Sparmedo Ratgeber

Pseudokrupp 

Aktualisiert am 04.01.22

Pseudokrupp wird auch als Laryngitis subglottica oder Krupp-Syndrom bezeichnet und stellt die häufigste Form einer Kehlkopfentzündung (Laryngitis) im Kindesalter dar.

Die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes und die Stimmbänder schwellen an. Aufgrund der Schwellung verengen sich die Luftwege, es entsteht ein bellender Husten und ein Strömungsgeräusch beim Einatmen. Atemnot kann folgen.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

  1. Das Wichtigste über Pseudokrupp in Kürze
  2. Ursachen von Pseudokrupp
  3. Symptome von Pseudokrupp
  4. Risiken und Komplikationen von Pseudokrupp
  5. Behandlung von Pseudokrupp

Das Wichtigste in Kürze

Meist sind Kinder im Alter von 10 bis 48 Monaten betroffen, da Kehlkopf und Luftröhre noch klein sind. Jungen haben im Durchschnitt engere Atemwege als Mädchen und führen daher die Statistik an. Ungefähr jedes zehnte Kind erkrankt in Deutschland mindestens einmal in seinem Leben an Pseudokrupp. Die meisten Fälle treten in den typischen Erkältungsmonaten im Herbst und Winter auf. Auslöser der Atemwegsinfektion sind verschiedene Viren, die per Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen werden.

Inkubationszeit: je nach Virus circa 4 bis 14 Tage

Ansteckungszeitraum: solange Symptome bestehen

Durch die Erkrankung erworbene Immunität: Immunität wird nur für den jeweiligen Virusstamm erworben. Andere Erreger können die Erkrankung erneut auslösen.

Vorbeugen: nicht sicher möglich, Kontakt zu Erkrankten meiden

Ursachen von Pseudokrupp

Ein Krupp-Syndrom kann verschiedene Ursachen haben. Meist steckt ein Virusinfekt hinter der Symptomatik, der eine entzündliche Schwellung der Schleimhaut verursacht. Bekannte Viren sind in diesem Zusammenhang das Parainfluenzavirus, das Influenza-A-Virus, verschiedene Adenoviren, das Masernvirus, das Herpes-Simplex-Virus und das RS-Virus.

Weitere mögliche Ursachen sind:

Mediziner konnten nachweisen, dass eine hohe Konzentration an Schadstoffen in der Luft Pseudokruppanfälle auslösen kann. Kinder aus Raucherhaushalten haben ein erhöhtes Risiko, am Krupp-Syndrom zu erkranken. Einer von vielen guten Gründen, nicht zu rauchen.

Symptome von Pseudokrupp

Typischerweise tritt ein Pseudokruppanfall völlig unerwartet mitten in der Nacht im Herbst oder Winter auf. Vielleicht ist das betroffene Kind bereits erkältet, leidet an Schnupfen, Husten und leichtem Fieber. Der kleine Patient wacht mit bellendem Husten und eventuell einem Stridor auf. Als Stridor bezeichnen Ärzte ein pfeifendes Strömungsgeräusch beim Einatmen, das durch die akut verengten oberen Atemwege verursacht wird.

Je nach Schweregrad des Anfalls bekommt das Kind Atemnot, die sich durch die begleitende Angst noch verschlimmern kann. Sehr selten entwickelt sich aus dem Pseudokrupp ein lebensbedrohlicher Notfall mit Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut durch die unzureichende Atmung.

Die Stadieneinteilung des Krupp-Syndroms:

Am weitaus häufigsten befinden sich die Patienten in Stadium eins oder zwei. Hier besteht keine unmittelbare Gefahr für das Kind und der Pseudokrupp ist für gewöhnlich gut behandelbar.

Risiken und Komplikationen von Pseudokrupp

Nur sehr wenige Pseudokruppepisoden sind mit Komplikationen verbunden. Diese beinhalten eine Ausbreitung der Virusinfektion auf die Luftröhre, das Mittelohr oder die Bronchien und die Lunge. Bakterien können eventuell eine behandlungsbedürftige Lungenentzündung auslösen.

Behandlung von Pseudokrupp

Anfälle treten meist in der Nacht auf und werfen Eltern und Kind erstmal aus der Bahn. Die wichtigsten Erstmaßnahmen sind daher Ruhe zu bewahren und das erkrankte Kind ebenfalls zu beruhigen. Selbst wenn sich die Atemgeräusche bedrohlich anhören, bekommen die Kinder in der Regel ausreichend Sauerstoff. Der nächste Schritt ist das Aufsuchen eines geöffneten Fensters mit dem Kind auf dem Arm. Die kalte Luft von draußen hilft der Schleimhaut der Atemwege abzuschwellen und die Symptome zu lindern.

Einen ähnlichen Effekt erzielt Wasserdampf, der zum Beispiel mit einem Inhaliergerät oder einfach der voll aufgedrehten heißen Dusche im geschlossenen Badezimmer erzeugt werden kann. Auch der geöffnete Kühlschrank spendet dem kleinen Patienten kalte Luft. Ruhige Ablenkung durch leise Musik oder eine Geschichte hilft zusätzlich die Situation zu entspannen. Neben feuchter Luft und Beruhigung kann auch eine Tasse warmer Tee aus Malve, Lavendel und Baldrian helfen. Weitere Mittel sind zum Beispiel der Lavendelölbrustwickel.

Der Arzt verordnet bei Bedarf Prednisolon-Zäpfchen und Inhalation mit Epinephrin

Falls der Pseudokrupp zum ersten Mal auftritt, kann der Anfall auf die Eltern sehr bedrohlich wirken. Ein Besuch in der Notfallpraxis oder der Notfallambulanz eines nahen Kinderkrankenhauses hilft bei der Stellung der richtigen Diagnose und rüstet die betroffene Familie mit Wissen und Medikamenten für einen möglichen weiteren Pseudokruppanfall aus. Der Kinderarzt kann auch am Tag nach dem Anfall auf die gleiche Weise helfen. In Klinik oder Praxis setzen Mediziner im Akutfall Zäpfchen mit dem Wirkstoff Prednisolon ein. Hierbei handelt es sich um ein Kortisonpräparat, das der Schleimhaut hilft, schneller abzuschwellen. Eine erste Besserung der Symptome kann allerdings etwas auf sich warten lassen. Daher ist die erste Notfallmaßnahme des Kinderarztes meist eine Inhalation mit Adrenalin (Epinephrin). Beide Medikamente helfen dem Patienten in der Notfallsituation und haben keine längerfristigen Nebenwirkungen. Besonders die weit verbreitete Angst vor einer Behandlung mit Kortison ist bei Pseudokrupp nicht notwendig. Viele Kinderärzte verschreiben ihren Patienten Notfallmedikamente für Zuhause, wenn die Eltern zum Umgang mit einem Pseudokruppanfall geschult sind und die Symptome erkennen.

Nach dem Anfall: etwas zu trinken geben und an die frische Luft

Ist der Pseudokruppanfall vorbei und das Kind kann wieder ruhig atmen, stabilisieren kühle Getränke und ein Spaziergang an der frischen Luft die Situation. Warm eingepackt im Kinderwagen schläft das Kind schnell wieder ein und die Eltern haben ebenfalls Gelegenheit, das Erlebte zu verarbeiten und sich zu beruhigen.

Bei schwerer Atemnot ist es Zeit für den Notarzt

Haben die Eltern in seltenen Fällen den deutlichen Eindruck, dass ihr Kind sich in einem schlechten Allgemeinzustand befindet und deuten blaue Lippen schon auf eine akute Atemnot hin, kann der Notarzt gerufen werden. Er wird den kleinen Patienten direkt ins Krankenhaus bringen und schon unterwegs die ersten Maßnahmen einleiten, um die Atmung zu stabilisieren. 

Quellen

Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
Schönau et.al., Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie, Urban&Fischer München, 2005
Stroud RH, Friedman NR. An update on inflammatory disorders of the pediatric airway: epiglottitis, croup and tracheitis. Am J Otolaryngol 2001; 22: 268 - 275


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