L-Phenylalanin & L-Tyrosin-Ratgeber: Funktion, Anwendung & Wirkung
Aktualisiert am 01.09.21
L-Phenylalanin ist eine essenzielle Aminosäure, die mit der Nahrung aufgenommen werden muss. In der Leber kann die Aminosäure in Tyrosin umgewandelt werden, eine semiessenzielle Aminosäure, die nur bei erhöhtem Bedarf oder einem Mangel zusätzlich supplementiert werden muss. Phenylalanin ist außerdem Ausgangsstoff vieler weiterer wichtiger Substanzen, zum Beispiel Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Dementsprechend umfangreich ist die Wirkung der Aminosäure: Sie steigert die Aufmerksamkeit, wirkt depressiven Verstimmungen entgegen und lindert Schmerzen. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte rund um L-Phenylalanin und L-Tyrosin.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- L-Phenylalanin & L-Tyrosin kurz vorgestellt
- Vorkommen & Funktion im Körper
- Anwendungsgebiete
- Tägliche Zufuhrempfehlung
- Mögliche Risikogruppen für Mangel
- Lebensmittel mit L-Phenylalanin & L-Tyrosin
- Mögliche Folgeerkrankung bei Mangel
- L-Phenylalanin- & L-Tyrosin-Mangel behandeln
- L-Phenylalanin- & L-Tyrosin-Mangel vorbeugen
L-Phenylalanin & L-Tyrosin kurz vorgestellt
L-Phenylalanin und der daraus gebildete Stoff L-Tyrosin sind bekannt für ihre vitalisierende, leicht aufputschende Wirkung. Aus diesem Grund werden beide Aminosäuren oft dann supplementiert, wenn hohe Leistungsfähigkeit gefordert ist. Doch in erster Linie sind beide Stoffe wichtige Vorstufen für Neurotransmitter und Hormone wie Adrenalin, Thyroxin und Melanin.
Vorkommen & Funktion im Körper
L-Phenylalanin gehört zu den essenziellen Aminosäuren. Der Körper kann sie also nicht selbst bilden, stattdessen muss sie über die Ernährung zugeführt werden. L-Tyrosin ist hingegen ein Synthese-Produkt, welches aus der Vorstufe L-Phenylalaninin der gesunden Leber gebildet wird. Eine zusätzliche Zufuhr ist nur dann nötig, wenn der Bedarf durch Stress oder Krankheit erhöht oder die Produktion aufgrund einer Lebererkrankung eingeschränkt ist. Im Körper erfüllen die beiden Aminosäuren folgende Aufgaben:
L-Phenylalanin
- ist Grundsubstanz der Neurotransmitter Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin
- ist ebenfalls Grundsubstanz des Schilddrüsenhormons Thyroxin und des Hautpigments Melanin
- verlangsamt den Abbau schmerzlindernder Substanzen im Gehirn (Enkephaline)
- nimmt Einfluss auf das sympathische Nervensystem, auf das Hungergefühl und den Appetit
L-Tyrosin
- fördert die geistige Leistungsfähigkeit
- ist an der Funktion der Nebennieren, der Hirnanhangdrüse und der Schilddrüse beteiligt
- verstärkt die Ausschüttung der Wachstumshormone
- ist an der Bildung roter und weißer Blutkörperchen beteiligt
Anwendungsgebiete
L-Phenylalanin kommt insbesondere bei chronischen Schmerzen und bei Depressionen zum Einsatz. Darüber hinaus ist es aber auch Bestandteil des synthetischen Süßstoffs Aspartam.
Chronische Schmerzen
Das menschliche Gehirn ist in der Lage, körpereigene Schmerzmittel zu bilden, sogenannte Enkephaline. L-Phenylalanin kann die Wirkung der Enkephaline verstärken, jedoch dauert es mehrere Tage, bis dieser positive Effekt eintritt. Die Einnahme von L-Phenylalanin ist daher nur bei chronischen Schmerzen sinnvoll.
Depressionen
L-Phenylalanin ist die Vorläufersubstanz verschiedener Neurotransmitter, die stimmungsaufhellend wirken. Es wirkt daher wie ein leichtes Antidepressivum, indem es den Adrenalin- und Noradrenalinspiegel im Gehirn anhebt.
Tägliche Zufuhrempfehlung
Ein gesunder Erwachsener benötigt am Tag 33mg L-Phenylalanin und L-Tyrosin pro Kilogramm Körpergewicht. Das ergibt bei 70 Kilogramm Körpergewicht einen täglichen Bedarf von 2,3g. Dieser Verbrauch lässt sich einerseits über die Ernährung auffangen, andererseits auch über Nahrungsergänzungsmittel.
Nahrungsergänzung mit L-Phenylalanin ausreichend
Supplemente sind in Dosen von 200mg bis 6g erhältlich. Es gibt sowohl Nahrungsergänzungsmittel mit L-Phenylalanin als auch solche mit L-Tyrosin. In der Regel reicht die Supplementierung mit L-Phenylalanin jedoch aus, da L-Tyrosin daraus gebildet werden kann. Die Kombination beider Wirkstoffe zu supplementieren, kann zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, innerer Unruhe und Schläfrigkeit führen.
Mögliche Risikogruppen für Mangel
L-Phenylalanin- und L-Tyrosin-Mangel kommen selten vor. Ein erhöhtes Risiko tragen jedoch Menschen mit Lebererkrankungen sowie der Erkrankung Phenylketonurie.
Lebererkrankungen
Bei schweren oder chronischen Erkrankungen der Leber ist die Synthese von L-Phenylalanin zu L-Tyrosin beeinträchtigt, weswegen es zu einem Mangel kommen kann.
Phenylketonurie
Phenylketonurie (PKU) ist eine vererbbare Stoffwechselerkrankung, bei der kein L-Tyrosin aus L-Phenylalanin synthetisiert werden kann. Das zieht einerseits einen Tyrosin-Mangel nach sich, andererseits entstehen durch das nicht verstoffwechselte L-Phenylalanin Abfallprodukte, die Entwicklungsstörungen verursachen.
Lebensmittel mit L-Phenylalanin & L-Tyrosin
Folgende Lebensmittel enthalten L-Phenylalanin:
Angaben je 100g Lebensmittel
- Sojabohnen: 2g
- Emmentaler: 1,6g
- Linsen: 1,4g
- Schweineleber: 1,1g
- Thunfisch: 1,1g
Folgende Lebensmittel enthalten L-Tyrosin:
Angaben je 100g Lebensmittel
- Emmentaler: 1,7g
- Parmesan: 1,7g
- Erbsen: 1,2g
- Rochen: 0,9g
- Kochschinken: 0,9g
Mögliche Folgeerkrankung bei Mangel
Ein Mangel an L-Phenylalanin und ein daraus resultierender L-Tyrosin-Mangel ziehen folgende Beschwerden nach sich:
- geschwächtes Immunsystem
- Müdigkeit
- Antriebsschwäche
- depressive Verstimmungen
- nachlassende Denkleistung
- Hormonmangel
L-Phenylalanin- & L-Tyrosin-Mangel behandeln
Da der tägliche Bedarf an L-Phenylalanin je nach Körpergewicht relativ gering ist, kann ein Mangel in vielen Fällen über die Ernährung ausgeglichen werden. Oftmals reicht es aus, die Phenylalanin-Zufuhr zu erhöhen, da hieraus im Körper automatisch mehr Tyrosin gebildet wird.
Supplemente zwischen zwei und vier Gramm Phenylalanin pro Tag
Sind Supplemente nötig, um den Mangel zu beheben, werden meist zwischen zwei und vier Gramm pro Tag verordnet, verteilt auf zwei Einzeldosen. Die Einnahme vor dem Schlafengehen ist nicht zu empfehlen, da das Einschlafen kurz nach der Einnahme erschwert sein kann.
Nebenwirkungen bei Überdosierung
Bei zu hohen Dosen können Kopfschmerzen und Schläfrigkeit auftreten. Supplemente mit Tyrosin oder Phenylalanin sind nicht für Schwangere und Menschen mit Phenylketonurie geeignet. Auch Krebspatienten sollten auf Tyrosin-Supplemente verzichten, da Tyrosin verschiedene Krebszellen nährt und deren Wachstum begünstigt.
L-Phenylalanin- & L-Tyrosin-Mangel vorbeugen
Indem Sie sich ausgewogen und gesund ernähren, nehmen Sie ausreichend Phenylalanin und Tyrosin auf, um einem Mangel vorzubeugen. Die prophylaktische Einnahme von Supplementen ist in der Regel nicht nötig und nur bei Erkrankungen der Leber, die die Synthese beeinträchtigen, angezeigt.
Bitte beachten Sie: Die im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und stellen keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments dar.