Lungenentzündung
Aktualisiert am 09.02.23
Schätzungsweise 500.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einer Lungenentzündung, die in der Fachsprache auch als Pneumonie bezeichnet wird. Davon erhalten circa 150.000 eine stationäre Behandlung im Krankenhaus.
Erschreckenderweise sterben bis zu 5 % der Patienten an einer Pneumonie. Zur Risikogruppe zählen Säuglinge und Kleinkinder, Personen über 60 Jahre sowie Menschen mit einer bestehenden Grunderkrankung.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
Formen
Eine Lungenentzündung kann sich an zwei verschiedenen Orten in der Lunge entwickeln.
Interstitielle und alveoläre Pneumonie
Eine interstitielle Pneumonie bezeichnet entzündetes Lungengewebe.
Bei einer alveolären Lungenentzündung sind die Lungenbläschen entzündet.
Auch ein gemeinsames Auftreten beider Formen ist möglich und in beiden Fällen kann die Lungenentzündung sowohl akut als auch chronisch sein. Das Erkrankungsbild besteht aus einer Anschwellung und vermehrten Durchblutung der jeweiligen Lungenanteile. Im Lungengewebe sammelt sich Flüssigkeit.
Unterteilung der alveolären Pneumonie
Die alveoläre Lungenentzündung kann weiter unterteilt werden:
- Zum einen in die Lobärpneumonie, bei der ein Lappen oder ein Segment der Lunge erkrankt ist.
- Zum anderen in die Herdpneumonie. Eine Herdpneumonie definiert sich durch das Auftreten eines oder auch mehrerer Herde der Entzündung in einem Lungenlappen.
- Die Bronchopneumonie ist eine weitere Form der Lungenentzündung. In ihrem Fall befindet sich der Beginn der Erkrankung im Bronchialsystem und greift im Verlauf auf das umgebende Lungengewebe über.
Bei Kleinkindern ist der Übergang fließend und eine Bronchitis ist manchmal schwer von einer Pneumonie zu unterscheiden. Die Bronchopneumonie ist die am häufigsten diagnostizierte Form der Lungenentzündung. Die Auslöser einer Pneumonie sind in den meisten Fällen Bakterien oder Viren und seltener Pilze.
Ursachen
Eine Lungenentzündung ist meist infektiös bedingt. Die Erreger haben sich entweder schon einige Zeit im Nasen-Rachen-Raum des Betroffenen aufgehalten oder sie werden frisch durch eine Tröpfcheninfektion von einem Erkrankten aufgenommen. Dies geschieht durch Niesen, Husten oder engen Körperkontakt.
Die Lunge besitzt einige Abwehrmechanismen, die das Eindringen von Bakterien, Viren oder anderen Erregern verhindern sollen. Zilien zum Beispiel, das sind Flimmerhärchen, die auf der Schleimhaut der Luftwege sitzen. Durch Bewegung in Richtung Luftröhre entfernen sie Staubpartikel und Krankheitserreger aus den Atemwegen und verhindern das Eindringen dieser in die Lungenbläschen (Alveolen) der unteren Luftwege. Das Immunsystem mit seinen speziell ausgebildeten Zellen kümmert sich um die Abwehr der Keime, die trotz Zilien in die Lunge vorgedrungen sind.
Risikofaktoren und Risikogruppen
Momente, in denen das Immunsystem vorübergehend geschwächt ist, hat jeder Mensch. Sobald die Lunge und das Bronchialsystem angreifbar sind, können Erreger nicht adäquat abgewehrt werden und es entwickelt sich in einigen Fällen eine Lungenentzündung. Die Aufnahme von Krankheitserregern über die Atemluft wird als aerogener Infektionsweg bezeichnet. Auf diese Weise entstehen die meisten Lungenentzündungen.
Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder bilden ihr Abwehrsystem erst noch aus und Menschen über 60 sind altersbedingt anfälliger für Infektionen. Sie bilden zusammen mit vorerkrankten Personen eine Risikogruppe für die Erkrankung an einer Pneumonie.
Erreger unterscheiden sich entsprechend den Altersgruppen
In verschiedenen Altersgruppen unterscheidet sich auch die Erregerverteilung:
- Säuglinge erkranken häufig an Staphylokokkus aureus, während bei Kindern und Kleinkindern eher Haemophilus influenzae Typ b (Hib) vorherrscht.
- Im Erwachsenenalter führt die Infektion mit Pneumokokken die Statistik an, gefolgt von Mykoplasmen, Legionellen und Chlamydia pneumoniae. Auch Viren, Pilze und Parasiten können eine Entzündung der Lunge verursachen.
In allen Altersgruppen gleichermaßen gefürchtet sind Tuberkulose und Pneumonie, die das Grippe-Virus verursacht.
Im Krankenhaus erworbene Pneumonien
Im Krankenhaus erworbene Lungenentzündungen unterscheiden sich wiederum von den ambulant erworbenen Pneumonien. In Kliniken sind Keime häufig resistent (unempfindlich) gegen die gängigen Antibiotika geworden und stellen ein großes Problem für die Therapie dar. Krankenhauskeime sind oft Pseudomonas aeruginosa, Klebsiellen und Staphylokokken. Viele stationäre Patienten haben ein geschwächtes Immunsystem und sind anfälliger für Infektionen als gesunde Menschen.
Weitere Ursachen für eine Pneumonie sind Fremdkörper. Sie werden aus Versehen aspiriert (eingeatmet) und lösen eine Aspirations-Pneumonie durch Verlegung der Atemwege und eine lokale Abwehrreaktion des Immunsystems aus. Auch toxische Gase, Medikamente oder eine Strahlentherapie können die Ursache für eine Lungenentzündung sein. Eher selten gelangen die Erreger über die Blutbahn in die Lunge.
Symptome
Eine Lungenentzündung kann klinisch sehr unterschiedlich aussehen. Je nach Typ variiert zum Beispiel die Höhe des Fiebers sehr. Auch das subjektive Krankheitsgefühl unterscheidet sich deutlich. Oft geht der Pneumonie ein Infekt der Luftwege voraus, der sich bei schlechter Abwehrlage weiterentwickelt. Das Krankheitsbild setzt sich aus typischen Kernsymptomen und eher unspezifischen Zusatzsymptomen zusammen, die plötzlich und heftig auftreten oder sich langsam einschleichen.
Kernsymptome
- Husten (trocken oder produktiv)
- Auswurf
- hohes Fieber
- Schüttelfrost
- Atemnot
- Verkrampfung der Bronchien
- atemabhängige Schmerzen im Brustkorb
Zusatzsymptome
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Gliederschmerzen
- Kopfschmerzen
Nach Stunden bis Tagen sind bei den Patienten mehrere dieser Symptome zu beobachten. Atypische Pneumonien bieten meist eine abgeschwächte Version. Auch bei älteren Patienten kann das Fieber fehlen und der Husten ist eher trocken und nicht sehr ausgeprägt. Es erfordert eine gute Beobachtungsgabe, die Symptome in diesen Fällen trotzdem nicht zu übersehen.
Diagnose
Hartnäckiger Husten, hohes Fieber und Krankheitsgefühl führen den Patienten früher oder später zum Arzt. Das kann der Hausarzt, der Kinderarzt, ein Internist oder ein Lungenfacharzt sein.
Anamnese
Zu Beginn der Untersuchung erhebt der Arzt die Anamnese (Krankengeschichte) um sich einen ersten Eindruck der Problematik zu verschaffen und die Vorgeschichte beurteilen zu können. Auch bestehende Grunderkrankungen sind natürlich bedeutsam. Die Anamnese weist den Weg für die weitere Vorgehensweise und wird von der sorgfältigen körperlichen Untersuchung gefolgt.
Körperliche Untersuchung
Der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zur Diagnose einer Lungenentzündung ist die körperliche Untersuchung, insbesondere das Abhören (Auskultieren) der Bronchien und der Lunge mit einem Stethoskop und das Abklopfen des Brustkorbs. Im Rahmen einer Pneumonie ist das entzündete Gewebe verdichtet und hört sich dementsprechend anders an, als gesundes Gewebe.
Rasselgeräusche geben Hinweise auf Erkrankung
Verschiedene Arten von sogenannten Rasselgeräuschen geben Hinweise auf die Lokalisation und die Ausdehnung der Erkrankung. Bei Kleinkindern ist oft zusätzlich eine verlängerte Ausatmung mit einem pfeifenden Atemgeräusch (Giemen) zu hören. Der Hintergrund ist eine Verengung der Atemwege durch Schwellung und Schleimproduktion, wie sie auch bei Asthma vorliegt. Weiterhin untersucht der Arzt den Allgemeinzustand des Patienten und alle anderen Organe, wie Herz, Haut, Leber, Milz und Nieren, die Hinweise auf die vorliegende Erkrankung geben können.
Labor mit Erstellung eines Blutbildes
Weitere diagnostische Möglichkeiten bietet das Labor. Im Normalfall macht der behandelnde Arzt zunächst ein Blutbild:
- Sind die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) deutlich erhöht, stützt dies die Diagnose einer bakteriellen Lungenentzündung.
- Bei einer Zunahme der Lymphozyten (spezielle weiße Blutkörperchen) steht eine atypische Pneumonie im Raum.
- Auch das CrP (C-reaktives Protein) liefert Hinweise auf eine bakterielle oder virale Pneumonie.
- Mikrobiologische Untersuchungen stehen für das Sputum (Hustenauswurf) und das Blut zur Verfügung.
- Gelingt es dem Untersucher durch Anzucht in einer Kultur Bakterien zu bestimmen, ist der direkte Auslöser der Lungenentzündung gefunden.
- Viren können in Schnelltests identifiziert werden.
Der Nachweis des verursachenden Erregers ist allerdings nicht in jedem Krankheitsfall erfolgreich. Und besonders Kulturen benötigen mehrere Tage, um zu wachsen. Die antibiotische Therapie muss früher begonnen werden und kann bei Bedarf später dem nachgewiesenen Erreger angepasst werden.
Röntgen des Brustkorbs zur genaue Lokalisation
Erhärtet sich nach Anamnese, Untersuchung und Labordiagnostik der Verdacht auf eine Lungenentzündung, ordnet der Arzt eine Röntgenaufnahme des Thorax (Brustkorb) an. Das Röntgenbild gibt Aufschluss über die exakte Lokalisation der Pneumonie und über Komplikationen wie zum Beispiel Wasseransammlungen und Überblähung der Lunge. Auch nach Grunderkrankungen kann gefahndet werden. Sie sind möglicherweise die Ursache für die entstandene Lungenentzündung.
Therapie und Behandlung
Die Therapie einer Lungenentzündung hängt in erster Linie von der Ursache ab. Idealerweise kombiniert sie Medikamente mit unterstützenden Maßnahmen.
Medikamentöse Therapie
Antibiotika bei bakteriellen Pneumonien
In vielen Fällen kann der Erreger der Pneumonie nicht identifiziert werden. Die medikamentöse Therapie mit einem Antibiotikum wird also möglichst breit angelegt und deckt alle Keime ab, die infrage kommen. So ist ein früher Therapiebeginn sichergestellt. Nach Auswertung eventuell angelegter Bakterienkulturen kann das Antibiotikum problemlos angepasst werden. Antibiotika therapieren lediglich Lungenentzündungen, die durch Bakterien verursacht werden.
Virale Lungenentzündungen bekämpft das Immunsystem selbst
Eine viral ausgelöste Pneumonie wird vom Immunsystem alleine bekämpft und kann durch unterstützende Maßnahmen leicht gebessert werden. Eine Ausnahme ist die Superinfektion (zusätzliche Infektion) mit Bakterien, die sich auf die durch Viren geschädigten Atemwege setzen. In diesem Fall wird die Pneumonie mit einem Antibiotikum behandelt. Ist der Patient stabil genug zu Hause gesund zu werden, wird das Medikament in Tablettenform oder als Suspension (für Kinder) verschrieben. In der Klinik läuft die Therapie meist über die Vene, um einen schnellen Wirkungseintritt und eine zielgerichtete Wirkung zu erreichen.
Eine von Pilzen verursachte Lungenentzündung kann ebenfalls mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden.
Inhalationen zum Lösen des Hustenschleims
Zur Behandlung von Symptomen werden weitere Medikamente verordnet. Bei Kindern hat eine Lungenentzündung besonders oft eine obstruktive Komponente. Das bedeutet, die Bronchien verkrampfen wie bei Asthma und lassen die Luft schlecht entweichen. Inhalation von Salbutamol und ähnlichen Wirkstoffen schafft hier Abhilfe und löst auch den zähen Schleim in den Atemwegen.
Schleimlöser wie Acetylcystein werden am besten in Wasser gelöst eingenommen, um eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu gewährleisten. Durch produktiven Husten transportiert der Körper den gelösten Schleim ab.
Husten ist ein natürlicher Vorgang, der möglichst nicht unterdrückt werden sollte. Bei einer akuten Pneumonie werden deshalb keine Hustenstiller (Antitussiva) verschrieben. Gut für den Patienten sind andere unterstützende Maßnahmen, um die Genesung zu fördern.
Unterstützende Maßnahmen
Eine Pneumonie bringt eine deutliche Beeinträchtigung für den Patienten mit sich. Medikamente therapieren die Ursache der Erkrankung, doch für eine schnelle Besserung gibt es weitere Maßnahmen. Krankengymnastik bietet für Patienten aller Altersstufen eine Atemtherapie an, die mit vibrierenden und klopfenden Massagen kombiniert wird. Die Schleimlösung und das Abhusten von Schleim werden so besser unterstützt. Weiterhin ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sehr wichtig. Inhalationen mit Kochsalzlösung befreien lokal von Schleim. Auch für Säuglinge ist diese nebenwirkungsfreie Behandlung schon gut geeignet.
Vorbeugung
Die effektivste Vorbeugung gegen einige Formen der Lungenentzündung ist die Impfung. Sie verhindert die Erkrankung komplett oder schwächt sie zumindest deutlich ab, sodass besonders die Sterblichkeit gesenkt wird. Geimpft werden kann momentan gegen Pneumokokken, Grippe, Haemophilus influaenzae b (Hib) und Tuberkulose. Pneumokokken stellen weltweit den häufigsten Erreger für ambulant erworbene Lungenentzündungen dar. Im Fall der Virusgrippe ist die Pneumonie als Komplikation sehr gefürchtet.
Zum allgemeinen Schutz der Atemwege können außerdem folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- auf Rauchen verzichten
- angefeuchtete Luft in den Wohn- und Schlafräumen
- Vitamin C und Zink großzügig aufnehmen
- viel Bewegung an der frischen Luft
Was gut für das Immunsystem ist, beugt einer Lungenentzündung vor. Im Zweifelsfall ist es besser, etwas früher zum Arzt zu gehen als eine Pneumonie zu verschleppen.