Hilfe bei Nahrungsmittelallergie
Aktualisiert am 14.11.21
Eine Nahrungsmittelallergie kann von nahezu allen Nahrungsmitteln ausgelöst werden. Dabei ist jedoch die Abgrenzung zur Nahrungsmittelunverträglichkeit wichtig. Liegt eine Unverträglichkeit vor, ist der Körper mangels entsprechender Enzyme nicht in der Lage, Nahrungsbestandteile zu verwerten und aufzuspalten. Bei einer Nahrungsmittelallergie hingegen reagiert das Immunsystem abwehrend auf das enthaltene Eiweiß, der Körper bildet Abwehrstoffe, die zu allergischen Reaktionen wie Fließschnupfen, Hautausschlag, Schleimhautschwellungen und Augenbrennen führen können.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Polleninduzierte Nahrungsmittelallergie
- Ursachen einer Nahrungsmittelallergie
- Symptome
- Diagnosestellung
- Nahrungsmittelallergie behandeln
- Nahrungsmittelallergie vorbeugen
- Neueste Studien und Erkenntnisse
Bei schweren Verläufen kann eine Nahrungsmittelallergie zum allergischen Schock führen, der mit Atemaussetzern und einem Kreislaufzusammenbruch einhergeht. Häufige Nahrungsmittelallergene sind Kuhmilch, Hühnerei, Getreide und Nüsse.
Polleninduzierte Nahrungsmittelallergie
In einigen Fällen zeigt sich eine Nahrungsmittelallergie bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter. Ist das der Fall, ist die Allergie bereits angeboren.
Allergene bei Babys und Kindern meist Kuhmilch und Hühnerei
Die auslösenden Allergene sind bei Babys und Kleinkindern meist gegen Kuhmilch und Hühnereier.
Bei Erwachsenen meist Kreuzallergie aufgrund einer Pollenallergie
Tritt die Nahrungsmittelallergie jedoch erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auf, handelt es sich oft um eine polleninduzierte Allergie, die sogenannte Kreuzallergie. Zugrunde liegt dann meist eine Pollenallergie. Da die Eiweiße in allergieauslösenden Lebensmitteln denen in Baum- und Pflanzenpollen ähneln, reagiert das Immunsystem eines Pollenallergikers ähnlich überschießend auf bestimmte Lebensmittel. Die folgende Grafik veranschaulicht Ihnen häufige Kreuzallergien:1
Ursachen der Nahrungsmittelallergie
Die Nahrungsmittelallergie entsteht, wie jede andere Allergie auch durch eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen, in dem Fall Eiweiße aus bestimmen Lebensmitteln:
Obwohl diese Substanzen dem Körper nichts anhaben können, werden sie als Angreifer eingestuft und der Organismus bildet Abwehrstoffe, sogenannte Mastzellen. Diese Abwehrstoffe veranlassen den Organismus Histamin freizusetzen, welches letztendlich die allergische Reaktion hervorruft.
Häufige Auslöser einer Nahrungsmittelallergie
Am häufigsten entstehen allergische Reaktionen nach dem Verzehr folgender Lebensmittel:
- Gewürze
- Paprika
- Milch sowie Milchprodukte
- Hühnereier
- Roggen
- Nüsse
- Äpfel
- Sellerie
- Sojabohnen
- Karotten
- Fisch und Meeresfrüchte
- Weizenmehl
Während gegen Eier, Milch und Weizenbrot, die Grundnahrungsmittel also, eher Babys und kleine Kinder allergisch sind, reagieren Jugendliche und Erwachsene meist allergisch auf Obst- und Gemüsesorten sowie die entsprechenden Gewürze.
Symptome
Eine Nahrungsmittelallergie kann mit den unterschiedlichsten Symptomen einhergehen, die verschiedene Organe betreffen können:
Symptome der Haut
- Rötungen
- Juckreiz
- Quaddelbildung
- Nesselsucht
- Schleimhautschwellungen
- Schwellung von Zunge, Lippen oder Gesicht
Symptome des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches
- Fließschnupfen
- verstopfte Nase
- Niesanfälle
Symptome der unteren Atemwege
- Verschleimung
- Atemnot
- Husten
Symptome des Magen-Darm-Traktes
Seltenere Beschwerden
Bei einer schweren Nahrungsmittelallergie kann es in seltenen Fällen auch zu starken Schwellungen der Mund- und Rachenschleimhäute kommen, sodass Betroffene das Gefühl haben, keine Luft mehr zu bekommen. Da ein allergischer Schock nicht ausgeschlossen werden kann, sollte in diesem Fall ein Notarzt verständigt werden.
Darüber hinaus kann die Nahrungsmittelallergie in einigen Fällen auch zu allergischem Asthma werden. Insbesondere dann, wenn die Nahrungsmittelallergie auf einem Heuschnupfen basiert und lange Zeit unbehandelt bleibt, entwickeln sich die typischen Symptome eines Asthmas:
- Atemnot
- Kurzatmigkeit
- trockener Husten
Insgesamt handelt es sich um Symptome, die nicht unmittelbar auf eine Lebensmittelallergie schließen lassen und diese deshalb oft unentdeckt bleibt. Zudem äußern sich die Symptome nicht zwangsläufig direkt nach der Nahrungsaufnahme, was auch ein Grund dafür sein kann, eine Allergie auf Nahrungsmittel oft lange Zeit unbehandelt zu lassen.
Auf Grund der Tatsache, dass sich die Symptome nach unterschiedlicher Zeit äußern, unterscheidet man zwischen verschiedenen Reaktionstypen. Zum einen kann sich eine Lebensmittelallergie durch den Typ 1 -Sofortallergie äußern. Davon sind rund 1 bis 2 Prozent der Nahrungsmittelallergiker betroffen. Bei diesem Typ tritt unmittelbar nach dem Kontakt mit einem Allergen eine allergische Reaktion ein, die sich durch die oben genannten Symptome äußern kann. Bei schätzungsweise 40 Prozent der Menschen, die auf ein Nahrungsmittel allergisch reagieren, äußert sich dies durch den Reaktionstyp 3. Hierbei handelt es sich um eine verzögerte allergische Reaktion, die erst nach Stunden bis Tagen, nachdem ein Nahrungsmittel eingenommen wurde, eintritt. Meist äußern sich die Symptome dieses Typs durch eine kurze Frühphase und einen Höhepunkt. Dabei treten nach anfänglichen Beschwerden einige Stunden später weitere Symptome auf. Dieser Aspekt erschwert die Tatsache, herauszufinden, auf welches Nahrungsmittel eine Person allergisch reagiert.
Diagnosestellung
Die Diagnostik der Nahrungsmittelallergie ist schwierig, da nahezu alle Lebensmittel als Allergen infrage kommen können. Sinnvoll ist es daher, wenn Sie mit dem Auftreten der Beschwerden einige Tage oder Wochen lang ein Allergietagebuch führen. Notieren Sie sich, wann die Beschwerden auftreten, unter welchen Umständen und nach dem Verzehr welcher Lebensmittel. Diese Angaben liefern Ihrem Arzt wichtige Hinweise und die Suche nach dem Auslöser lässt sich auf diese Weise stark eingrenzen. Im weiteren Verlauf der Diagnostik kommen Haut- und Bluttests zum Einsatz.
Der Hauttest
Der sogenannte Prick-Test ist das Standardverfahren bei Verdacht auf Nahrungsmittelallergie. Dennoch ist er schwer anzuwenden, denn anders als bei Pollenallergenen stehen keine standardisierten Testlösungen mit Nahrungsmittelallergenen zur Verfügung. Das Allergietagebuch ist nun besonders wichtig, sodass der Arzt einen Anhaltspunkt hat, auf welche Nahrungsmittel er Sie testen muss. Der Prick-Test wird am inneren Unterarm durchgeführt. Hierzu träufelt der Arzt Ihnen mehrere Tropfen mit verschiedenen Testlösungen auf die Haut, die unterschiedliche Allergene enthalten. Anschließend wird die Haut unter der Lösung mit einer Prick-Lanzette angeritzt, sodass das Allergen in die Haut eindringen kann. Liegt eine Allergie vor, bildet sich unter der Lösung eine Quaddel.
Der Bluttest
Im Rahmen einer Blutuntersuchung kann überprüft werden, ob Ihr Körper allergiespezifische Antikörper, sogenannte Immunglobuline E, gebildet hat. Ist das der Fall, liegt eine Allergie vor. Häufig lässt sich über den Bluttest jedoch nicht das konkrete Allergen ermitteln, sodass er einen Hauttest nicht ersetzen kann.
Karenzdiät
Die sogenannte Karenzdiät dient der umgekehrten Überprüfung der Diagnose. Indem Sie für einen bestimmten Zeitraum auf das identifizierte Allergen verzichten, zeigt sich, inwiefern dadurch die allergischen Beschwerden verschwinden. Die Karenzdiät muss bei bestätigter Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel anschließend fortgeführt werden, um allergische Reaktionen zu vermeiden.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Karenzkost, bei der die allergieauslösenden Lebensmittel einfach vom Speiseplan gestrichen werden, ist die sicherste Form der Behandlung. Dennoch kann es bei Nahrungsmittelallergien schwierig werden, auf die Allergene zu verzichten. Zum Beispiel, wenn es sich dabei um Gewürze handelt. Einerseits geht bei fertig gewürzten Produkten nicht immer konkret hervor, welche Einzelgewürze enthalten sind, andererseits ist es auch beim Essen in Restaurants schwer, einzelne Inhaltsstoffe nicht aufzunehmen. Daher kann es immer wieder notwendig sein, die allergischen Reaktionen akut medikamentös zu behandeln.
Medikamente bei Nahrungsmittelallergie
Zum Einsatz bei akuten Beschwerden kommen vor allem schnell wirksame Antihistaminika als Tabletten, Kapseln oder Dragees. Dazu gehören unter anderem folgende Wirkstoffe:
Geeigneten Präparate bei einer Nahrungsmittelallergie:
Diese Antihistaminika werden oral eingenommen und wirken binnen kurzer Zeit gegen allergische Beschwerden. Einige Antihistaminika eignen sich auch zur Dauertherapie. Einige Medikamente sind verschreibungspflichtig. Den genauen Behandlungsplan sollten Sie jedoch mit Ihrem Arzt abklären.
Cromoglicinsäure bei Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
Treten Beschwerden im Magen-Darm-Tragt auf, kann eine orale Anwendung von Präparaten mit Cromoglicinsäure hilfreich sein:
Cortison und Adrenalin
Glukokortikoide sind Cortison-Derivate, die, ebenso wie Adrenalin, in ein antiallergisches Notfallset gehören. Dieses Set sollten Sie als Allergiker immer mit sich führen, um im Falle eines allergischen Schocks schnell handeln zu können. Die Kortikoide bremsen das Immunsystem und verhindern die überschießende Reaktion, während das Adrenalin die Bronchien erweitert und somit der Atemnot entgegenwirkt.
Desensibilisierung bei Kreuzallergien
Basiert die Lebensmittelallergie auf einer Kreuzallergie gegen Pollen, kann die Desensibilisierung gegen den ursprünglichen Heuschnupfen Abhilfe schaffen. Im Rahmen dieser Therapie bekommt der Betroffene über einen Zeitraum von etwa drei Jahren in immer größer werdenden Intervallen das Allergen unter die Haut gespritzt. Diese Therapie zielt darauf ab, das Immunsystem umzuschulen, sodass es das Allergen irgendwann nicht mehr als gefährlich erkennt und keine Abwehrreaktion mehr in Gang setzt.
Homöopathische Behandlung
Die homöopathische Behandlung der Nahrungsmittelallergie zielt ebenfalls darauf ab, die Immunreaktion umzustellen. Da homöopathische Potenzen immer individuell auf einen Menschen, seinen Krankheitsverlauf und seine Beschwerden abgestimmt werden, können wir an dieser Stelle keine allgemeingültigen homöopathischen Behandlungshinweise geben. Homöopathische Mittel können die schulmedizinische Behandlung ergänzen. Darüber hinaus ist auch die ausschließlich homöopathische Behandlung möglich, die jedoch, ähnlich wie die Desensibilisierung, mehrere Jahre dauern kann.
Nahrungsmittelallergie vorbeugen
Idealerweise wird generell auf allergieauslösende Lebensmittel verzichtet. Die fehlenden Nahrungsmittel können durch Vitamin- oder Nährstoffpräparate ergänzt werden, sofern durch den Verzicht keine ausgewogene Ernährung sichergestellt werden kann. Alternativ sollte auf alternative Lebensmittel umgestellt werden, die gut verträglich sind.
Des Weiteren können folgende Tipps helfen:
- Die Zutatenliste einzelner Lebensmittel genau lesen, ebenso auf spezielle Fachbegriffe sowie Farb- und Konservierungsstoffe, die durch E-Nummern gekennzeichnet sind, achten. Hier kann sich ebenfalls Allergiepotenzial verstecken.
- Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie empfiehlt sich ein Ernährungstagebuch. Hier kann genau vermerkt werden, wann etwas gegessen wurde und welche Symptome danach auftraten. Dabei muss so genau wie möglich vorgegangen werden, das heißt, selbst kleine Naschereien zwischendurch, Gewürze und die Produktmarken sind aufschreiben. Somit kann die Allergie eingegrenzt und die Suche nach dem Allergen erleichtert werden.
- Geschältes Obst- und Gemüse ist häufig verträglicher als ungeschältes und verursacht im gekochten oder getrockneten Zustand keine allergische Reaktion.
Studien und Erkenntnisse
Immuntherapie bei Erdnussallergie mit Pflaster bei Kindern möglich
Ein Pflaster für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren soll gegen Erdnussallergie sensibilisieren. Dazu gibt das Pflaster ständig kleinste Mengen von Erdnuss-Antigenen in die Haut ab. Das Pflaster muss jeden Tag auf eine andere Hautstelle geklebt werden. Bereits in der VIPES-Studie wurden 221 Probanden im Alter von sechs bis 55 Jahren untersucht, die entweder das Immuntherapie-Pflaster oder ein wirkungsloses Pflaster erhielten. Aufgrund der guten Ergebnisse schloss sich die OLFUS-VIPES-Studie mit 117 der vorherigen VIPES-Studien-Teilnehmer an. Insbesondere Kinder sprachen mit einer Quote von 83,3 % gut auf die Behandlung an. Die Wirkung war bei Jugendlichen und Erwachsenen ein wenig schlechter.
Quelle: http://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4905851
Erdnussallergie heilbar! - mit Immuntherapie und Probiotika
Eine Pilotstudie aus Melbourne (Australien) testete, ob eine orale Immuntherapie in Kombination mit einem Probiotikum, in diesem Fall das Milchsäurebakterium Lactobacillus rhamnosus, zu einer dauerhaften Verträglichkeit von Erdnüssen führen könne. Teilnehmer waren 62 Kinder im Alter zwischen ein bis zehn Jahren, die an einer medizinisch gesicherten Erdnussallergie litten. Die Kinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt die orale Immuntherapie mit dem Probiotikum, die andere Gruppe ein Placebo. Leider wurde keine dritte Gruppe aufgestellt, die nur die Immuntherapie ohne Placebo untersuchte.
Am Ende der Studie vertrugen 82,1% der Kinder der Immuntherapie-Gruppe Erdnüsse. In der Placebo-Gruppe waren es nur 3,6%. Auch die Nachuntersuchung vier Jahre nach Abschluss der Studie fiel deutlich aus, obwohl nicht alle Kinder, die an der Studie teilgenommen hatten, untersucht werden konnten: Aus der ehemaligen Immuntherapie-Gruppe vertrugen noch 67% Erdnüsse, aus der Placebo-Gruppe nur 4%.
Quelle: http://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(17)30041-X/abstract
Risiko für Allergie gegen Nahrungsmittel durch 5 Gene erhöht!
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und die Charité in Berlin haben fünf Gene entdeckt, die in Verbindung mit Nahrungsmittelallergien, Neurodermitis und Asthma stehen. Dazu untersuchte das Team um Professorin Young-Ae Lee 1500 Kinder mit Nahrungsmittelallergien. Die Diagnose der Allergie wurde zunächst gesichert, denn 80 Prozent aller von Eltern beschriebener "Allergien" sind eigentlich nur Unverträglichkeiten. Bei den Allergikern wurden mehr als fünf Millionen Genorte, die erbliche Variationen zeigen, im Vergleich zu gesunden Kontrollen untersucht. Interessant ist, dass die Genorte nicht nur eine Verbindung zu allergischen Erkrankungen haben, sondern auch zu der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, der Schuppenflechte und zu Autoimmunerkrankungen. Als spezifisch gilt das SERPINB-Gencluster auf Chromosom 18, das einen Enzymhemmer kodiert, der vor allem in der Haut und in der Schleimhaut der Speiseröhre vorkommt. Vier von fünf Genen waren mit allen Allergien assoziiert. Eine Ausnahme bildet nur die Erdnussallergie, der ein spezifischer HLA-Genort zugrunde liegt.
Quellen
1https://www.blackholm.com/cms/images/jpg/Kreuzallergie2.gif
http://www.onmeda.de/krankheiten/lebensmittelallergie.html
http://www.daab.de/ernaehrung/lebensmittelallergie/
https://www.allergiecheck.de/allergie/nahrungsmittelallergie.html
http://www.experto.de/gesundheit/homoeopathie/so-koennen-sie-nahrungsmittelallergien-homoeopathisch-behandeln.html
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