Masern
Aktualisiert am 28.09.21
Bei Masern handelt es sich um eine typische Kinderkrankheit, die als besonders akute und hochansteckende Virusinfektion auftritt.
Auslöser für die Infektion ist das gleichnamige Masern-Virus. Charakteristisch für eine Erkrankung sind typische Vorläufersymptome und ein kennzeichnender Hautausschlag.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
Definition und Überblick
Wissenschaftlich werden Masern auch als Morbilli bezeichnet. In Deutschland treten Masern relativ selten und zumeist recht mild verlaufend auf, was insbesondere durch die vorhandene Impfung gewährleistet werden kann.
Aufgrund der hohen Ansteckungsfähigkeit und der damit verbundenen Möglichkeit einer epidemischen Verbreitung gelten die Masern gemäß § 8 und § 6 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes als meldepflichtig. Ferner gilt ein absolutes Schulverbot, welches in § 34 Abs.1 IfSG festgehalten ist und sich ebenso auf weitere Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten ausweiten lässt.
Vorkommen des Masern-Virus
Das Masern-Virus kommt weltweit zum Tragen. Es konnte bereits ein jahreszeitlicher Gipfel für die Wintermonate ausgemacht werden. Vor allem in Entwicklungsländern gelten die Masern als weitverbreitet. In Afrika zählt eine Infektion zu den zehn häufigsten Krankheiten im Kindesalter, wobei der Krankheitsverlauf häufig tödlich endet.
In Deutschland konnte dahingegen ein deutlicher Rückgang der Krankheitsfälle verzeichnet werden. Mit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 und der Impfmöglichkeit nahmen die Erkrankungsfälle spürbar ab. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass ein erneuter Anstieg der Masern-Erkrankungen aufgrund der zunehmenden Impfmüdigkeit vieler Eltern nicht auszuschließen ist.
Masern als typische Kinderkrankheit
Eine Infektion mit Masern ist grundsätzlich nur einmal im Leben möglich. Personen, die sich also einmal mit dem Virus infiziert haben, bauen eine lebenslange, körpereigene Immunität gegen das Virus auf. Folgeinfektionen sind demnach nicht möglich. Auf Grundlage dieser Tatsache bietet auch die Impfung gegen Masern eine lebenslange Immunität.
Je älter der Betroffene, desto akuter verläuft die Krankheit
Ferner werden Masern als Kinderkrankheit bezeichnet, da vorwiegend Kinder, zumeist Kleinkinder, betroffen sind. Ebenso können aber auch Erwachsene und Jugendliche ohne Immunschutz an dem Virus erkranken.
Ursachen
Masern werden durch das Masern-Virus ausgelöst, welches ausschließlich im menschlichen Körper lebensfähig ist und somit auch nur von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem humanpathogenen Virus. Bei dem Masern-Virus handelt es sich um ein einzelsträngiges RNA-Virus, welches der Familie der Paramyxoviren angehört. Es besteht eine enge Verwandtschaft zum Hundestaupenvirus sowie zur Rinderpest.
Laut der WHO (Weltgesundheitsorganisation) konnten bereits 23 verschiedene Genotypen des Masern-Virus definiert werden. Die Genotypen wurden wiederum in acht unterschiedliche Gruppen aufgeteilt. Dank dieser Kategorisierung ist es recht einfach herausfinden, woher eine Masern-Erkrankung, insbesondere im Epidemie-Fall, stammt.
Übertragung des Masern-Virus per Tröpfcheninfektion
Das Masern auslösende Virus ist hochansteckend und wird vor allem durch Tröpfcheninfektionen (Niesen, Husten etc.) verbreitet. Die Quelle geht dabei ausschließlich von erkrankten Personen aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein gesunder Mensch ohne Immunschutz bei Kontakt mit einer erkrankten Person ansteckt, wird auf 95 Prozent geschätzt.
Dabei gilt zu beachten, dass die Ansteckungsfähigkeit sehr lange anhält. Sie beginnt mit dem ersten Stadium der Masern-Erkrankung und endet erst mit Ausklang des typischen Hautausschlages, der die Masern-Infektion charakterisiert. Somit muss davon ausgegangen werden, dass Betroffene mindestens 14 Tage, in einigen Fällen auch über längere Zeit, hochansteckend sind.
Entstehung der typischen Masern-Erkrankung
Kommt es zu einer Ansteckung mit dem Masern-Virus, gelangt der Erreger unmittelbar in die Schleimhäute des oberen Atemtraktes oder in die Bindehaut der Augen. Von dort aus breitet sich das Virus in die Lymphknoten und anschließend über den Blutweg aus. In der Schleimhaut sowie im lymphatischen System, hier vor allem in den Lymphknoten und in der Milz, kommt es zu einer deutlichen Vermehrung mit Bildung von Riesenzellen. Im Anschluss befallen die Viren auch die Haut des Betroffenen. In seltenen Fällen können zusätzlich die Organe, beispielsweise das Ohr, die Lunge oder das Gehirn, betroffen sind.
Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit vergehen bis zu 2 Wochen
Erst, wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist, treten die typischen Symptome einer Masern-Erkrankung auf. Dieser Prozess, auch Inkubationszeit genannt, dauert ungefähr 10 bis 14 Tage.
Symptome
Koplik-Flecken und roter Hautausschlag bilden die Leitsymptome
Sobald die Inkubation abgeschlossen ist, kommt es zu den typischen Symptomen einer Masern-Infektion. Hierbei gilt zu erwähnen, dass die Masern in drei verschiedenen, an sich anschließenden, Stadien verlaufen. Eine Erkrankung beginnt mit dem Prodromalstadium, an welches das Exanthemstadium anschließt. Den Abschluss bildet das sogenannte Rekonvaleszenzstadium. Alle Stadien werden durch unterschiedliche Symptome charakterisiert.
1. Stadium - Prodromalstadium:
- mäßiges Fieber bis 38,5 Grad
- Husten, Schnupfen und Bindehautentzündung (normale Erkältungssymptome)
- Unruhe und allgemein sehr krankes Gefühl
- Rötung der Schleimhaut im Rachenbereich
- Es treten sogenannte Koplik-Flecken auf (kalkspritzerartige, weiße Flecken an der Wangenschleimhaut).
- Nach circa drei bis fünf Tagen klingt das Fieber vorerst von alleine wieder ab.
2. Stadium - Exanthemstadium:
- erneuter Fieberanstieg bis auf 40 Grad
- Bildung des typischen Masernexanthems (Hautausschlages), dieser beginnt zumeist hinter den Ohren und im Gesicht und breitet sich anschließend über die Schultern sowie den Rumpf und die Gliedmaßen bis hin zu den Füßen aus.
- Anfangs bilden sich kleine, leicht erhabene, rosaviolette bis rote Papeln.
- Papeln fließen zu unregelmäßig geformten und größeren Flecken zusammen.
- Häufig kommt es zusätzlich zu einer lokalen Schwellung der Lymphknoten in den Kieferwickeln und am Hals, selten treten generalisierte Lymphknotenschwellungen am ganzen Körper auf.
- Circa vier bis sieben Tage später klingt das Fieber und der Ausschlag ab.
3. Stadium - Rekonvaleszenzphase:
- Abschuppung der Haut
- Abschwellen der Lymphknoten
- meist erhöhte Anfälligkeit für andere Krankheiten während dieser Phase, beispielsweise für bakterielle Infektionen
Wenn Masern Komplikationen verursachen …
Masern können verschiedenste Komplikationen auslösen. Diese sind durch weitere Symptome geprägt, dessen Auftreten umgehend ärztlich abgeklärt werden muss.
Masernenzephalitis
- circa ein Fall pro 1.000 Erkrankungsfälle
- zerebrale Krampfanfälle
- Bewusstseinsstörungen
- neurologische Ausfälle
- ruft bei 20 bis 30 Prozent der Betroffenen dauerhafte Schäden hervor
- endet bei 10 bis 20 Prozent der Fälle tödlich
Subakute sklerosierende Panenzephalitits
- allmählich, das Gehirn zerstörende Entzündung
- Mischinfektionen mit Diphtherie und Keuchhusten möglich
- endet in der Regel tödlich
Weitere Komplikationen/zusätzliche Erkrankungen
- Mittelohrentzündung
- Bronchitis
- Lungenentzündung
- Herz-Kreislauf-Versagen
Diagnose
Diagnose anhand der Symptome
In den meisten Fällen wird die Diagnose einer Masern-Infektion klinisch, das heißt anhand des Krankheitsbildes, gestellt. Dafür ist eine umfangreiche Begutachtung des Patienten notwendig. Vor allem die typischen Symptome wie der Hautausschlag und die Koplik-Flecken dienen als Hinweis auf eine Infektion. Zusätzlich entscheidet der Krankheitsverlauf über eine eindeutige Diagnostik. Alternativ können Bluttests oder Rachenabstriche vorgenommen werden, in welchen das Virus bis zu zwei Tage nach Ausbruch des Exanthems nachgewiesen werden kann.
Therapie und Behandlung
Behandlungsmöglichkeiten einer Maserninfektion
Bislang ist keine spezifische, antivirale Therapie gegen das Masern-Virus bekannt. Antibiotika sind, aufgrund der Tatsache, dass diese nur gegen Bakterien wirken, wirkungslos. Die Behandlung zielt daher vor allem auf die Linderung der Symptome ab.
Da die betroffenen Kinder in der Regel sehr angeschlagen sind, halten sie zumeist von alleine Bettruhe ein. Das Zimmer, in dem sich der Betroffene aufhält, sollte möglichst abgedunkelt sein, da die Bindehautentzündung eine zusätzliche Lichtscheu und Schmerzempfindlichkeit hervorrufen kann.
Im Vordergrund steht unter anderem die Senkung des Fiebers, weshalb in der Regel entsprechende Medikamente wie Paracetamol und Ibuprofen verordnet werden. Diese wirken darüber hinaus schmerzlindernd. Sofern es zu einer zusätzlichen, bakteriellen Infektion kommt, kann eine Antibiotikagabe begleitend notwendig werden.
Medikamente mit Paracetamol
Medikamente mit Ibuprofen
Masern natürlich behandeln
Masern dürfen ausschließlich durch Ärzte der Schulmedizin behandelt werden. Laut § 24 IfSG besteht für Heilpraktiker ein absolutes Behandlungsverbot. Bei Verdacht und Diagnose von Masern muss der Heilpraktiker umgehend eine Überweisung an den Haus- oder Kinderarzt veranlassen. Mittlerweile sind jedoch zahlreiche Schulmediziner ebenso in naturheilkundlichen Therapieverfahren geschult, sodass in der Regel auch eine homöopathische oder pflanzenheilkundliche Behandlung möglich wäre. Doch auch hier stehen die Linderung der Symptome und nicht die Bekämpfung des Virus selbst im Vordergrund.
Vorbeugung/Impfung
Vorbeugen durch Impfen
Masern-Infektionen können durch einen wirkungsvollen Impfschutz vorgebeugt werden. Der Impfstoff wird in Kombination mit der Mumps-Röteln-Impfung verabreicht. Man spricht auch von der MMR- (Masern-Mumps-Röteln-) Impfung. Bei dem Impfstoff handelt es sich um abgeschwächte Masernviren, also einen Lebendimpfstoff, der dem Körper eine natürliche Infektion vortäuschen soll, damit dieser aus eigener Kraft Abwehrstoffe bildet, welche wiederum ein Leben lang vorhalten. Die Masern-Impfung sollte frühestens mit Vollendung des elften Lebensmonats erfolgen. Anschließend besteht ein 95-prozentiger Schutz vor einer Infektion. Um Impflücken zu schließen, sollte frühestens vier Wochen nach der ersten Impfgabe eine zweite Impfung stattfinden.
Die Masern-Impfung ist nicht für jeden geeignet
Obwohl die Masern-Impfung von der STIKO (Ständige Impfkomission) als empfohlener Schutz gilt, ist nicht jeder Patient für die Impfgabe geeignet. Grundsätzlich dürfen Menschen mit akuten Erkrankungen nicht geimpft werden. Das Gleiche gilt für HIV-positive und allgemein immungeschwächte Personen. Auch während der Schwangerschaft gilt es, von der Masern-Impfung Abstand zu halten. In den vorgenannten Fällen können Immunglobuline als Postexpositionsprophylaxe verabreicht werden, wobei die Wirkung recht umstritten ist. Die STIKO empfiehlt, die erste Masern-Impfung mit Vollendung des elften Lebensmonats durchzuführen. In Ausnahmefällen ist auch eine vorherige Impfung möglich, nicht jedoch vor Vollendung des neunten Lebensmonats. Bis zum neunten Lebensmonat können die Kinder in der Regel noch auf die mütterlichen Antikörper zurückgreifen.
Mögliche Impfkomplikationen
Da es sich um einen Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Masern-Viren handelt, können verschiedenste Komplikationen auftreten. Einige dieser Komplikationen gehen über das gewöhnliche Ausmaß von harmlosen Nebenwirkungen hinaus und sollten dringend ärztlich abgeklärt werden:
- Fünf Prozent der Geimpften entwickeln einen leicht abgeschwächten Masern-Ausschlag.
- Bei drei bis fünf Prozent kommt es zu Fieber, in seltenen Fällen zu sehr hohem Fieber.
- Weniger als ein Prozent leidet an mindestens einem Fieberkrampf nach der Impfung.
- In sehr seltenen Fällen (1:30.000 bis 1:50.000) kommt es zu einem Abfall der Blutplättchen.
- Mit einer Häufigkeit von weniger als 1:1.000.000 tritt eine Enzephalitis ein.