Hilfe bei Reizdarm
Aktualisiert am 09.02.23
Der Reizdarm ist eine funktionelle Störung des Magen-Darm-Systems, die in Deutschland sehr häufig auftritt. Es liegen typische Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen vor, die von verschiedenen Faktoren verursacht werden. Auf dem Weg zur Diagnose werden viele andere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes ausgeschlossen. Die Behandlung des Reizdarmsyndroms wird weiterhin erforscht. Aktuell helfen Ihnen Bifidobakterien und Medikamente, welche die einzelnen Symptome therapieren.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Ursachen & Einflussfaktoren
- Symptome
- Mögliche Risikogruppen
- Ernährung bei Reizdarm
- Wann zum Arzt bei Reizdarm?
- Diagnose Reizdarmsyndrom
- Reizdarm behandeln
- Folgen bei Nichtbehandlung
- Tipps bei Reizdarm
- Neueste Studien und Erkenntnisse
Der Reizdarm wird in der medizinischen Fachwelt als Reizdarmsyndrom, irritables Kolon, Reizkolon oder spastisches Kolon bezeichnet. Die Befindlichkeitsstörung gehört zu den funktionellen Darmerkrankungen und tritt in Deutschland häufig auf. Fünf Millionen Menschen sind vom Reizdarmsyndrom betroffen1 und stellen circa die Hälfte aller Betroffenen dar, die sich mit Darmbeschwerden beim Arzt vorstellen.2 Unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall sind typisch für Reizdarm.
Ursachen & Einflussfaktoren
Das Reizdarmsyndrom ist eine funktionelle Störung. Strukturell liegt keine Erkrankung des Darms vor. Mediziner sind weiterhin auf der Suche nach genauen Ursachen. Mehrere Faktoren scheinen dem Reizdarm zugrunde zu liegen:
- eine höhere Dehnungsempfindlichkeit der Darmwand
- eine erhöhte Aktivität des im Darm integrierten Nervensystems (enterales Nervensystem, "Bauchhirn")
- Bewegungsstörungen des Darms (Motilitätsstörungen)
- dem Reizdarm vorangehende Darminfektionen und eine Darmflora, die sich deshalb im Ungleichgewicht befindet
- eine fettreiche, unausgewogene Ernährung
- ein zu hoher oder zu niedriger Anteil an Nahrungsfasern in den Lebensmitteln
- Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten (besonders bei Allergikern)
- Zuckerintoleranzen (Lactose, Fructose, Saccharose, Sorbitol)
- Zöliakie oder Gluten-Unverträglichkeit
- psychische Belastungssituation(en)
Symptome
Patienten, die an einem Reizdarmsyndrom leiden, beklagen typische Symptome:
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Verstopfung
- Durchfall
- Schleimabgang mit dem Stuhl
- Besserung der Beschwerden nach dem Absetzen von Stuhl
- Hitzewallungen
- Schlafstörungen
- Schwächegefühl
Oft treten die Beschwerden unregelmäßig und wechselnd auf. Bei einem großen Teil der Betroffenen sind die Symptome nur mäßig ausgeprägt und der Leidensdruck ist gering.
Mögliche Risikogruppen
Frauen sind vom Reizdarmsyndrom etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.3 Als Grund hierfür vermuten Mediziner die typische Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie. Gesichert wurde diese These bislang nicht. Eine familiäre Häufung der Erkrankung wurde ebenfalls beobachtet und gibt einen Hinweis auf eine mögliche Vererbbarkeit.4
Ernährung bei Reizdarm
Der Darm ist ein sehr sensibles Organ und wird stark durch die Ernährung beeinflusst. Finden Sie heraus, welche Nahrungsmittel Sie vertragen und nehmen Sie eventuell eine Ernährungsberatung in Anspruch. Zudem empfiehlt sich Folgendes:
- Verteilen Sie Ihre Mahlzeiten in kleinen Portionen gleichmäßig über den Tag.
- Nehmen Sie sich Zeit zum Essen.
- Kauen Sie gründlich und erleben Sie die Mahlzeiten positiv, ohne Ablenkung durch Arbeit, TV oder Computer.
Welche Lebensmittel sind geeignet?
Eine spezielle Diät für das Reizdarmsyndrom wurde bislang nicht entwickelt. Probieren Sie aus, welche Nahrungsmittel Ihnen gut tun und welche Ihre Symptome verstärken. Weiter im Text finden Sie eine Liste der Lebensmittel, die erfahrungsgemäß häufig Beschwerden verursachen und dem Darm eher Probleme bereiten.
Viel Flüssigkeit zuführen
Je nach Form Ihres Reizdarms stehen Nahrungsmittel im Vordergrund, die die Darmpassage eher beschleunigen (bei Verstopfung) oder verlangsamen (bei Durchfall). Flüssigkeit ist besonders wichtig. Stilles Wasser, milde Teesorten und stark verdünnte Schorlen mit mildem Fruchtsaft bekommen Betroffen meist gut.
Lebensmittel, die Beschwerden verursachen können
Erstaunlicherweise reagieren viele Betroffene mit Reizdarmsyndrom negativ auf Ballaststoffe. Tasten Sie sich vorsichtig an diese Lebensmittelgruppe heran, wenn Ihr Hauptsymptom Durchfall ist.
Weitere Lebensmittel, die häufig schlecht vertragen werden:
- Erbsen, Linsen, Bohnen, Kohl
- Rohkost am Abend
- Hefe
- Nüsse
- Zitrusfrüchte
- Beerenobst und Steinobst
- Milchprodukte
- fettige Speisen
- Koffein und Alkohol
- extrem kalte oder heiße Mahlzeiten
- scharfe Gewürze
- Getränke mit hohem Kohlensäuregehalt
Ernährungstagebuch zum Testen der Verträglichkeit von Lebensmitteln
Probieren Sie vorsichtig aus, welche Nahrungsmittel Sie persönlich vertragen. Ein Ernährungstagebuch hilft in der ersten Zeit bei diesem Punkt.
Wann zum Arzt bei Reizdarm?
Nicht jeder Betroffene leidet unter den Symptomen des Reizdarmsyndroms. Tritt regelmäßig Durchfall oder starke Verstopfung auf oder schränken die Beschwerden bereits Ihre Lebensqualität ein, vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt. Bemerken Sie Warnzeichen wie blutigen Stuhl, sehr starke Schmerzen oder ungewollten Gewichtsverlust, suchen Sie Ihren Arzt sofort auf. Er wird feststellen, ob eventuell eine andere behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt.
Lebenserwartung bei Reizdarmsyndrom
Betroffene mit Reizdarmsyndrom haben die Statistik auf ihrer Seite. Ihr Risiko für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie Magen- oder Darmkrebs ist nicht erhöht. Auch ihre Lebenserwartung ist gegenüber Gesunden nicht verringert.5
Diagnose Reizdarmsyndrom
Um die Diagnose Reizdarmsyndrom zu stellen, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein. Experten entwickelten die sogenannten Rom-III-Kriterien als Leitlinien für Mediziner:
- In den vorausgegangenen 12 Monaten traten über mindestens drei Monate, an mindestens drei Tagen pro Monat anhaltende Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall sowie Schleimabgang mit dem Stuhl auf. Mit Absetzen von Stuhl bessern sich die Beschwerden.
- Der Betroffene verspürt eine deutliche Verschlechterung seiner Lebensqualität.
- Andere Erkrankungen des Darmes wurden ausgeschlossen.
In den gängigen diagnostischen Untersuchungen wie dem Ultraschall, dem CT oder der Darmspiegelung kann der untersuchende Arzt, meist ein Gastroenterologe, keine auffälligen Befunde feststellen. Nach einer eingehenden Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung sind eventuell folgende Tests angezeigt, um eine andere Erkrankung des Magen-Darm-Systems auszuschließen:
- Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Allergie
- Blutuntersuchung mit Leber- und Nierenwerten, Elektrolyten, Blutsenkungsgeschwindigkeit und Blutbild sowie den Schilddrüsenwerten
- Stuhluntersuchung
Die vier Typen des Reizdarmsyndroms
Je nach Ausprägung und Art der Beschwerden unterscheiden Mediziner vier verschiedene Typen des Reizdarmsyndroms:
- Bei Typ 1 dominiert Durchfall das Beschwerdebild.
- Bei Typ 2 leiden die Betroffenen hauptsächlich an Verstopfung.
- Bei Typ 3 wechseln die Symptome unregelmäßig zwischen Durchfall und Verstopfung.
- Bei Typ 4 treten Blähungen und Schmerzen als Hauptsymptome in den Vordergrund.
Treten die Symptome regelmäßig auf oder fühlen Sie sich deutlich beeinträchtigt, suchen Sie unbedingt Ihren Hausarzt oder einen Gastroenterologen auf.
Reizdarm behandeln
Leiden Sie nur gelegentlich unter Beschwerden, stehen Ihnen verschiedene Medikamente zur Selbstbehandlung zur Verfügung.
Medikamente zur Symptombehandlung
In erster Linie dienen die eingesetzten Präparate dazu, die Symptome bei Reizdarm zu lindern.
Behandlung von Durchfall
Leiden Sie hauptsächlich unter Durchfall, kann zu Beginn ein Therapieversuch mit Loperamid sinnvoll sein.
Loperamid nur zur kurzfristigen Behandlung
Das im Darm wirksame Opioid hemmt die Darmbewegungen und stoppt so den Durchfall. Bekannte Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Bauchkrämpfe. Nehmen Sie zu Beginn des Durchfalls 4mg Loperamid ein und nach jedem weiteren auftretenden Durchfall 2mg. Die Tageshöchstdosis beträgt 12mg. Für Kinder ist Loperamid nicht geeignet.
Loperamid ist nicht zur Dauerbehandlung geeignet.
Natürliche Ballaststoffe durch Flohsamen
Flohsamen sind lösliche Ballaststoffe und regulieren die Darmtätigkeit besonders bei Durchfall. Nehmen Sie 10 bis 15g morgens und abends mit viel Flüssigkeit (keine Milch!) ein. Die Samen entfalten ihre Wirkung durch Quellung. Für Kinder unter 12 Jahren sind Flohsamen nicht zugelassen. Nebenwirkungen außerhalb des Darms sind nicht zu erwarten.
Behandlung des Symptoms Verstopfung
Das Mittel der ersten Wahl ist Macrogol, ein osmotisch wirksamer Ballaststoff.
Macrogol bindet Wasser im Darm
Der Wirkstoff bindet Wasser im Darm und erhöht so das Stuhlvolumen. Der Wirkstoff wird nicht ins Blut aufgenommen.
Mögliche unerwünschte Wirkungen sind Blähungen, Unterbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Nehmen Sie ein bis drei Mal täglich einen Beutel Pulver (13g Macrogol) in Wasser gelöst ein. Für Kinder stehen spezielle auf das Körpergewicht abgestimmte Dosierungen zur Verfügung. Ihr Kinderarzt wird Sie entsprechend beraten.
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Behandlung der Symptome Blähungen und Schmerzen
Auch zur Behandlung von Blähungen und Schmerzen stehen verschiedene Präparate zur Verfügung.
Dimeticon bei Blähungen
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Blähungen können mit Wirkstoffen wie Dimeticon behandelt werden. Dimeticon wirkt lokal entschäumend und wird nicht in das Blut des Betroffenen aufgenommen. Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten. Nehmen Sie Dimeticon als Kautabletten oder Suspension ein. Es werden 80 bis 160mg zu den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen empfohlen. Zerkauen Sie Tabletten gut.
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Kombipräparate bei krampfartigen Beschwerden
Hier können Präparate mit einer Wirkstoffkombination aus Butylscopolamin und Paracetamol angewendet werden. Nehmen Sie bis zu drei Mal täglich 10 bis 20mg ein. Die Tageshöchstdosis sollte 60mg nicht überschreiten. Für Kinder sind spezielle Dosierungen erhältlich. Enthalten sind diese Wirkstoffe zum Beispiel in Buscopan Plus.
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Nahrungsergänzungen für Stärkung und Ausgleich von Nährstoffdefiziten
Durch die mit Reizdarmsyndrom einhergehenden Symptome kann es zu einem Nährstoffmangel kommen. Zudem ist es wichtig, die Darmflora zu stärken:
Sanierung der Darmflora durch Probiotika
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und die Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) überarbeiteten im Jahr 2021 die Leitlinien zur Behandlung des Reizdarmsyndroms. Bifidobakterien und Lactobakterien nehmen hier eine wichtige Stellung zum Aufbau einer gesunden Darmflora sowie zur Linderung von Reizdarmbeschwerden ein. Vor allem Lactobacillus plantarum und Bifidobacterium infantis zeigten eine deutliche Reduzierung von Bauchschmerzen und Blähungen. Bei Bifidobacterium bifidum und Lactobacillus brevis wurden sogar Besserungen bezüglich der Stuhlfrequenz und -unregelmäßigkeiten festgestellt.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Probiotika die wesentlichen Symptome des Reizdarmsyndroms reduzieren können. So wurden durch die Einnahme verschiedener Probiotika deutliche Verbesserungen für die typischen Einzelsymptome des RDS (wie Schmerzen, Blähungen, Stuhlfrequenz und -konsistenz), sowie für die Lebensqualität und die allgemeine Zufriedenheit der Patienten festgestellt. 6
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Nährstoffe zur Nahrungsergänzung
Folgende Nährstoffzufuhr kann bei Reizdarm sinnvoll sein (die Empfehlungen entstammen dem Handbuch Nährstoffe - Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung7):
- Multivitamin-Mineral-Kombipräparat - zur Behandlung von Nähstoffmängeln in Folge von Verdauungsstörungen
- Vitamin-B-Komplex - zur Stabilisierung der Darmwand, hoch dosiert mit mindestens 25mg Vitamin B2, Vitamin B3 sowie Vitamin B6 und 0,4mg Folsäure
- Nahrungsfasern - zur Verbesserung der Darmfunktion und Verminderung der Symptome - 10 bis 20g Weizenkleie oder Flohsamen pro Tag, langsam aufdosiert zur Gewöhnung - anfänglich können Bauchbeschwerden oder Blähungen auftreten
- Probiotika – gemäß Stuhanalyse
- Melatonin - 3mg abends zur Reduzierung der Beschwerden, einschließlich Schlafstörungen
Es handelt sich hierbei lediglich um Empfehlungen. Nehmen Sie Nahrungsergänzungen immer erst nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt ein.
Hausmittel als Erste Hilfe bei Reizdarm
Treten die ersten Symptome eines Reizdarmsyndroms auf, versuchen Sie es mit Hausmitteln. Bewährt haben sich zum Beispiel:
- Wärmeanwendungen auf dem Bauch mit einer Wärmflasche oder einem Kirschkernkissen
- warme Vollbäder mit Lavendel oder Melisse als Zusatz
- Kartoffelwickel um den Bauch
- Bauchmassagen mit Kümmelöl
- regelmäßige Einnahmen von Pfefferminzölkapseln
Die Wirkung von Pfefferminzöl im Rahmen des Reizdarmsyndroms konnte in verschiedenen Studien belegt werden. Unter einer Dosis von 500 bis 800mg Pfefferminzöl pro Tag (magensaftresistente Kapseln) gaben vier von zehn Personen eine Besserung ihrer Symptome an.8
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Folgen bei Nichtbehandlung
Das Reizdarmsyndrom wird hauptsächlich symptomatisch und über die Sanierung der Darmflora behandelt. Unterbleibt eine gezielte Therapie, ist die Lebensqualität der Betroffenen zunehmend eingeschränkt.
Depression und Nährstoffmangel
Der psychische Zustand kann sich bis zu einer reaktiven Depression verschlechtern. Körperliche Folgeschäden, aufgrund von Symptomen wie Durchfall, sind Vitamin- und Mineralstoffmangel. Mediziner vergleichen Reizdarm-Patienten mit gesunden Probanden, um neuen Behandlungsoptionen auf die Spur zu kommen. Khayatt und Attar beschreiben zum Beispiel eine Untersuchung zu Vitamin D. Hier waren Probanden mit Reizdarmsyndrom deutlich häufiger von Vitamin D-Mangel betroffen, als die Personen der gesunden Vergleichsgruppe.9
Reizdarm vermeiden - Tipps
Halten Sie Ihre gesunde Darmflora mit der Hilfe von Bifidobakterien aufrecht. So bleibt die Barrierefunktion des Darms gegen Krankheitserreger intakt und Ihr Risiko an einem Reizdarmsyndrom zu erkranken sinkt.
Achten Sie auch auf:
- eine gesunde, fettarme Ernährung
- eine ruhige Atmosphäre bei den Mahlzeiten
- gründliches Kauen der Nahrung
- eine ausreichende Trinkmenge
- regelmäßige Bewegung und Sport
- Entspannung von Körper und Seele
Studien und Erkenntnisse
Risiko-Gen für Reizdarm entdeckt
Vom Reizdarm-Syndrom sind Frauen zwei- bis dreimal häufiger als Männer betroffen. Bislang ist noch unklar, warum und wie Reizdarm entsteht. Forscher haben nun ein Gen entdeckt, das erklären könnte, warum Frauen so viel häufiger an Reizdarm leiden. Dazu untersuchten sie das Erbgut von über 2.000 Patienten und über 336.000 Gesunden. Betroffene Frauen trugen überzufällig oft eine ganz bestimmte Genvariante auf Chromosom 9. Diese Genvariante wurde bereits in Verbindung mit dem Zeitpunkt der ersten Regelblutung gebracht. Außerdem soll sie dazu führen, dass Träger dieser Genvariante häufiger an Verstopfung und hartem Stuhl leiden. Hier geht´s zur Studie.
Erster Biomarker und erster gezielter Therapieansatz für Reizdarm-Syndrom gefunden?
Das Reizdarm-Syndrom ist bislang eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, die Diagnose kann nur dann gestellt werden, wenn chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Krebs und Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausgeschlossen wurden. Nun wurde aber festgestellt, dass charakteristisch veränderte Eiweiße bei Reizdarm nachweisbar sind. Für die chronisch entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa war dieses Phänomen bereits bekannt. Besonderes Interesse weckte eine veränderte Protease, die an den Rezeptor PAR1 andockt. Diese war nur bei Reizdarm-Patienten zu finden, nicht aber bei Patienten mit Colitis ulcerosa. Zusätzlich konnten die Forscher Veränderungen in etwa 200 weiteren Proteinen finden. Anhand dieses "Protein-Profils" konnte bei 98% der Patienten korrekt zwischen krank und gesund unterschieden werden. Noch ist diese Untersuchungsmethode jedoch sehr aufwendig, sodass an einer Verbesserung gearbeitet wird. Außerdem könnte PAR1 die Zielstruktur neuer Therapieansätze für das Reizdarm-Syndrom werden. Hier geht´s zur Studie.
Quellen
1http://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=2687
2,3Gerd Herold, Innere Medizin, 2014, G. Herold, S. 403
4http://www.internisten-im-netz.de/de_news_6_0_561_reizdarm-kann-erblich-sein.html
5http://magendarmliga.ch/reizdarm.html
6https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2022/02/ZfG_Leitlinie-LL-Reizdarmsyndrom_08.02.22.pdf
7Burgerstein, U., Schurgast, H, Zimmermann, M: Handbuch Nährstoffe - Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung (2012), Trias Verlag (12. Auflage)
8https://www.gesundheitsinformation.de/was-kann-helfen-und-was-nicht.2269.de.html?part=behandlung-vy
9http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4412886/
Gerd Herold, Innere Medizin, 2014, G.Herold, Seite 403
https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2022/02/ZfG_Leitlinie-LL-Reizdarmsyndrom_08.02.22.pdf
http://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/Patientenratgeber/Reizdarm.pdf
http://www.reizdarm.net/reizdarm/reizdarm-therapie.htm?gclid=CPvvipCA78kCFSUewwodzEQAtA
http://www.pta-aktuell.de/themen/news/7654-Die-Kraft-der-guten-Keime/