Keuchhusten
Aktualisiert am 19.11.21
Keuchhusten ist eine der Infektionen, die zu den typischen Kinderkrankheiten gezählt wird. Keuchhusten ist eine hochansteckende, bakteriell verursachte Erkrankung, dessen Verlauf sich über mehrere Wochen bis Monate hinzieht.
Vor allem für Babys ist die Infektion mit dem Erreger als besonders gefährlich einzustufen. Häufig verläuft Keuchhusten im Säuglingsalter tödlich. Eine stationäre Behandlung der Säuglinge ist daher unausweichlich. Eine Impfung gegen Keuchhusten muss in dreifacher Dosis verabreicht werden, erstmals sollte die Gabe in der neunten Lebenswoche erfolgen.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
Vorkommen von Keuchhusten
Medizinisch wird Keuchhusten auch mit dem lateinischen Begriff Pertussis bezeichnet, was übersetzt starker Husten bedeutet. Umgangssprachlich spricht man auch von einem Stickhusten.
Keuchhusten tritt weltweit auf. Die Bakterien können ausschließlich im Menschen überleben und dementsprechend nur von Mensch zu Mensch übertragen werden. Vor allem in dicht bevölkerten Gebieten kommt es zu endemischen Verbreitungen. Vorwiegend erkranken Kleinkinder an der Infektion. Nur in seltenen Fällen sind Erwachsene betroffen. Eine ansteigende Häufigkeit der Erkrankungen ist in den Monaten Herbst und Winter zu beobachten. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Kinderkrankheiten gibt es keinen Nestschutz, der durch die mütterlichen Abwehrstoffe gewährleistet wäre. Daher können auch Säuglinge am Keuchhusten erkranken. Eine Impfung in der neunten Lebenswoche ist daher immer anzuraten.
Keuchhusten in Zahlen
Im Jahr 2003 erkrankten weltweit ungefähr 17 Millionen Menschen an Keuchhusten. Mit einem Anteil von 90 Prozent waren vor allem Entwicklungsländer betroffen. Dieser Zahl stehen 280.000 dokumentierte Todesfälle gegenüber. Deutschlandweit besteht erst seit 2013 eine einheitliche Meldepflicht bei Keuchhusten-Infektionen. Vorher waren lediglich die neuen Bundesländer zu einer Meldung verpflichtet.
Anstieg der Erkrankungen innerhalb Deutschlands
Der daraus ermittelten Häufigkeit kann entnommen werden, dass die Zahl der Erkrankungen innerhalb Deutschlands in den vergangenen Jahren wieder deutlich anstieg. Beispielsweise erkrankten im Jahr 2004 circa 12,3 Personen pro 100.000 Einwohner. Zehn Jahre zuvor gab es gerade einmal 3,4 Fälle pro 100.000 Einwohner. Ein Grund für die steigenden Erkrankungszahlen kann die zunehmende Impfmüdigkeit vieler Eltern sowie die Angst vor möglichen Impfkomplikationen sein. Ferner könnte die Häufung der Krankheitsfälle damit zusammenhängen, dass in der DDR noch eine Impfpflicht bestand.
Ursachen
Keuchhusten wird typischerweise von dem Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Hierbei handelt es sich um ein gramnegatives Stäbchen, welches verschiedene Eiweißstoffe bildet. Einige dieser Eiweißstoffe erzeugen ein Toxin, welches für den typischen Keuchhusten verantwortlich ist. Andere Eiweißstoffe tragen hingegen dazu bei, dass die Bakterien besser an den Schleimhäuten haften bleiben und eine Verbreitung der Erreger somit schneller und effizienter möglich ist.
Übertragung der Bakterien
Die Bakterien des Keuchhustens werden sowohl über Tröpfcheninfektionen als auch durch direkten Kontakt mit erkrankten Personen übertragen.
Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung bei direktem Kontakt zu einem Keuchhustenpatienten liegt bei 90 Prozent. Die Ansteckungsfähigkeit beträgt, ohne antibiotische Behandlung, vier bis acht Wochen. Aufgrund der enorm hohen Ansteckungsgefahr besteht gemäß § 34 Abs. 1 IfSG ein absolutes Schulverbot bei Keuchhustenerkrankung. Dieses Verbot gilt ebenso für den Besuch von Kindertageseinrichtungen, Arbeitsstätten oder weiteren Einrichtungen, in denen ein Kontakt zu anderen Menschen gegeben ist.
Entstehung von Keuchhusten
Kommt es zu einer Ansteckung mit dem Keuchhusten-Erreger, dringen die Bakterien in die Schleimhäute des Atemtraktes ein. Dort kommt es zu einer Vermehrung der Bakterien. Sobald die Pertussis-Keime untergegangen sind, wird ein Endotoxin freigesetzt. Das Endotoxin wirkt wiederum auf das Hustenzentrum im zentralen Nervensystem und sorgt für eine immense Reizung, die den typischen Keuchhusten verursacht. Der gesamte Prozess dauert ungefähr 7 bis 14 Tage. In diesem Zusammenhang wird auch von der Inkubationszeit - der Zeit zwischen Ansteckung und Krankheitsausbruch - gesprochen.
Symptome
Bei fast der Hälfte aller Erkrankten verläuft die Keuchhusten-Infektion symptomlos. Kommt es dahingegen zu akuten Verläufen, ist mit starken Symptomen zu rechnen. Die Symptome sind abhängig vom jeweiligen Stadium der Erkrankung, wobei es drei verschiedene Stadien, mit unterschiedlicher Ausprägung gibt.
1. Stadium - Stadium catarrhale:
- recht uncharakteristisches Vorstadium
- Schnupfen, Husten und leichtes Fieber (ähnelt einem leichten Infekt)
- Dauer des Stadiums circa ein bis zwei Wochen
- während dieser Zeit ist der Patient am ansteckendsten
2. Stadium - Stadium convulsivum:
- charakteristisches Stadium des Keuchhustens
- häufige und sehr starke Hustenanfälle
- 10 bis 20 Hustenstöße rasch hintereinander
- verlängertes, ziehendes Einatmen während eines Hustenanfalls
- Kinder strecken beim Husten häufig die Zunge vor
- durch die heftigen Hustenstöße sind Einblutungen in den Lidern und Augenbindehäuten möglich
- am Ende des Hustenanfalls würgen die Betroffenen meist glasigen Schleim aus oder erbrechen
- täglich bis zu 50 Hustenanfälle möglich
- nachts mehr Hustenanfälle als am Tag
- auslösende Faktoren sind unter anderem Essen, Trinken und Racheninspektionen
- Dauer des Stadiums circa drei bis sechs Wochen
3. Stadium - Stadium decrementi:
- allmähliche Abnahme der Hustenanfälle
- wird auch als Erholungsphase bezeichnet
- Dauer sehr lange, teilweise über mehrere Monate
Symptome möglicher Komplikationen bei Keuchhusten
Keuchhusten kann zu verschiedenen Komplikationen führen, die individuelle Symptome zeigen. Im Säuglingsalter können die Kinder oft noch nicht ausreichend Husten, sodass Atempausen eintreten können, welche wiederum lebensgefährlich sind und unbehandelt oftmals tödlich enden. Zusätzlich sind folgende Komplikationen möglich:
- Mittelohrentzündungen
- Lungenentzündungen
- Bronchiektasen
- Enzephalopathien mit Krämpfen und Lähmungen
Darüber hinaus können ruhende Infektionen im Körper des Betroffenen wieder reaktiviert werden. Ferner neigen einige Kinder dazu, auch noch Wochen bis Monate nach dem Abklingen des Keuchhustens Hustenanfälle zu bekommen, die als unbewusste Bitte nach Aufmerksamkeit verstanden werden können.
Diagnose
In der Regel ist es recht schwierig, Keuchhusteninfektionen frühzeitig zu erkennen.
Diagnosestellung anhand der Symptome und des Blutbildes
Häufig erfolgt die Diagnosestellung erst im zweiten Stadium der Krankheit. Im ersten Stadium wird zumeist nur von einem banalen Infekt ausgegangen. Im zweiten Stadium kann die Diagnose anhand der charakteristischen Hustenfälle erfolgen. Darüber hinaus kann ein Blutbild helfen. In diesem ist die Leukozytenanzahl normalerweise deutlich erhöht. In der Frühphase des Keuchhustens ist eine serologische Untersuchung meist recht wirkungslos, da ein Nachweis nur in den seltensten Fällen gelingt.
Sofern die Diagnose anhand der Symptome gestellt wird, müssen andere mögliche Ursachen wie eingeatmete Fremdkörper, Pseudokrupp oder Mukoviszidose ausgeschlossen werden.
Therapie und Behandlung
Sofern der Keuchhusten bereits im Anfangsstadium erkannt oder vermutet wird, kann die Gabe entsprechender Antibiotika den Eintritt des zweiten Stadiums verhindern. Dabei werden die toxinbildenden Bakterien rechtzeitig abgetötet, sodass eine toxinbedingte Reizung des Hustenzentrums nicht mehr möglich ist. Der typische Verlauf des Keuchhustens bleibt somit aus. Säuglinge können bereits prophylaktisch mit Antibiotika behandelt werden, sofern die Gefahr besteht, an Keuchhusten zu erkranken. Dies ist etwa dann der Fall, wenn der Säugling Kontakt mit einem Erkrankten hatte. In diesem Fall erfolgt die Antibiotikagabe bereits vor dem Eintritt erster Symptome.
Behandlungsmöglichkeiten ab dem zweiten Stadium
Auch im zweiten Stadium wird normalerweise ein Antibiotikum verabreicht. Hiermit wird allerdings nur eine Reduzierung der Ansteckungsdauer bewirkt. Ungefähr ein bis zwei Tage nach erstmaliger Antibiotikaeinnahme sollte das Kind nicht mehr ansteckend sein. Auf den Keuchhusten selbst hat das Antibiotikum jedoch keinen Einfluss mehr, da dieses ausschließlich gegen Bakterien, nicht jedoch gegen das gebildete Toxin, welches den Husten auslöst, wirkt. Zwar werden die Bakterien abgetötet und eine weitere Verbreitung verhindert, dennoch wirken die vorhandenen Toxine für mindestens zwei bis drei Wochen weiter.
Behandlungsverbot für Heilpraktiker
Gemäß § 24 IfSG besteht für Heilpraktiker und alle anderen naturheilkundlichen Berufsgruppen ein absolutes Behandlungsverbot bei Keuchhusten-Verdacht und Diagnose. Der Heilpraktiker ist dazu verpflichtet, den Patienten umgehend an einen Haus- oder Kinderarzt zu überweisen. Einige Haus- und Kinderärzte sind jedoch auch in alternativen Heilmethoden geschult, sodass unter Umständen eine entsprechende Therapie, etwa auf Basis der Homöopathie oder Pflanzenheilkunde, möglich ist.
Impfung und Vorbeugung
Der effektivste Schutz vor Keuchhusten ist die Vorbeugung in Form einer entsprechenden Impfung, wobei die Schutzrate lediglich bei 80 bis 90 Prozent liegt. Im Impfserum sind nur bestimmte Bestandteile des Keuchhusten-Keims enthalten, die eine Immunreaktion des menschlichen Körpers hervorrufen. Dadurch ist der Impfstoff besonders verträglich. Laut der STIKO (Ständige Impfkommission) des Robert-Koch-Institutes sollte die Keuchhusten-Impfung dreifach erfolgen.
Eine erstmalige Gabe ist für die 9. Lebenswoche angeraten. Eine Auffrischimpfung sollte zwischen dem 12. und 15. Lebensmonat erfolgen, sowie zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr und dem 9. und 18. Geburtstag. Sofern Erwachsene im Kindesalter nicht oder nicht vollständig geimpft wurden, beziehungsweise nicht genau wissen, ob ein Immunschutz besteht, kann die Schutzimpfung auch später noch nachgeholt werden.
Mögliche Komplikationen einer Keuchhusten-Impfung
Die Keuchhusten-Impfung ist für alle Altersgruppen mit unterschiedlichen Komplikationen verbunden, die über das gewöhnliche Ausmaß von Nebenwirkungen hinausgehen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer Impfkomplikation weit geringer, als die Gefahr einer Komplikation bei einer Erkrankung mit Keuchhusten. Folgende Impfkomplikationen wurden bislang beobachtet:
- Schmerzhafte Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle.
- Plötzlich auftretendes Fieber innerhalb von maximal drei Tagen nach der Impfung.
- grippeähnliche Symptome
- Magen-Darm-Beschwerden
- In einigen Fällen wurde beobachtet, dass Säuglinge und Kleinkinder nach der Keuchhusten-Impfung extrem schrill und lang anhaltend schreien (dies hört nach einigen Stunden von alleine auf, es sind keine anhaltenden Schäden zu befürchten).
- Erwachsene klagen gelegentlich unter muskelkaterähnlichen Schmerzen sowie unter
Muskelschwellungen. - Fieberkrämpfe infolge des Fiebers (kann durch die rechtzeitige Gabe fiebersenkender Mittel verhindert werden).
Dauer des Impfschutzes
Die meisten Impfungen gegen Kinderkrankheiten halten ein Leben lang vor, beispielsweise die Masern-, Windpocken-, Röteln- oder Mumpsimpfung. In diesen Fällen ist eine Auffrischimpfung, auch im Erwachsenenalter, nicht notwendig. Bei der Keuchhusten-Impfung ist das allerdings anders. Bislang konnte davon ausgegangen werden, dass eine Impfung gegen Keuchhusten für ungefähr zehn Jahre vorbeugt. Entsprechend waren die Empfehlungen. So sollten vor allem Frauen mit Kinderwunsch, die innerhalb der letzten zehn Jahre keine Impfung gegen Keuchhusten erhalten hatten, eine Auffrischimpfung vornehmen. Geht man jedoch nach heutigen Statistiken, sollte die Auffrischimpfung schon frühzeitiger erfolgen. Demnach könnte es bereits vier Jahre nach der Impfung zu einer Ansteckung mit Keuchhusten kommen.
Studien & Erkenntnisse
Bester Schutz gegen Keuchhusten bei Säuglingen: Mutter in der Schwangerschaft impfen
In Großbritannien und den USA wird die TdaP-Impfung gegen Keuchhusten in der Schwangerschaft empfohlen. Bisher ist dies in Deutschland nicht der Fall (Stand 2018). Dies könnte sich jedoch bald ändern: Eine Studie belegt, dass durch die Impfung in der Spätschwangerschaft mehr Antikörper im Nabelschnurblut des Neugeborenen enthalten sind. Säuglinge können noch keine Antikörper bilden und sind darum auf die Antikörper der Mutter angewiesen, die sie durch den Mutterkuchen oder die Muttermilch erhalten. Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff, der für das Ungeborene ungefährlich ist.
Ab der 17. Schwangerschaftswoche ist die Passage von Antikörpern durch den Mutterkuchen möglich. Ab der 32. Schwangerschaftswoche wird der Antikörper-Transport gesteigert.
An der Studie nahmen 312 geimpfte und 314 ungeimpfte Mütter teil. Als Vergleichswert diente der nach der Geburt gemessene Antikörper-Gehalt des Nabelschnurblutes. Bei den geimpften Müttern lag dieser Wert bei durchschnittlich 47,3IE/ml. Die Kinder ungeimpfter Mütter wiesen nur eine Konzentration von 12,9 IE/ml auf! Damit waren sie deutlich schlechter gegen Keuchhusten geschützt. Des Weiteren scheint der beste Termin zur Impfung in der 30. Schwangerschaftswoche zu liegen: Säuglinge der zu diesem Zeitpunkt geimpften Mütter hatten eine durchschnittliche Antikörper-Konzentration von 57,3IE/ml! Hier mehr erfahren.