symptome
Typische Scharlach-Symptome
Im Allgemeinen ähneln die Symptome einer Scharlach-Infektion denen einer typischen Streptokkoken-Angina. Zusätzlich kommen aber noch charakteristische Scharlach-Symptome hinzu, die vor allem durch das von den Bakterien produzierte Toxin hervorgerufen werden.
Allgemeine Symptome einer Scharlach-Infektion:
- plötzlicher Beginn mit hohen Fieberanstieg
- eventuell Schüttelfrost
- starke Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens
- extreme Schluckbeschwerden und Halsschmerzen
- verstärkter Speichelfluss
- eventuell Kopfschmerzen
Zusätzliche, charakteristische Symptome einer Scharlach-Erkrankung:
- Schwellung und Druckschmerzhaftigkeit der Kieferlymphknoten
- vom dritten bis vierten Krankheitstag weißlich belegte Zunge
- Ablösung des weißlichen Zungenbelages ab dem fünften Krankheitstag - infolgedessen sehr rote Zunge mit entzündeten Papillen (Himbeerzunge / Erdbeerzunge)
- meist kurzzeitiger Hautausschlag, der kleinfleckig, dicht stehend, blassrosa und erhaben wirkt
- Schuppung der Haut vor allem an den Händen und Füßen ab der zweiten Krankheitswoche
Darüber hinaus lassen sich noch einige Symptome beschreiben, die vor allem durch den behandelnden Arzt festgestellt werden können. Dazu zählt beispielsweise der feuerrote Rachen, der gerötete, weiche Gaumen oder aber der rosafarbene Gaumenbogen.
Symptome möglicher Komplikationen bei Scharlach
Scharlach kann eine Reihe von Komplikationen auslösen. Diese werden in eitrige, toxische und immunologische Komplikationen unterteilt. Sofern entsprechende Symptome auffällig werden, ist dringend ärztlicher Rat einzuholen.
Eitrige Komplikationen
(innerhalb der ersten bis dritten Krankheitswoche möglich)
- Mittelohrentzündungen, geprägt durch pulsierende Ohrenschmerzen, Fieber, Minderung der Hörleistung, eventuell Übelkeit und Erbrechen. Nach drei bis acht Tagen kann es zu einem Trommelfelldurchbruch, mit Austritt von Eiter, kommen.
- Nasennebenhöhlenentzündungen, auch Sinusitis genannt. Kopfschmerzen, Druckgefühl oder bohrender Schmerz im vorderen Kopfbereich. Schmerzen werden beim Vorbeugen schlimmer. In der Regel gleichzeitig eitriger Schnupfen. Unter Umständen Fieber, Abgeschlagenheit und Sehstörungen. Ständiger Sekretfluss im Rachenbereich.
- Abzessbildungen an den Mandeln.
- Hirnhautentzündungen, auch Meningitis genannt. Verbunden mit Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit sowie häufig mit Fieber, Bewusstseinsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit. Kinder sind meist gereizt und teilweise benommen.
- Blutvergiftung aufgrund der Streptokokken.
Toxische Komplikationen
(während der ersten Krankheitswoche möglich)
- Nephritis, Sammelbegriff für verschiedene, entzündliche Erkrankungen der Nieren
- Herzmuskelentzündungen, auch Myokarditis genannt. Es existieren keine spezifischen Symptome. Viele Patienten bleiben vollkommen symptomlos. Ein Hinweis kann jedoch Müdigkeit, allgemeine Abgeschlagenheit, Fieber oder Atemnot sein.
- Gelenkentzündungen
Immunologische Reaktionen
(während der dritten Krankheitswoche möglich):
- Akutes, rheumatisches Fieber, entzündliche Systemerkrankung von Haut, Herz, Gehirn und den Gelenken.
- Rheumatische Herzentzündung
- Muskelschwäche und Abschwächung der Reflexe.
- Chroea Minor, Bewegungen die unkontrolliert und blitzartig erfolgen, allgemein eintretende Muskelschwäche und Abschwächung der Reflexe.
- Entzündung der Nierenkörperchen.
Diagnose
Eine eindeutige Diagnose einer Scharlach-Infektion kann ausschließlich durch einen Arzt gestellt werden. Hierfür gibt es verschiedene Alternativen. Im Vordergrund steht die Inspektion des Rachens und der Zunge. Hier lassen sich symptomatisch Besonderheiten festmachen, die einen Verdacht auf eine Scharlach-Erkrankung erhärten können. Ferner kann ein bereits vorhandener Ausschlag als Kriterium gewertet werden. Allerdings sind diese Symptome nicht zwangsläufig mit einer Scharlach-Infektion gleichzusetzen. Sie können ebenso für andere Krankheiten stehen. Daher ist eine weitergehende Diagnostik zwingend anzuraten.
Hilfreich kann unter anderem ein Bluttest sein. Ab Beginn der Erkrankung lässt sich über das Blut eine Leukozytose nachweisen. Ab dem fünften bis sechsten Krankheitstag kann zusätzlich eine Eosinophilie nachgewiesen werden.
Schnelltests in der Arztpraxis
Besonders schnell geht die Diagnose einer Scharlach-Infektion mit Hilfe von einem Schnelltest, den grundsätzlich jeder Arzt und Kinderarzt in seiner Praxis haben sollte. Bei diesem Schnelltest wird ein Rachenabstrich vorgenommen, über welchen sich die auslösenden Streptokokken nachweisen lassen. In der Regel liegt das jeweilige Ergebnis binnen weniger Minuten bereit, sodass eine schnellstmögliche Behandlung und Therapie eingeleitet werden kann.
Scharlach - Therapie und Behandlung
Behandlungsmethoden von Scharlach
Grundsätzlich kommen bei einer Scharlach-Infektion verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage. Zum einen die schulmedizinische Behandlung, welche von jedem Arzt angeraten wird, zum anderen aber auch die homöopathische oder naturheilkundliche Therapie, welche im Zusammenhang mit Scharlach allerdings auch nur durch einen Arzt durchgeführt werden darf. Grund dafür ist das deutschlandweit vorherrschende Verbot einer Behandlung durch den Heilpraktiker. Dieses Verbot wird im Infektionsschutzgesetz, unter § 24 beschrieben.
Ziele der schulmedizinischen Behandlung
Schulmedizinische Behandlung: Die schulmedizinische Therapie bei einer Scharlach-Infektion zielt vorrangig auf die Gabe eines hochdosierten Antibiotikums ab. In der Regel ist Penicillin das Mittel der Wahl. In besonders extremen Fällen kann eine zusätzliche Gabe von Analgetika, zur Schmerzlinderung, angezeigt sein. Ferner steht Bettruhe im Vordergrund. Eine Linderung der Beschwerden rund um den Hals kann durch kalte Halswickel und durch desinfizierende Mundpflegemittel, etwa in Form von Spülungen oder Pinselungen, gelindert werden.
Eltern sollten ihren Kindern vorzugsweise weiche Nahrung anbieten, um die Schluckbeschwerden zu lindern. Sofern es immer wieder zu eitrigen Mandelentzündungen kommt, kann eine operative Entfernung der Gaumenmandeln angeraten werden. Das Gleiche gilt, wenn die Mandelentzündung chronisch verläuft und es bereits zu einer Vernarbung des Gewebes gekommen ist.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Die homöopathische und naturheilkundliche Therapie zielt vor allem auf die Linderung der Symptome ab. Im Vordergrund stehen die Senkung des Fiebers sowie die Schmerzlinderung. Dazu werden unterschiedliche Präparate empfohlen. Ferner können spezielle pflanzliche Heilmittel eine antibakterielle Wirkung haben und entsprechend zur Bekämpfung der Streptokokken eingesetzt werden.
Scharlach vorbeugen
Keine Impfung zur Vorbeugung
Zahlreiche, typische Kinderkrankheiten lassen sich durch entsprechende Impfungen vorbeugen. Für Scharlach gibt es bislang jedoch keinen wirksamen Impfschutz. Das liegt vor allem daran, dass es verschiedene Bakterien-Typen gibt, die eine Erkrankung auslösen können. Die körpereigene Immunität wird lediglich antitoxisch aufgebaut und das auch nur gegen das jeweilige Toxin, welches bereits im Körper des Betroffenen wirkte. Dadurch ist jederzeit eine Zweiterkrankung mit einem anderen Erreger möglich.
Daher besteht die wichtigste Prophylaxe vor allem darin, Erkrankte von Gesunden fernzuhalten.