Hilfe bei Parodontose/Parodontitis
Aktualisiert am 03.05.21
Parodontose bzw. Parodontitis (so ist die richtige medizinische Bezeichnung) ist eine bakterielle und übertragbare Krankheit des Zahlhalteapparates, die sowohl langsam und schleichend als auch aggressiv und schnell voranschreiten kann. Ist zunächst das Zahnfleisch betroffen, kann die Infektion bald auf den Zahnhalteapparat übergreifen, wodurch der Verlust eines oder mehrerer Zähne die Folge sein kann. Mit ausreichender und sorgfältiger Zahnhygiene kann jedoch in vielen Fällen einer Parodontose vorgebeugt werden.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was ist Parodontose/Parodontitis?
- Ursachen & Risikofaktoren
- Symptome
- Parodontose/Parodontitis behandeln
- Folgen bei Nichtbehandlung
- Tipps zum Vorbeugen
Parodontose ist die häufigste Infektionskrankheit in den Industrieländern. Allerdings sind Menschen unter 40 Jahren eher seltener davon betroffen, in diesem Altersbereich belegt Karies den ersten Platz der Infektionskrankheiten. Wenngleich Anzeichen für Parodontose bereits früher erkenntlich sind, werden viele Menschen in Deutschland erst mit durchschnittlich 40 Jahren gegen Parodontitis behandelt. Dann aber kommt Parodontitis deutlich häufiger vor als Karies. Mit einer Häufigkeit von etwa 80 Prozent tritt die Parodontitis im Erwachsenenalter auf.
Was ist Parodontose/Parodontitis?
Ursprünglich ist mit der Parodontose eine nicht-entzündliche Erkrankung des Zahnbettes gemeint, heutzutage werden die Begriffe Parodontitis und Parodontose jedoch für dieselbe Erkrankung genutzt. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Zahnhalteapparates, der sich aus den Alveolarknochen, der Wurzelhaut, dem Wurzelzement und dem Zahnfleisch zusammensetzt.
Bakterien sind für Parodontose verantwortlich
Parodontitis wird durch Bakterien ausgelöst und ist ansteckend. Häufig geht der Parodontose eine Gingivitis (Zahnfleischentzündung) voraus, die in etwa zehn Prozent der Fälle auf den Zahnhalteapparat übergeht und somit zu einer Parodontitis wird. Dabei wird aufgrund des sich bildenden Zahnsteins der Raum zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch immer tiefer. Diese sogenannte Zahnfleischtasche ist ein idealer Lebensraum für Bakterien, die des Weiteren auch den Knochen angreifen können.
Ursachen für Parodontose/Parodontitis
Sowohl mangelhafte Mund- und Zahnhygiene als auch die falsche Ernährung können ursächlich für eine Parodontitis sein.
Mangelnde Zahnhygiene
Nicht nur Karies kann durch eine mangelnde Zahnhygiene entstehen, auch Parodontitis kann eine Folge sein. Bildet sich ein bakterieller Zahnbelag auf den Zähnen (Plaque) und wird dieser nicht entfernt, so können sich dort Mineralien einlagern, die den Zahnbelag verkalken. Das Resultat nennt man Zahnstein, der durch einfache Zahnhygiene nicht mehr entfernt werden kann. Da es sich hierbei um Bakterien handelt, die dauerhaft am Zahn bleiben, kommt es nicht selten zu Zahnfleischentzündungen und Parodontitis.
Bruxismus
Bruxismus ist der medizinische Begriff für Zähneknirschen. Beim Reiben der Zähne aufeinander können Schäden an der Zahnsubstanz entstehen, die wiederum Raum für Bakterien bieten, aus denen eine Parodontose entstehen kann.
Falsche Ernährung
Der Verzehr von übermäßigem tierischen Eiweiß und isolierten Kohlenhydraten fördert die Bildung von Zahnbelag, da diese Inhaltsstoffe Bakterien einen besonders günstigen Nährboden bieten. In Zusammenhang mit einer mangelhaften Mund- und Zahnhygiene ist das Risiko, an Parodontitis zu erkranken, besonders erhöht.
Risikofaktoren
Des Weiteren stellen einige Erkrankungen oder Lebensumstände einen besonderen Risikofaktor dar, der Parodontitis begünstigt.
Diabetes mellitus und Morbus Crohn
Erkrankungen, die nicht selten auch mit Parodontitis einhergehen, sind vor allem Diabetes mellitus und Morbus Crohn. Diabeteserkrankte haben beispielsweise ein dreifach erhöhtes Risiko an Parodontitis zu erkranken, was auf die Blutzuckereinstellung zurückzuführen ist.
Schwermetallbelastung
Amalgamhaltige, also quecksilberhaltige Zahnfüllungen sind vor allem noch bei älteren Menschen zu finden. Durch diese durchgängige Schwermetallbelastung kann das Immunsystem der betroffenen Person geschwächt werden, was wiederum eine Parodontitis-Erkrankung positiv beeinflussen kann.
Nikotinkonsum
Da der Nikotinkonsum allgemein die Durchblutung verschlechtert, trifft dies auch auf die Durchblutung des Zahnfleisches zu. Das fördert zum einen das Parodontoserisiko, erschwert zudem aber auch die Behandlung der Erkrankung.
Symptome einer Parodontose/Parodontitis
Zunächst verläuft eine Parodontitis schmerzfrei und wird entsprechend von einer betroffenen Person nur selten als solche erkannt oder ernst genommen. Hinweise, dass trotz scheinbar nicht vorhandener Beschwerden dennoch eine angehende Parodontitis vorliegen kann, sind folgende:
- gerötetes Zahnfleisch
- geschwollenes Zahnfleisch
- Zahnfleischbluten während des Zähneputzens
- Mundgeruch
Ist die Parodontitis bereits weiter fortgeschritten, ist sie an Folgendem erkennbar:
- bläulich-rot verfärbtes Zahnfleisch
- unebenes Zahnfleisch
- Bildung von Zahnfleischtaschen
- Zahnfleischschwund (freiliegende Zahnhälse)
- Empfindlichkeit der Zahnhälse
- Lückenbildung
- lockerere Zähne
- verdickter Zahnfleischrand
- eitriger Zahnfleischsaum
- Zahn- und Zahnfleischschmerzen
Parodontose/Parodontitis behandeln
Da die Parodontitis in der Regel erst festgestellt wird, wenn sie bereits weiter fortgeschritten ist, ist sie nicht ohne ärztliche Hilfe behandelbar. Vielmehr ist es wichtig, so schnell wie möglich einen Arzt aufzusuchen, um weitere Schäden am Zahnhalteapparat zu vermeiden.
So läuft die Parodontose-Behandlung ab
Generell beruht die Behandlung auf drei Schritten: Vorbehandlung, Hauptbehandlung und Nachbehandlung.
Vorbehandlung
Bei der Vorbehandlung gilt zunächst die Schwere der Parodontitis festzustellen. Dazu wird getestet, wie tief die Zahnfleischtaschen bereits sind und inwiefern der umliegende Bereich entzündet ist. Des Weiteren wird der Zahnarzt in der Regel bereits bei der Vorbehandlung den Zahnbelag entfernen. Generell ist die Vorbehandlung jedoch eine informative Phase, in der Sie als Betroffener über die richtige Zahnpflege aufgeklärt werden.
Hauptbehandlung
Die Hauptbehandlung kann je nach Schwere des Befalls auf unterschiedliche Arten ausfallen:
geschlossene Kürettage
In weniger schlimmen Fällen kann eine geschlossene Kürettage helfen, bei der der Zahnarzt unter einer örtlichen Betäubung die Zahnfleischtaschen von Bakterien säubert und den Bereich glättet.
offene Kürettage
Eine offene Kürettage kommt hingegen zum Einsatz, wenn die betroffenen Stellen so tief sitzen, dass sie mit einer geschlossenen Kürettage nicht erreicht werden können. Hierbei wird das Zahnfleisch mit einem Skalpell aufgeschnitten, gereinigt und wieder genäht.
weitere Behandlungsmethoden
Weitere Behandlungsmethoden wie die Lasertherapie oder die gesteuerte Geweberegeneration sind ebenfalls möglich, werden aber zur Zeit seltener eingesetzt.
Nachbehandlung
Das Zahnfleisch ist nach einer Parodontose-Behandlung noch etwa drei bis vier Wochen sehr empfindlich und entsprechend empfänglich für eine Neuinfektion. Um diese zu vermeiden ist eine ausführliche Zahnhygiene unbedingt notwendig, auch sollte regelmäßig der Zahnarzt zur Kontrolle aufgesucht werden, der eine erneute Entzündung rechtzeitig erkennen kann. Zur Nachsorge kann zudem das Verwenden spezieller Mundlösungen und eine professionelle Zahnreinigung alle drei bis sechs Monate gehören.
Wichtig: vernachlässigen Sie die Kontrolle keinesfalls!
Die regelmäßige Kontrolle ist nach einer Parodontose-Behandlung äußerst wichtig, da es sich bei der Parodontitis um eine sehr hartnäckige Erkrankung handelt, die bei bereits einmal Betroffenen immer wiederkehren kann und nur von einem Zahnarzt rechtzeitig erkannt werden kann, sodass Sie sich weitere aufwändige Behandlungen ersparen können.
Parodontose-Behandlung Kosten
Welche Kosten bei der Parodontose-Behandlung auf Sie zukommen, hängt davon ab, ob Sie die halbjährlichen Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt regelmäßig wahrgenommen haben.
Übernahme durch die Krankenkasse
Wenn Sie die von der Krankenkasse gewünschten Kontrolltermine rechtzeitig wahrgenommen haben und wenn Ihre Zähne frei von Zahnstein sind und Sie sich nachweislich von einem Zahnarzt über die richtige Mundhygiene aufklären lassen haben, kann die Übernahme der gesamten Behandlungskosten bei der Krankenkasse beantragt werden, gesetzlich versicherte Patienten bekommen in der Regel aber dennoch nur einen Teil der Kosten erstattet.
Private Kostenübernahme
Können Sie dies oben genannte Leistung nicht in Anspruch nehmen, sind die Kosten abhängig von der Schwere der Parodontitis. Der Zahnarzt stellt hierzu einen individuellen Heil- und Kostenplan auf.
Folgen bei Nichtbehandlung
Wird eine Parodontitis nicht behandelt, kann dies schwerwiegende Folgen für die Zähne und das Zahnfleisch haben. Nicht nur, dass eine fortgeschrittene Parodontitis äußerst schmerzhaft ist, sie kann auch den Verlust von einem oder mehreren Zähnen mit sich bringen.
Tipps zum Vorbeugen
Die beste - und einfachste - Möglichkeit, einer Parodontitis vorzubeugen, ist die richtige Mund- und Zahnhygiene. Auch sollten die halbjährlichen allgemeinen Kontrolltermine beim Zahnarzt regelmäßig eingehalten werden, um einen eventuellen Zahnsteinbefall rechtzeitig entfernen lassen zu können. Des Weiteren ist es ratsam, auf die richtige Ernährung zu achten und das Rauchen aufzugeben.