Orthomolekulare Therapie - Die Mikronährstoffmedizin
Aktualisiert am 12.05.22
Die orthomolekulare Medizin - auch bekannt unter dem Begriff Mikronährstoffmedizin - ist in aller Munde. Dieser Zweig der Heilkunde verfolgt das Ziel, Nährstoffdefizite durch die gezielte Gabe von Mikro- und Makronährstoffen auszugleichen und damit für mehr körperliches und psychisches Wohlbefinden zu sorgen. Gleichzeitig stellt die orthomolekulare Therapie häufig eine sinnvolle zusätzliche Behandlungsmaßnahme bei Stoffwechselerkrankungen, Herzkreislauferkrankungen, Rheuma und anderen Zivilisationskrankheiten dar.
Der Begriff der orthomolekularen Medizin wurde bereits im Jahr 1968 durch den Nobelpreisträger Prof. Dr. Linus Pauling geprägt. Er ging davon aus, dass im Körper bestimmte Konzentrationen an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren und Fettsäuren vorhanden sind, die förderlich für unsere Gesundheit sind. Durch die Gabe von Mikro- und Makronährstoffen, die natürlicherweise in unserem Körper vorhanden sind, sollen Krankheiten behandelt und die Gesundheit aufrechterhalten werden.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was ist die orthomolekulare Medizin?
- Anwendung
- Nährstoffe
- Wirkung
- Wann und für wen sinnvoll?
- Nebenwirkungen oder Nachteile
- Orthomolekulare Präparate
Was ist die orthomolekulare Medizin?
Die gezielte Ergänzung von Makro- und Mikronährstoffen bei akuten oder chronischen Erkrankungen wie Arthrose, Verdauungsstörungen oder Stoffwechselerkrankungen bezeichnete der zweifache Nobelpreisträger Prof. Dr. Linus Pauling als „Orthomolekulare Medizin (OM)“. Im Prinzip versteht man unter „orthomolekular“ die Medizin der richtigen Moleküle bzw. Nährstoffe. Die orthomolekulare Therapie schlägt quasi eine Brücke zwischen Medizin und Ernährungswissenschaft. Sie verfolgt dabei das Ziel, die Konzentration von Substanzen im Körper so zu verändern, dass der Körper gesund bleibt bzw. wieder gesund wird.
Prof. Dr. Linus Pauling ging davon aus, dass im menschlichen Körper bestimmte Konzentrationen von Substanzen vorhanden sind, die für die Gesundheit förderlich sind. Die offiziellen Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr sah der Professor zwar als ausreichend an, allerdings plädierte er für eine individuelle und bedarfsorientierte Nährstoffzufuhr. Die orthomolekulare Therapie soll Mangelerscheinungen vorbeugen sowie Behandlungen von bestimmten Krankheiten sinnvoll ergänzen.
Therapie und Prävention in Einem
In der orthomolekularen Medizin geht es also nicht nur um Therapie, sondern auch um Prävention. Mit der individuell passenden Dosis der einzelnen Nährstoffe soll die Gesundheit aufrechterhalten werden. Eine Grundannahme von OM ist, dass Menschen die täglich benötigten Nährstoffe häufig nicht ausreichend aufnehmen. In der Folge kommt es zu Mangelerscheinungen. Gerade in der westlichen Zivilisation ernähren sich die Menschen häufig ungesund und in den Lebensmitteln der Industrie sind wichtige Nährstoffe oft nicht mehr ausreichend vorhanden. Bei bestimmten Erkrankungen kann zudem der Nährstoffbedarf so erhöht sein, dass dieser mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung alleine nicht mehr gedeckt werden kann.
Wofür wird die orthomolekulare Medizin angewendet?
Bei einer Vielzahl von Beschwerden kann die orthomolekulare Medizin eine sinnvolle zusätzliche Therapiemaßnahme darstellen. Die gezielte Zufuhr von Mikronährstoffen kommt sowohl präventiv als auch unterstützend bei akuten und chronischen Krankheitsbildern zum Einsatz. Dazu gehören u.a.:
- Mangelerscheinungen
- erhöhter Bedarf an Nährstoffen (z.B. aufgrund von Alter, Schwangerschaft etc.)
- Herzkreislauferkrankungen
- Infektionen (z.B. grippale Infekte)
- Arteriosklerose
- Arthrose
- Rheuma
- Hauterkrankungen (z.B. Neurodermitis),
- Verdauungsstörungen (z.B. Reizdarm, Verstopfung, Blähungen),
- Stoffwechselerkrankungen
- Schwermetallbelastungen
- Stärkung des Immunsystems
Personengruppen mit reduzierter Mikronährstoff-Versorgung
Diese Personengruppen sollten insbesondere auf ihre Mikronährstoff-Versorgung achtgeben:
- Menschen, die gerade eine Diät zur Gewichtsreduktion durchführen oder nur wenig essen können (z.B. aufgrund des Alters oder einer bestimmten Krankheit)
- Menschen mit sehr einseitigen Ernährungsgewohnheiten, die viel Fast Food konsumieren oder Menschen, die aus ideologischen Gründen wenige Nahrungsmittel zu sich nehmen (z.B. Frutarier)
- Vegetarier und Veganer
- Menschen, die ein Risiko für einen Vitamin-D-Mangel aufweisen (z.B. nicht oft in der Sonne sind)
- Patienten, die bestimmte Arzneimittel wie Cortison oder Antibiotika einnehmen müssen
- Raucher
- Menschen mit hohem Alkoholkonsum
Nährstoffe der orthomolekularen Medizin
In der orthomolekularen Medizin kommen sowohl Makro- als auch Mikronährstoffe zum Einsatz, wie:
- Vitamine
- Mineralstoffe
- Spurenelemente
- essenzielle Fettsäuren
- Aminosäuren
- Enzyme
Bei der Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln soll nicht nur die richtige Dosierung, sondern auch das richtige Verhältnis einzelner Komponenten zueinander geachtet werden. Ein wichtiges Prinzip in der orthomolekularen Medizin lautet, dass nur jene Stoffe verwendet werden, die physiologisch in der derselben Form im Körper vorhanden sind.
Wie wirkt die orthomolekulare Medizin?
Die orthomolekulare Medizin sieht das Vorhandensein der richtigen Nährstoffe in den richtigen Mengen im menschlichen Körper als wichtige Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Gesundheit an. Im Gegensatz zur schulmedizinischen Therapie soll der Mensch nicht mit Fremdstoffen, sondern mit Bausteinen des eigenen Organismus behandelt werden. Bei der orthomolekularen Therapie handelt es sich also um einen alternativmedizinischen Zweig, bei dem es um die Zufuhr von Vitaminen und Spurenelementen in der richtigen Dosierung geht.
Neue therapeutische Möglichkeiten
Seitdem der Grundstein für die orthomolekulare Medizin im Jahr 1968 von Prof. Dr. Linus Pauling gelegt wurde, hat sich so einiges in diesem Feld getan. Neu ist beispielsweise das Prinzip der Mega-Vitamin-Behandlung, bei der Vitamine in sehr hohen Dosen eingenommen und miteinander kombiniert werden. Zudem wird in der orthomolekularen Medizin heute mit einer Vielzahl an sorgfältig aufeinander abgestimmten und individuell ausgewählten Substanzen gearbeitet. Damit eröffnet OM ein breites Feld an neuen therapeutischen Möglichkeiten.
Zentraler Baustein Vitamine
In einem ersten Schritt werden Mangelzustände genau analysiert und diagnostiziert, um die nachfolgende Behandlung individuell auf die jeweilige Person abstimmen zu können. Nach der Analyse erfolgt die Therapie mit verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln. Ein wichtiger Baustein im orthomolekularen Therapiekonzept sind Vitamine. Diese sind für unzählige Stoffwechselschritte und Funktionen im Körper zuständig.
So sorgen die Vitamine C, E und Betacarotin zusammen mit Selen, Zink und bestimmten Aminosäuren dafür, dass freie Radikale im Körper abgefangen werden. Dabei handelt es sich um extrem reaktive Teilchen, deren Wirkung durch Schadstoffe in der Luft, schlechte Ernährung oder auch energiereiche Strahlung verstärkt wird. Werden diese freien Radikale nicht ausreichend abgefangen, kommt es zu „oxidativem Stress“. Zellmembranveränderungen oder Gewebeschädigungen können die unangenehme Folge sein. Die Entstehung von Arteriosklerose, Allergien, Hauterkrankungen und anderen Zivilisationskrankheiten wird durch oxidativen Stress somit begünstigt.
Zentraler Baustein Mineralstoffe
Ein weiterer zentraler Baustein in der orthomolekularen Medizin sind Mineralstoffe wie Magnesium, Natrium, Kalium, Chlor, Schwefel, Calcium und Phosphor. Mineralstoffe sorgen für die Aktivierung von Stoffwechselvorgängen, der Muskelfunktion und dem Nervensystem, für den Aufbau und die Erhaltung des Skelletsystems sowie die Regulation von Körperflüssigkeiten. Spurenelemente wie Eisen, Fluor, Jod und Zink spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Zink gilt als Kofaktor für viele Reaktionsschritte, weshalb diesem Spurenelement in der orthomolekularen Medizin eine enorm wichtige Rolle zukommt. Mit Hilfe von Zink können wir Giftstoffe leichter ausscheiden und unser Immunsystem wird gestärkt. Ein Power-Duo in der orthomolekularen Therapie sind Zink und Selen. Die beiden Nährstoffe stärken das Immunsystem und werden zusammen mit Vitamin E als zusätzliche Therapiemaßnahme bei Krebs angewendet. Mit Selen können außerdem auch entzündliche oder allergische Prozesse im Körper positiv beeinflusst werden.
Wann und für wen macht eine orthomolekulare Therapie Sinn?
Bei bestimmten Personengruppen mit Nährstoffdefizit kann eine orthomolekulare Therapie Sinn machen. Ältere Personen weisen zum Beispiel häufig ein Nährstoffdefizit auf, da sie einen verringerten Energiebedarf haben und kleinere Essensmengen zu sich nehmen. Oft ist es daher schwierig, den gesamten Nährstoffbedarf ausreichend zu decken. Für Mangelerscheinungen im Alter kann es jedoch auch andere Gründe geben, wie chronische Erkrankungen, eine Dysphagie (Schluckstörung) oder psychische Beschwerden. Zu den kritischen Nährstoffen im höheren Alter zählen Eiweiß, Calcium, Vitamin D, B12, C, E, Folsäure, Magnesium, Eisen und Zink. Auf diese Nährstoffe sollten ältere Personen besonders achtgeben, da hier häufig Mangelerscheinungen auftreten. Mit OM lassen sich Mangelerscheinungen vorbeugen bzw. erfolgreich behandeln.
Nährstoffdefizite in der Schwangerschaft und bei chronischen Erkrankungen
In der Schwangerschaft kann es ebenfalls zu Nährstoffdefiziten kommen. Folsäure, Eisen und Jod gelten als kritische Nährstoffe, auf die werdende Mütter besonders achtgeben sollten. Ein Folsäuremangel steht sogar im Verdacht, Fehlgeburten und schwere Störungen beim Kind auszulösen. Ihr Frauenarzt wird die Werte in der Schwangerschaft selbstverständlich regelmäßig überprüfen und wenn notwendig, eine orthomolekularen Therapie verordnen. Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden ebenfalls häufig unter einem Nährstoffdefizit. Bei Verdauungsstörungen, Stoffwechsel- oder Herzkreislauferkrankungen und vielen anderen Krankheiten ist der Nährstoffbedarf oft erhöht und kann nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Die orthomolekulare Therapie wird daher häufig als sinnvolle zusätzliche Behandlungsmaßnahme eingesetzt.
Wer zudem häufig unter Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Blässe und Blutarmut, Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Gliedmaßen oder einem Abbau der Muskulatur leidet, sollte ebenfalls eine Nährstoffanalyse in Betracht ziehen. Diese Symptome deuten darauf hin, dass eine bestimmte Mangelerscheinung vorliegt. Nährstoffmängel kommen nicht nur bei älteren Menschen, Schwangeren oder chronisch kranken Menschen vor, sondern können auch jüngere Personen treffen. Gründe dafür sind häufig eine zu einseitige Ernährung sowie der übermäßige Konsum von Nikotin und Alkohol. Ist der Mangel bereits weit fortgeschritten, macht eine orthomolekulare Therapie Sinn. Ansonsten lassen sich die Symptome meist auch mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung in den Griff bekommen.
Gibt es Nebenwirkungen oder Nachteile der orthomolekularen Medizin?
Zu den einzelnen verwendeten Substanzen in der orthomolekularen Medizin und deren Wirkung (Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe etc.) liegt bereits eine Vielzahl an kontrollierten wissenschaftlichen Studien vor. Eine wissenschaftliche Basis für das Konzept der orthomolekularen Medizin fehlt allerdings noch. Ein weiterer Kritikpunkt an der orthomolekularen Medizin ist, dass ein Vitaminmangel hierzulande fast ausgeschlossen ist. Gesunde sind ausreichend über eine adäquate Ernährung mit allen Nährstoffen versorgt - sie müssen nicht präventiv Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Die orthomolekulare Therapie ist daher nur dann sinnvoll, wenn ein bestimmtes Nährstoffdefizit vorliegt (z.B. aufgrund einer chronischen Krankheit).
Orthomolekulare Präparate
Orthomolekulare Präparate sind als Nahrungsergänzungsmittel/Lebensmittel klassifiziert, weshalb diese frei am Markt erhältlich sind und ohne die vorhergehende Beratung eines Arztes eingenommen werden können. Viele Menschen greifen zu orthomolekularen Präparten, ohne zu wissen, in welchen Bereichen oder ob überhaupt ein Mangel vorliegt. Ohne eine vorhergehende, genaue Analyse macht OM jedoch keinen Sinn.
Wenn Sie vorhaben, orthomolekulare Präparate einzunehmen, lassen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt beraten. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil eine Überdosierung von Vitaminen und Spurenelementen - entgegen der landläufigen Meinung - sehr wohl schaden kann. Eine Überdosierung von Vitaminen oder Mineralstoffen kann unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Verkalkungen oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Außerdem können Nährstoffe in hohen Dosierungen auch in Wechselwirkung mit Medikamenten treten - diese können sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Eine Beratung des behandelnden Arztes ist daher unbedingt zu empfehlen.
Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Produkte stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und sind keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Produkts.