Mumps
Aktualisiert am 19.12.21
Bei Mumps handelt es sich um eine hochansteckende Virusinfektion, welche vor allem die Ohrspeicheldrüsen, aber auch andere Speicheldrüsen oder Organe des menschlichen Körpers befällt. In den meisten Fällen erfolgt die Übertragung per Tröpfcheninfektion, also durch Niesen, Husten etc.
Ein typisches Symptom ist die ein- bzw. beidseitige Schwellung der Ohrspeicheldrüsen, die meist mit Schmerzen verbunden ist. Der Erkrankung kann mit einer Impfung vorgebeugt werden. Einmal mit dem Mumps-Virus infiziert, besteht zudem für gewöhnlich eine lebenslange Immunität.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
Was ist Mumps?
Wissenschaftlich wird Mumps auch als Parotitis epidemica oder Salivitis epidemica bezeichnet. Umgangssprachlich sind Begrifflichkeiten wie Ziegenpeter oder Tölpel bekannt, was vor allem an dem charakteristischen Aussehen der betroffenen Patienten liegt. Die Infektionskrankheit wird zu den typischen Kinderkrankheiten gezählt, kann aber auch Jugendliche und Erwachsene bis ins hohe Alter betreffen, sofern keine Immunität gegen den Erreger des Mumps-Virus vorliegt. Die Immunität kann sowohl körpereigen wie auch durch eine Impfgabe aufgebaut werden.
Lebenslange Immunität
In der Regel hinterlässt eine einmalige Ansteckung mit Mumps eine lebenslange Resistenz. Das heißt, Patienten, die einmal an Mumps erkrankt waren, können sich normalerweise nicht noch ein zweites Mal infizieren. Auch deshalb wird Mumps in die Gruppe der klassischen Kinderkrankheiten eingeordnet, ebenso aber auch aufgrund der Tatsache, dass der Erkrankungsgipfel in einem Alter zwischen 2 und 15 Jahren liegt.
Doch trotz des Aufbaus körpereigener Abwehrkräfte nach einer Erstinfektion sollte eine Impfung gegen Mumps zur rechtzeitigen Vorbeugung nicht vernachlässigt werden, denn das Virus kann zu schwerwiegenden Komplikationen, bis hin zur Unfruchtbarkeit oder lebenslangen Taubheit führen.
Häufigkeit von Mumpsinfektionen
Eine Ansteckung mit Mumps ist seit dem 29. März 2013 deutschlandweit meldepflichtig. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand eine Meldepflicht ausschließlich innerhalb der neuen Bundesländer. Da hierdurch ausschließlich die Krankheitsfälle in den meldepflichtigen Regionen registriert und gezählt wurden, ist es schwierig, verlässliche Zahlenangaben bezüglich der jährlichen Betroffenenzahlen zu machen.
Geht man jedoch nach den neuen Bundesländern, kann davon ausgegangen werden, dass jährlich circa 0,8 Einwohner pro 100.000 Einwohner betroffen sind. Die Dunkelziffer dürfte allerdings hoch sein. Beobachtet werden kann, dass vor allem Kinder in einem Alter bis zu vier Jahren häufiger betroffen sind, als andere Patientengruppen.
Subtypen von Mumps
Das Mumpsvirus ist weltweit verbreitet. Die unterschiedlichen Subtypen werden laut einer WHO-unterstützten Nomenklatur von 2012 mit den Gruppen A bis N klassifiziert. Heute weiß man, dass das weltweite Vorkommen der verschiedenen Subtypen unterschiedlich verbreitet ist. Dank der Klassifizierung in A bis N Gruppen ist eine gute Einordnung der Ausbreitungsorte möglich. Das Auftreten des Subtyp der Gruppe G nimmt weltweit zu. Innerhalb Deutschlands kommt vor allem dieser Erreger zum Tragen. Glücklicherweise nimmt der Subtyp G, im Gegensatz zu anderen Mumpsviren, nur sehr selten einen tödlichen Verlauf.
Ursachen
Auslöser einer Mumpsinfektion
Der Mumpsinfektion liegt das gleichnamige Mumpsvirus zugrunde. Früher wurde dieses auch als Paramyxovirus parotitidis bezeichnet. Hierbei handelt es sich um ein einzelsträngiges RNA-Virus, dessen Erregerreservoir ausschließlich der Mensch ist.
Weltweit ist nur ein einziger Serotyp des Mumpsvirus bekannt. Von diesem gibt es allerdings unterschiedliche Subtypen, welche sich weder im Krankheitsbild noch in der serologischen Reaktion voneinander unterscheiden. Auf dieser Grundlage konnte die Möglichkeit einer effektiven Impfung gegen Mumps geschaffen werden.
Übertragungsweg des Mumpsvirus meist per Tröpfcheninfektion
Da ausschließlich der Mensch als Erregerreservoir für das Mumpsvirus infrage kommt, kann die Infektion auch nur von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Ansteckung mit dem Virus erfolgt in den allermeisten Fällen über Tröpfcheninfektionen, beispielsweise durch das Niesen oder Husten eines Betroffenen. Ferner kann die Infektion durch direkten Kontakt mit einem Patienten übertragen werden.
Ansteckung durch infizierte Gegenstände sehr selten
In ganz seltenen Fällen werden auch Ansteckungen aufgrund kontaminierter Gegenstände beobachtet. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass Mumps-Erkrankungen endemisch verlaufen. Von einer Endemie wird wiederum gesprochen, wenn bestimmte Krankheiten gehäuft und vorzugsweise in bestimmten Regionen auftreten. Die Krankheitshäufigkeit in den jeweiligen Gebieten bleibt dabei in der Regel über Jahre sehr konstant.
Ansteckungsgefahr besteht auch schon vor Ausbruch der Infektion
Patienten mit Mumps sind ab circa einer Woche vor dem Auftreten der ersten Symptome, bis 14 Tage nach dem Ausbruch der Erkrankung ansteckend. Um Epidemien, auch aufgrund der extrem langen Ansteckungsfähigkeit, zu vermeiden, besteht gemäß § 34 Abs. 1 IfSG (Infektionsschutzgesetz) ein absolutes Schulverbot bei Verdacht und Erkrankung. Dieses Schulverbot lässt sich selbstverständlich auch auf weitere Gemeinschaftseinrichtungen wie Kinderkrippen und Kindertagesstätten ausweiten.
Ein langer Weg bis eine Infektion erkennbar ist
Die Entstehung des Krankheitsbildes ist dabei von unterschiedlichen Stadien geprägt. Nach der Ansteckung tritt das Virus in die Schleimhaut des menschlichen Nasen-Rachen-Raums ein, wo es zu einer Vermehrung kommt. Anschließend breiten sich die Erreger über den Blutweg weiter aus. Zum Ende hin werden die Ohrspeicheldrüsen, in seltenen Fällen auch andere Speicheldrüsen, das Gehirn oder die Hoden befallen. Jetzt erst kommt es zum echten Krankheitsbild, das durch verschiedene, typische Symptome geprägt ist.
Symptome
Symptome müssen nicht erkennbar sein
Die Symptome einer Mumpsinfektion sind recht individuell. Mittlerweile ist offiziell, dass es viele Fälle gibt, in denen der Patient gar keine Symptome entwickelt. Fast 40 Prozent der Betroffenen erfahren dadurch einen vollkommen atypischen Verlauf. Eine adäquate Behandlung ist in diesem Fall nicht möglich, da nicht einmal der Verdacht einer Infektion aufkommt. Dadurch kann das Virus extrem häufig weiterverbreitet werden.
Typische Symptome einer normal verlaufenden Mumps-Infektion:
- Zu Beginn der Erkrankung fühlt sich der Patient sehr müde und krank, gefolgt von einem Fieberanstieg.
- Anschließend schwellen die Ohrspeicheldrüsen an, erst einseitig, dann meist beidseitig.
- Die Schwellung der Ohrspeicheldrüsen ist in der Regel sehr schmerzhaft.
- Aufgrund der Schwellung stehen die Ohrläppchen des Betroffenen ab und das Kauen wird aufgrund der extremen Schmerzen nahezu unmöglich.
- Eine zusätzliche Schwellung findet sich an der Mündung des Ausführungsganges in der Wangenschleimhaut, hier ist auch eine deutliche Rötung zu erkennen.
- Zusätzlich kann eine Schwellung anderer Speicheldrüsen eintreten.
Mumpsinfektionen sind häufig mit Komplikationen verbunden, dessen symptomatischer Verlauf sich deutlich von einer einfachen Mumpserkrankung abgrenzt. Neben den oben genannten, typischen Mumpssymptomen kommen weitere Erscheinungen hinzu, bei dessen Auftreten sofort ärztlicher Rat notwendig ist.
Symptome bei Beteiligung des zentralen Nervensystems mit zusätzlicher Meningitis:
- Bei ungefähr 3 bis 15 Prozent der Mumpserkrankten ist zusätzlich das zentrale Nervensystem beteiligt, was sich wiederum mit einer nichteitrigen Meningitis (Hirnhautentzündung) äußern kann.
- Erkennbar an Kopf- und Nackenschmerzen sowie einer merklichen Lichtscheu und Nackensteifigkeit.
- Die Hirnhautentzündung kann bereits eine Woche vor den Mumpssymptomen auftreten, ebenso aber auch bis zu drei Wochen nach der typischen Entzündung der Ohrspeicheldrüsen.
Symptome einer zusätzlich durch Mumps verursachten Hodenentzündung:
- Circa 30 Prozent der männlichen Erkrankten entwickeln während einer Infektion mit Mumps eine zusätzliche Entzündung der Hoden.
- Am Ende der ersten Krankheitswoche kommt es zu einem erneuten Anstieg des Fiebers.
- Zusätzlich tritt eine Schwellung, häufig auch eine Schmerzhaftigkeit der Hoden, meist nur einseitig auf.
- Spätfolgen: Bei 13 Prozent der Betroffenen kommt es zu einer Fruchtbarkeitsstörung, in seltenen Fällen zu einer vollständigen Unfruchtbarkeit.
Des Weiteren kann es infolge einer Mumpserkrankung zur Taubheit, Bauchspeicheldrüsenentzündung, zur Entzündung der Eierstöcke, der Regenbogenhaut im Auge oder der Schilddrüse kommen. Ferner wurden bereits Entzündungen des Herzmuskels, der Nieren und der großen Gelenke beobachtet.
Diagnose
Rachenabstrich oder Urinprobe geben Sicherheit
Da die Symptome einer Mumpsinfektion recht typisch sind, kann die Diagnose in der Regel schon aufgrund körperlicher Untersuchungen gestellt werden. Vor allem während einer Epidemie sind die Symptome und das Aussehen des Betroffenen von großer Relevanz. In Einzelfällen besteht aber auch die Möglichkeit, die Infektion mittels einer Bestimmung der Antikörper im Serum nachzuweisen. Abweichend davon kann ein Rachenabstrich oder eine Urinprobe dabei helfen, das Virus zur Diagnostik anzuzüchten.
Therapie und Behandlung
Behandlungsmöglichkeiten einer Mumpsinfektion
Um Komplikationen von vornherein zu vermeiden und den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen, sollte umgehend eine entsprechende Therapie und Behandlung eingeleitet werden.
Antibiotika zeigen bei Virusinfektion keine Wirkung
Da es sich jedoch um eine Virusinfektion handelt, sind Antibiotika grundsätzlich wirkungslos. Die Schulmedizin zielt vor allem darauf ab, möglichst alle Symptome zugunsten der Erkrankten zu lindern. Dabei stehen eine Senkung des Fiebers und eine Linderung der Schmerzen im Vordergrund.
Es wird empfohlen, den Betroffenen ausschließlich Breikost anzubieten, da das Kauen aufgrund der enormen Schmerzempfindlichkeit nahezu unmöglich ist. Außerdem empfehlen sich feuchte Umschläge, die meist als schmerzlindernd empfunden werden.
Behandlung durch Heilpraktiker verboten
Eine Behandlung durch den Heilpraktiker ist grundsätzlich nicht möglich. Diesem ist es gemäß § 24 IfSG strikt untersagt, Mumpsinfektionen zu behandeln. Anstelle dessen wird er dazu angehalten, umgehend eine Überweisung an einen Haus- oder Kinderarzt zu veranlassen. Da zahlreiche Schulmediziner heute auch im Bereich der alternativen Medizin geschult sind, sollte einer homöopathischen oder pflanzenheilkundlichen Behandlung dennoch nichts im Wege stehen.
Vorbeugung/Impfung
Eine Impfung kann Mumps vorbeugen
In Deutschland und anderen Ländern besteht die Möglichkeit, Mumpsinfektionen mittels einer Impfung vorzubeugen. Hierbei handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, bestehend aus abgeschwächten Mumpsviren. Durch die Gabe der abgeschwächten Mumpsviren ist der menschliche Körper dazu in der Lage, eine körpereigene Abwehr gegen die Erreger aufzubauen, ebenso wie es auch bei einer typischen Infektion der Fall wäre. Die Mumpsimpfung wird in Deutschland von der ständigen Impfkommission des Robert Koch Institutes empfohlen. Die Gabe erfolgt als Kombination mit der Masern-Röteln-Impfung. Die Verabreichung des Impfstoffes sollte erstmals zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat erfolgen. Eine anschließende Folgeimpfung ist frühestens vier Wochen später möglich, sollte aber bis zum zweiten Lebensjahr abgeschlossen sein.
In bestimmten Fällen darf nicht geimpft werden
In seltenen Fällen kann die Impfung auch vor dem elften Lebensmonat gegeben werden. Das trifft vor allem dann zu, wenn das Kind frühzeitig in die Kinderkrippe gehen soll. Die Impfung ist allerdings nicht vor dem neunten Lebensmonat zu empfehlen, da das Kind in diesem Alter noch auf die mütterlichen Abwehrkräfte zurückgreifen kann und eine Aufhebung der Wirkung möglich wäre. Ferner dürfen Impfungen nicht während der Schwangerschaft verabreicht werden. In diesem Zusammenhang kann es zu Embryonalschäden kommen. Auch bei allergischen Reaktionen auf Impfstoffbestandteile, Immundefekten, HIV-Infektionen oder T-Zell-Defekten ist eine Mumpsimpfung ausgeschlossen.
Nebenwirkungen der Impfung
Eine Mumpsimpfung kann grundsätzlich, wie jede andere Impfung auch, mit verschiedenen Komplikationen verbunden sein. Typische Nebenwirkungen sind Fieber, Rötungen oder eine Druckschmerzhaftigkeit an der Impfstelle. Zusätzlich sind aber auch weitere Folgen bekannt:
- 0,5 Prozent der Geimpften entwickelt im Anschluss eine Entzündung der Speicheldrüsen
- 0,5 Prozent der Geimpften erkrankt an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung
- einer von 1.000.000 Geimpften entwickelt eine Hodenentzündung
- einer von 1.000.000 Geimpften erkrankt an einer Hirnhautentzündung
- Komplikationen in Form einer eintretenden Taubheit wurden bislang nicht beschrieben
Betrachtet man jedoch die Häufigkeit der genannten Komplikationen im Vergleich zu den möglichen Komplikationen bei einer echten Mumpsinfektion, treten sie durch eine Impfung weit seltener auf, wodurch mit Hilfe der Impfung eine enorme Risikoeingrenzung möglich ist.