Schilddrüsenerkrankungen
Aktualisiert am 15.09.21
Die Schilddrüse beeinflusst viele Organe im Körper und lenkt durch ihre produzierten Hormone zahlreiche Funktionen im Körper, so z.B. den Stoffwechsel, Nerven & Muskeln, Magen & Darm oder Herz & Kreislauf. Aus diesem Grund führen Erkrankungen der Hormondrüse häufig zu einer Großzahl von Beschwerden und Symptomen.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
Schilddrüsenüberfunktion - Hyperthyreose
Wenn die Schilddrüse übermäßig arbeitet und zu viele Schilddrüsenhormone produziert, hinzu noch unerklärlicher Gewichtsverlust und Schweißausbrüche kommen, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Schilddrüsenüberfunktion vor.
In diesem Artikel erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?
- Häufigkeit
- Symptome
- Ursachen
- Behandlung
- Folgeerkrankungen und Komplikationen
- Vorbeugung
Stoffwechselerkrankung mit vermehrter Hormonausschüttung
Die Schilddrüsenüberfunktion, in der Medizin Hyperthyreose genannt, ist eine Stoffwechselerkrankung, die den menschlichen Stoffwechsel aufgrund der überschüssigen Hormonausschüttung beschleunigt. Für einen funktionierenden Stoffwechsel benötigt der Körper eine Mindestmenge an Schilddrüsenhormonen, werden diese jedoch in Übermenge produziert und freigesetzt, kommt es zu unterschiedlichsten Reaktionen wie Haarausfall, Wärmeintoleranz und in einigen Fällen sogar zu Herzrasen und chronischem Bluthochdruck. Eine Hyperthyreose kann als Haupterkrankung bestehen, aber auch als Symptom anderer Grunderkrankungen, etwa eines Morbus Basedow.
Thyroxin beeinflusst alle Stoffwechselvorgänge
Die Schilddrüse produziert die Hormone Thyroxin und Trijodthyronin. Beide Hormone sind maßgeblich am Stoffwechsel des Körpers beteiligt. Im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion, wenn also zu viele dieser Schilddrüsenhormone produziert werden, können sämtliche Stoffwechselvorgänge aus den Fugen geraten. Aus diesem Grund kann das klinische Beschwerdebild der Hyperthyreose sehr vielfältig sein, sodass in vielen Fällen auch unspezifische Symptome auftreten, die auf den ersten Blick nicht an eine Schilddrüsenüberfunktion denken lassen. Eine genaue Diagnostik ist dementsprechend besonders wichtig, denn nur die gezielte Behandlung der hormonellen Überproduktion kann die Symptome lindern.
Eine Schilddrüsenüberfunktion betrifft vorwiegend Frauen zwischen 20 und 35 Jahren
Die Funktionsstörung der Schilddrüse gehört zu den häufigsten Beschwerden einer zugrunde liegenden Schilddrüsenerkrankung, etwa der Schilddrüsenautonomie. Die Überfunktion der Schilddrüse betrifft etwa fünfmal so viele Frauen wie Männer. Jährlich erkranken rund 100.000 Menschen an einer Schilddrüsenüberfunktion. Obwohl die Hyperthyreose häufig im höheren Lebensalter auftritt, erkranken alljährlich auch etwa 30.000 Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren. Insgesamt ist die Hyperthyreose die zweithäufigste Schilddrüsenerkrankung, noch häufiger ist nur das Struma.
Symptome der Schilddrüsenüberfunktion
Da im Rahmen einer Hyperthyreose zu viele Schilddrüsenhormone produziert werden, beeinflussen diese Hormone sämtliche Organe des Körpers. Trotz der organischen Überfunktion kann die Hyperthyreose in einigen Fällen nur schwer diagnostiziert werden, da die Beschwerden oftmals unspezifisch sind und sich erst im Laufe der Zeit vollständig entwickeln. Klassische Erstanzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion sind jedoch:
- vermehrtes Schwitzen
- Intoleranz gegenüber hohen Temperaturen
- gesteigerter Appetit bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme
- plötzlicher Haarausfall
Darüber hinaus kann sich die Hyperthyreose auch durch Herz-Kreislaufstörungen wie Bluthochdruck und Herzrasen bemerkbar machen. Jüngere Menschen leiden zudem häufiger unter psychosomatischen Beschwerden wie Gereiztheit, Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen, darüber hinaus kann im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion auch das Aggressionspotenzial steigen, da der Organismus eine Überempfindlichkeit gegenüber den Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin entwickelt.
Unspezifische Symptome
Bei einer Hyperthyreose können weitere Beschwerden auftreten, die zunächst nicht an eine Überfunktion der Schilddrüse denken lassen. Dazu gehören vor allem:
- Muskelschmerzen und -krämpfe
- Durchfall
- Zyklusstörungen
- Bewegungsunruhe
- Müdigkeit
- brüchige Haare und Fingernägel
- eventuell Kropfbildung, die aber auch unabhängig von einer Funktionsstörung auftreten kann
Abweichendes Beschwerdebild im Alter
Entsteht die Schilddrüsenüberfunktion im höheren Lebensalter, ruft sie in der Regel ein anderes, abgeschwächtes Beschwerdebild hervor. Ältere Betroffene weisen in vielen Fällen ausschließlich Einzelsymptome auf, so etwa Bluthochdruck. Auch unerklärliche Gewichtsverluste ohne jegliche Nebensymptome kommen bei älteren Betroffenen häufig vor, wohingegen jüngere Betroffene eher das symptomatische Vollbild der Erkrankung aufweisen und dementsprechend leichter zu diagnostizieren sind.
Symptome der Hyperthyreose im Rahmen anderer Grunderkrankungen
Die Schilddrüsenüberfunktion ist häufig kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom einer anderen Erkrankung. In etwa einem Viertel aller Fälle liegt der Hyperthyreose ein Morbus Basedow zugrunde. Morbus Basedow ist eine Schilddrüsen-Autoimmunkrankheit, die zur Überfunktion derselben führt. Darüber hinaus zeigen Betroffene neben den klassischen Beschwerden einer Hyperthyreose auch folgende Symptome:
- Struma- und Knotenbildung im Bereich der Schilddrüse
- beschleunigter Herzschlag mit minütlich über 100 Schlägen
- hervorgetretene Augäpfel, Schwellungen der Augenlider und Bindehautentzündungen
Ursachen der Hyperthyreose: Autoimmunerkrankung Morbus Basedow
Die Schilddrüsenüberfunktion kann unterschiedlichste Ursachen haben, in der Regel basiert sie jedoch auf der Basedow´schen Krankheit oder einer sogenannten Schilddrüsenautonomie. Die Basedow´sche Krankheit, Morbus Basedow, ist eine Autoimmunerkrankung, in deren Rahmen die Schilddrüse zu viel Thyroxin und Trijodthyronin produziert. Morbus Basedow beruht auf erblicher Veranlagung, kann aber auch durch Virusinfektionen ausgelöst werden. Das Immunsystem arbeitet dabei gegen Gewebe und Zellen des eigenen Körpers an, folglich bildet das Immunsystem Antikörper, die wiederum der Schilddrüse signalisieren, zunehmend mehr Hormone zu produzieren. Es kommt letztlich zum Überschuss der Hormone, die in der Konsequenz zu den typischen Beschwerden einer Hyperthyreose sowie zur Kropfbildung und zum Hervortreten der Augäpfel führen.
Ursache Schilddrüsenautonomie
Die Schilddrüsenautonomie ist nach der Basedow´schen Krankheit die zweithäufigste Ursache einer Hyperthyreose. Die Autonomie ist dabei im wörtlichen Sinne zu verstehen, es handelt sich bei dieser Grunderkrankung nämlich um eine Art Entkoppelung der Schilddrüsenfunktion von äußeren Faktoren. Das heißt, die Schilddrüse arbeitet nicht in Kooperation mit dem Gehirn und der Hirnanhangdrüse, stattdessen produziert sie ununterbrochen Hormone, gänzlich unabhängig vom tatsächlichen Hormonbedarf. Eine solche Schilddrüsenautonomie basiert in der Regel auf einem Jodmangel, der trotz ausgewogener Ernährung auftreten kann.
Seltenere Hyperthyreose-Ursachen:
Mehr als 80 Prozent aller Schilddrüsenüberfunktionen basieren auf einem Morbus Basedow oder einer Schilddrüsenautonomie. Wesentlich seltener sind hingegen andere Ursachen verantwortlich. So kann beispielsweise die Einnahme von Schilddrüsenhormonen bei bestehender Unterfunktion zu einer spontanen Überfunktion führen. Aber auch der Verzehr jodhaltiger Lebensmittel kann im Überfluss eine Hyperthyreose auslösen. Darüber hinaus sind folgende seltene Ursachen für die Schilddrüsenüberfunktion bekannt:
- Entzündungen der Schilddrüse
- Krebserkrankungen der Schilddrüse
- Tumore der Hirnanhangdrüse, die eine Hormonüberproduktion veranlassen
Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion
Die Mehrheit der Schilddrüsenüberfunktionen wird medikamentös behandelt. Inwiefern jedoch eine Medikation infrage kommt, hängt immer von der jeweiligen Ursache der Hyperthyreose ab. Die medikamentöse Behandlung ist vor allem beim Vorliegen der Basedow´schen Krankheit angezeigt, die rund ein Viertel aller Schilddrüsenüberfunktionen auslöst. Weitere Behandlungsmöglichkeiten bestehen in operativen Eingriffen und der sogenannten Radiojodtherapie. Die beiden letztgenannten Therapiemöglichkeiten kommen vor allem bei einer vorliegenden Schilddrüsenautonomie zum Einsatz.
Medikamentöse Behandlung
Medikamente, die zur Behandlung einer Überfunktion der Schilddrüse zur Anwendung kommen, heißen Thyreostatika. Sie sind in drei Gruppen unterteilt und greifen jeweils speziell in die Produktion der Schilddrüsenhormone ein. Die einen verhindern den Jodeinbau in die Hormone, andere wiederum die Ausschüttung der Hormone ins Blut. Die dritte Gruppe verhindert die Hormonbildung insgesamt.
Medikamente können nicht heilen, halten aber die Schilddrüsenwerte konstant
Ziel der medikamentösen Behandlung ist, die Schilddrüsenwerte auf einem gesunden Niveau zu halten. Heilen können die Medikamente nicht. Welches Medikament zur Anwendung kommt, in welcher Dosierung, muss stets im Einzelfall entschieden werden.
- Erste Wahl sind Thioharnstoffderivate (Thionamide). Carbimazol und Thiamazol hemmen die Produktion des Schilddrüsenhormons. Dieses Vorgehen hat sich als am Veträglichsten erwiesen.
- Jodid wird in Kombination mit einer der beiden anderen Gruppen verabreicht oder in Vorbereitung auf eine Operation. Auch als Kontrastmittel wird es verwendet.
- Perchlorat vermindert über einen Umweg zwar auch die Hormonproduktion, muss aber engmaschig überwacht werden. Es kann schnell zu einer Überdosierung kommen.
Beta-Blocker und Lithium in Einzelfällen
Ab und zu kommen noch weitere Medikamente zur Anwendung. Beta-Blocker haben sich beispielsweise bewährt, wenn die Überfunktion mit dem Basedowschen Syndrom einhergeht. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die Auswirkungen auf den kompletten Organismus haben kann. Es geht bei der Gabe darum, die Herztätigkeit möglichst zu normalisieren. Lithium wird seit Kurzem bei einer thyreotoxischen Krise oder wenn andere Maßnahmen nicht greifen gegeben. Allerdings sind auch hier engmaschige Kontrollen notwendig.
Radiojodtherapie bei Schilddrüsenüberfunktion
Bei dieser Behandlungsmethode bekommt der Patient radioaktives Jod verabreicht. In der Wirkung wird das Schilddrüsengewebe zerstört. Die hohe Strahlenbelastung, die bei der Behandlung auftritt, macht es in Deutschland notwendig, stationär und isoliert therapiert zu werden. Die Dauer hängt von der verabreichten Menge des Jods-131 ab. Die Entwicklung dieser Technologie ist so weit gediehen, dass nicht mehr von einer Schädigung anderer Organe ausgegangen wird. Auch Krebsfälle, die von der Behandlung mit Jod-131 ausgelöst wurden, sind nicht bekannt. Wurde früher nur Frauen, die nicht mehr im gebärfähigen Alter waren, diese Therapie angeboten, sind inzwischen nur noch Schwangere und Stillende ausgenommen.
Empfehlenswert für Autoimmun-Erkrankte & bei Wiederauftreten der Erkrankung
Die Radiojodtherapie hat in den allermeisten Fällen eine Unterfunktion zur Folge, welche jedoch gut zu behandeln ist. Zielgruppen dieser Therapieform sind Autoimmun-Erkrankte mit einem kleinen Kropf oder Patienten, die nicht operiert werden können. Ebenfalls angeraten ist eine Radiojodtherapie, wenn nach einer Operation die Schilddrüsenüberfunktion wieder aufgetreten ist. Bis das Gewebe vollständig abgetötet ist, braucht es ein paar Tage bis Wochen. In dieser Zeit bleibt die medikamentöse Behandlung weiter erforderlich.
Operation bei Schilddrüsenüberfunktion
Ist die Erkrankung sehr schwerwiegend oder greifen die anderen Behandlungsmethoden nicht, wird operiert. Als schwerwiegend wird die Überfunktion eingeschätzt, wenn ein zu großer Kropf die Atemwege einschränkt, ein Schilddrüsentumor dafür sorgt, dass ständig zu viele Hormone ins Blut kommen. Das kann auch ohne Tumor geschehen und bewirkt, beziehungsweise ist, eine thyreotoxischen Krise. Die Operation findet unter Vollnarkose statt und ist nicht ganz ungefährlich. Das Leben mit einer nicht behandelbaren Schilddrüsenüberfunktion aber auch nicht. Je nach Sachlage wird nur ein Teil der Schilddrüse entfernt. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, wird die komplette Schilddrüse entnommen. Selbst, wenn organerhaltend operiert wird, kann es passieren, dass es danach zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommt. Dann muss - oftmals lebenslang - mit Medikamenten für den notwendigen Hormonspiegel gesorgt werden. Vor der Operation müssen die Schilddrüsenwerte normalisiert werden. Dafür werden die oben erwähnten Medikamente eingesetzt.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten - Naturheilmittel & Globuli zur Unterstützung
Neben der eigentlichen Überfunktion der Schilddrüse gilt es in vielen Fällen auch die Begleiterscheinungen zu behandeln. Vor allem psychosomatische Leiden wie Überreizung, Aggressionen und Ängste schränken das Leben Betroffener massiv ein. Folgerichtig werden ergänzend häufig Betablocker verordnet, welche die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin hemmen. Die Behandlung der Hormonüberproduktion kann außerdem mit pflanzlichen Mitteln aus der Hausapotheke unterstützt werden, wobei Hausmittel alleine eine Schilddrüsenüberfunktion nicht heilen können. Betroffene sollten sich also in jedem Fall mit ihrem Arzt absprechen, bevor sie folgende bekannte Hausmittel ergänzend einnehmen:
- Schafgarbe
- Fieberklee
- Brennnessel
- Blasentang
- Hopfendolden
Ebenfalls ergänzend können niedrig potenzierte Globuli, so etwa Adonis vernalis oder Fucus vesiculosus eingenommen werden. Auch diese homöopathischen Mittel ersetzen keine fachärztliche Therapie, wirken sich jedoch nachweislich positiv auf den Verlauf der Schilddrüsenüberfunktion aus.
Folgeerkrankungen und Komplikationen
Bei rechtzeitiger und angemessener Behandlung zieht eine Schilddrüsenüberfunktion keine Folgeschäden nach sich. Bleibt die Behandlung jedoch auch, da die Hyperthyreose z. B. nicht erkannt wird, kann es durchaus zu Folgeerkrankungen kommen, etwa zu einer
- Verschlechterung eines vorliegenden Diabetes,
- zur chronischen Herzschwäche und Herzmuskelschäden,
- zu Störungen der Nebenniere und
- zu Osteoporose.
Thyreotoxische Krise
Außerdem kann eine lange Zeit nicht behandelte Hyperthyreose zur sogenannten thyreotoxischen Krise werden. Als thyreotoxische Krise bezeichnen Mediziner die lebensbedrohliche Zuspitzung einer Schilddrüsenüberfunktion, die mit folgenden Beschwerden einhergeht:
- Angespanntheit
- Fieber
- Durchfall und Erbrechen
- Schweißausbrüche
- überhöhte Herzschlagfrequenz
Die thyreotoxische Krise zieht im zweiten Stadium Benommenheit, Bewusstseinsstörungen oder ein Delirium nach sich und mündet schließlich im völligen Kreislaufversagen mit Koma. Eine ebenfalls schwerwiegende Komplikation einer unbehandelten Schilddrüsenüberfunktion besteht in der Mangeldurchblutung des Gehirns. Langfristig kann der verminderte Blutfluss einen sekundären Schlaganfall auslösen, der wiederum der Zerstörung wichtiger Nervenzellen einhergeht.
Vorbeugungsmaßnahmen
Da die Schilddrüsenüberfunktion keine eigenständige Erkrankung ist, sondern in der Regel auf einer Grunderkrankung basiert, sind Vorbeugungsmaßnahmen nur in begrenztem Umfang möglich:
- Die Prävention besteht daher hauptsächlich in einer gesunden und ausgewogenen Ernährung mit der richtigen Menge Jod.
- Erwachsene sollten täglich 150 bis 200 Mikrogramm Jod zu sich nehmen, dabei sollte die Zufuhr 500 Mikrogramm jedoch nie überschreiten, da es andernfalls zur Überdosierung kommt.
- Weiterhin sollten Menschen mit einer Unterfunktion der Schilddrüse ihre Medikamente immer genau nach Anweisung des Arztes einnehmen, denn eine zu hohe Dosis der Tabletten kann im Umkehrschluss zu einer Überfunktion führen.
- Vorsorglich sollten Menschen, die regelmäßig Medikamente mit einem hohen Jodgehalt einnehmen müssen, außerdem mindestens einmal Jährlich ihre Schilddrüse untersuchen lassen.
- Ersten Aufschluss über vorliegende Fehlfunktionen geben bereits Blutuntersuchungen, die beim Hausarzt durchgeführt werden können.
Schilddrüsenunterfunktion - Hypothyreose
Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine Stoffwechselstörung, bei der die Schilddrüse nicht ausreichend Hormone produziert. Im Rahmen einer Hypothyreose, so der Fachbegriff für die Schilddrüsenunterfunktion, kommt es also zur hormonellen Mangelversorgung des Körpers.
In diesem Artikel erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?
- Häufigkeit
- Formen der Schilddrüsenunterfunktion
- Symptome
- Ursachen
- Behandlung
- Folgeerkrankungen und Folgeschäden
- Vorbeugung
Stoffwechselerkrankung mit verminderter Hormonausschüttung
Die Hauptursache der Schilddrüsenunterfunktion findet sich in Autoimmunerkrankungen wie etwa Hashimoto. Obwohl jedes Geschlecht von einer Hypothyreose betroffen sein kann, leiden deutlich mehr Frauen als Männer an dieser Erkrankung. Durch die verminderte Produktion der beiden Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin, kurz T3 und T4, kommt es zu unterschiedlichen Symptomen, da die Stoffwechselvorgänge des Körpers stark beeinflusst werden. Die Schilddrüsenunterfunktion führt daher häufig zu unerklärlichem Übergewicht, Müdigkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwäche sowie zu brüchigen Fingernägeln und Haaren.
Frauen mittleren Alters leiden am häufigsten an einer Unterfunktion
Die Schilddrüsenunterfunktion ist hierzulande die häufigste hormonelle Erkrankung. Die Prävalenz liegt bei etwa einem Prozent der Gesamtbevölkerung, das heißt, in Deutschland sind knapp eine Million Menschen von einer Hypothyreose betroffen. Das typische Erkrankungsalter liegt um das 40. Lebensjahr, jedoch können auch Kinder eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln. In einigen Fällen ist die Hypothyreose sogar angeboren, allerdings betrifft diese Form der Unterfunktion nur eins von 5000 Babys. Grundsätzlich steigt jedoch das Risiko, an einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken mit dem Lebensalter.
Formen der Hypothyreose
Fachärzte unterscheiden die Hypothyreose nicht nur in eine angeborene und eine erworbene Form, sondern auch in eine latente und eine manifeste Erkrankungsform. Die latente Schilddrüsenunterfunktion ist dabei deutlich weniger stark ausgeprägt als die manifeste Hypothyreose. Die latente und die manifeste Schilddrüsenunterfunktion lassen sich anhand der Hormonwerte im Blut eindeutig voneinander unterscheiden.
Symptome
Ähnlich wie bei der Schilddrüsenüberfunktion sind die Beschwerden auch bei der Hypothyreose äußert verschieden. So treten im höheren Lebensalter beispielsweise andere Symptome zutage als bei jungen Menschen. Senioren mit einer Hypothyreose weisen aus dem gesamten Symptom-Komplex häufig nur ein bis zwei Beschwerden auf, die einzeln betrachtet kaum auf eine Schilddrüsenunterfunktion schließen lassen. Die Erkrankung wird dann häufig übersehen oder bei Routineuntersuchungen zufällig festgestellt. Jüngere Menschen erscheinen hingegen recht eindeutig in der Symptomatik und leiden meist unter folgenden typischen Beschwerden:
- plötzliche Gewichtszunahme ohne Erhöhung der Nahrungsmenge
- Antriebsschwäche und Leistungsabfall
- andauernde Müdigkeit
- Konzentrationsschwäche
- Verstopfungen
- mangelnder Appetit
- Desinteresse
- zu langsamer Herzschlag
- trockene Haut
- brüchige Haare und Fingernägel
- häufige grippale Infekte
- belegte Stimme
- Kälteintoleranz
- Arterienverkalkung
- Zyklusstörungen
- sexuelle Unlust bis zum Verlust der Libido
- Erregungs- und Fruchtbarkeitsstörungen
- nachlassende Muskelkraft
Verändertes Erscheinungsbild: Für Fachärzte leicht zu erkennen
Zwar sieht man Betroffenen die Schilddrüsenunterfunktion nicht an der Nasenspitze an, ein Facharzt kann jedoch in vielen Fällen auf den ersten Blick erkennen, ob eine Hypothyreose vorliegt. Die Betroffenen zeigen häufig ein
- schuppiges, leicht gelbliches Hautbild und eine
- weich-teigig aufgetriebene Haut.
Diese Hautmerkmale kommen durch eine überhöhte Eiweißeinlagerung im Unterhautfettgewebe zustande, die für eine Hypothyreose typisch ist. Die Eiweißeinlagerungen, in der Medizin Myxödeme genannt, zeigen sich zumeist in Form von Tränensäcken unter den Augen oder als ballonartig aufgeblasene Haut auf dem Handrücken und den Fingern.
Bei Nicht- oder Falschbehandlung der Hypothyyreose droht ein Myxödemkoma
Wird eine Hypothyreose auf Dauer nicht oder falsch behandelt, kann als schwerwiegende Komplikation ein sogenanntes Myxödemkoma einsetzen. Hierbei kommt es zur körperlichen Starre, einem starken Blutdruckabfall und zu Atembeschwerden, darüber hinaus sinkt die Körpertemperatur des Betroffenen rapide ab. Das Myxödemkoma kann im schlimmsten Fall tödlich enden und bedarf sofortiger medizinischer Intervention.
Symptome bei Neugeborenen und Kindern
Deutlich anders als bei Erwachsenen äußert sich die erworbene oder angeborene Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern und Neugeborenen. Eine unerkannte und dementsprechend unbehandelte Hypothyreose löst bei Kindern folgende Auffälligkeiten aus:
- Sprachstörungen und eingeschränktes Sprachvermögen
- Kleinwuchs
- Schwerhörigkeit
- Intelligenzminderung
- sehr später Pubertätsbeginn
Angeborene Schilddrüsenunterfunktion
Babys mit angeborener Hypothyreose weisen bereits unmittelbar nach der Geburt Besonderheiten auf, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion schließen lassen. Eindeutig ist beispielsweise eine unnormal lange Gelbfärbung der Haut, die über den üblichen Neugeborenenikterus hinausgeht. Zudem sind Neugeborene mit einer Schilddrüsenunterfunktion oftmals bewegungsfaul, sie nehmen nicht ausreichend Flüssigkeit auf und leiden dementsprechend unter Verstopfungen.
Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion
Der Hypothyreose können verschiedene Ursachen und Auslöser zugrunde liegen. Entsteht sie, weil das Organ selbst einen Defekt aufweist, ist von einer primären Hypothyreose die Rede. Weiterhin lassen sich sekundäre und tertiäre Erkrankungsformen unterscheiden. Einer sekundären Schilddrüsenunterfunktion liegt immer ein Fehler der Hirnanhangdrüse zugrunde, während die tertiäre Hypothyreose auf einer Fehlfunktion des Hypothalamus im Gehirn basiert. Tertiäre Erkrankungsformen sind äußerst selten.
Primäre Hypothyreose - „Defektes“ Organ
Bei einer primären Schilddrüsenunterfunktion liegt die Ursache immer im Organ selbst, da es durch einen angeborenen oder erworbenen Schaden defekt ist. Eine primäre Hypothyreose kann durch dauerhaften Jodmangel entstehen. Aber auch durch einen angeborenen Defekt, der es der Schilddrüse unmöglich macht, das dem Körper zugeführte Jod entsprechend zu verwerten. Darüber hinaus kommen als Ursachen für eine primäre Schilddrüsenunterfunktion auch
- Entzündungen,
- Autoimmunerkrankungen,
- Verletzungen der Schilddrüse durch Operationen oder Unfälle sowie die
- Einnahme spezieller Medikamente infrage.
- Auch bei einer Bestrahlung im Rahmen der Radiojodtherapie, die bei Schilddrüsenüberfunktionen eingesetzt wird, kann es im Anschluss zu einer Unterfunktion kommen, da zu viel hormonproduzierendes Gewebe zerstört wurde.
Sekundäre Hypothyreose - Störung in der Hirnanhangdrüse
Die sekundäre Schilddrüsenunterfunktion ist die Folge einer Störung in der Hirnanhangdrüse. Die Hirnanhangdrüse produziert das TSH, das sogenannte Thyreoidea stimulierende Hormon, welches die Schilddrüse sozusagen aktiviert und anregt, die Schilddrüsenhormone T3 und T4 zu produzieren. Ist die Produktion der Hirnanhangdrüse jedoch durch Tumore oder andere Anomalien eingeschränkt oder gar unterbrochen, kann die eigentlich gesunde Schilddrüse keine Hormone produzieren - es kommt zur Unterfunktion.
Tertiäre Hypothereose - Fehlfunktion des Hypothalamus im Gehirn
Die tertiäre Erkrankungsform basiert auf einer Fehlfunktion des Hypothalamus im Gehirn. Der Hypothalamus steuert die Kooperation zwischen Gehirn und Organ, also zwischen der Hirnanhangdrüse und der Schilddrüse selbst. Im Hypothalamus wird TRH produziert, ein Hormon zur Steuerung des Schilddrüsenkreislaufes. Ist dieser Vorgang unterbrochen, fehlt der Schilddrüse die Anregung zur Hormonproduktion, was unweigerlich zur Unterfunktion und Mangelversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen führt. Ursächlich für die Störungen des Hypothalamus sind beispielsweise Entzündungen, Tumore oder angeborene Defekte.
Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion
Eine Schilddrüsenunterfunktion wird ausschließlich medikamentös behandelt, alternative oder operative Therapieansätze kommen hingegen nicht infrage. Ziel der Behandlung ist es, den Hormonmangel im Körper auszugleichen. In Tablettenform nehmen Betroffene daher die in der Schilddrüse zu wenig produzierten Hormone Trijodthyronin und Thyroxin ein. Die medikamentöse Therapie ersetzt fortan im ausreichenden Umfang die fehlenden Hormone, sodass sich der Zellstoffwechsel wieder normalisieren kann, die Organe des Körpers uneingeschränkt arbeiten und das Wachstum nicht blockiert ist. Letzteres ist vor allem bei einer angeborenen Hypothyreose essenziell, denn ohne eine sofortige Behandlung der Unterfunktion wäre die Entwicklung des Hirns und des gesamten Körpers stark gefährdet.
Hashimotothyreoiditis - Autoimmunerkrankung, die zur chronischen Entzündung der Schilddrüse führt
Die Hashimotothyreoiditis - Antikörper zersetzen das Schilddrüsengewebe - geht oftmals mit einer verminderten Funktion der Schilddrüse einher. Dementsprechend geringer wird die Gabe des Levothyroxins (Mittel der ersten Wahl) ausfallen. Manchmal ist die Gabe von Selen hilfreich, da Selen die Antikörperbildung verringert. Ob die Erkrankung damit abgeschwächt wird, ist aber nicht sicher.
Anwendungsdauer und Nebenwirkungen
Medikamente zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion müssen ein Leben lang eingenommen werden, da die Hypothyreose nicht heilbar ist und die Schilddrüse im Laufe der Zeit nicht wieder beginnt, die Hormone T3 und T4 selbst zu produzieren. Die medikamentös zugeführten Schilddrüsenhormone müssen täglich eingenommen werden, da sämtliche Körperfunktionen einen gleichmäßigen Hormonspiegel benötigen. Die Hormonkonzentration im Blut wird bei Betroffenen während der gesamten Therapie, also lebenslänglich, immer wieder mithilfe eines Bluttests überprüft. Um den Körper langsam an die Hormongaben zu gewöhnen und den Hormonspiegel nicht ruckartig in die Höhe schnellen zu lassen, beginnt die Hormonersatztherapie in jedem Fall schrittweise. Betroffene erhalten zunächst eine geringere Dosis, die schließlich im Laufe einiger Wochen bis Monate langsam gesteigert wird. Bei korrekter Anwendung der Medikamente sind keinerlei Nebenwirkungen zu erwarten.
Homöopathische Behandlung
Zwar lässt sich eine Schilddrüsenunterfunktion meist nicht allein mithilfe der alternativen Medizin beheben, jedoch können Homöopathie, Akupunktur und Co. eine sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen Behandlung sein. Die Akupunktur oder auch nadelfreie Akupunktmassagen begünstigen den Energiefluss des Körpers, auf diese Weise kann die Produktion der Schilddrüse angeregt werden. Auch eine Struma bildet sich unter Akupunktur schneller zurück. Auch die Homöopathie vermag zu helfen, insbesondere Globuli mit den Wirkstoffen Pusatilla, Barium jodatum und Graphites. Betroffene sollten eine homöopathische Zusatzbehandlung, die in der Regel vom Heilpraktiker in die Wege geleitet wird, dennoch immer mit ihrem Arzt absprechen, um Wechselwirkungen einzelner Wirkstoffe vorzubeugen.
Folgeerkrankungen und Folgeschäden
Eine nicht erkannte Hypothyreose kann, ebenso wie eine unbehandelte Unterfunktion der Schilddrüse, zu massiven Folgeerkrankungen und -schäden führen. Nur bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung der Hypothyreose stehen die Prognosen sehr gut - mit Komplikationen ist dann nicht zu rechnen. Bleibt die Behandlung jedoch aus, drohen dem Betroffenen
- Antriebslosigkeit,
- Leistungsabfall und
- Konzentrationsschwäche.
Schlimmstenfalls kann es zum sogenannten Myxödemkoma kommen, welches sich durch plötzliche Untertemperatur, einen Abfall des Blutdrucks sowie Schwäche, Körperstarre und eine zu flache Atmung bemerkbar macht. Ebenfalls gravierend können die Folgeschäden einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion im Kindes- oder Säuglingsalter sein. Zu den Spätfolgen, die im Nachhinein nicht mehr zu beheben sind, gehören:
- Störungen in der Entwicklung des Wachstums und der Sprache
- verminderte körperliche Reifung
- geistige Entwicklungsverzögerung bis hin zur Intelligenzminderung
- Schwerhörigkeit und daraus resultierende Sprechprobleme
Vorbeugungsmaßnahmen
Einer Schilddrüsenunterfunktion sicher vorzubeugen ist schon allein aufgrund der vielfältigen Ursachen der Hypothyreose unmöglich. Einzig einem Jodmangel, der für zahlreiche Störungen der Schilddrüsenfunktion verantwortlich ist, lässt sich vorbeugen. Vor allem Bewohner sogenannter Jodmangelgebiete sollten daher darauf achten, ausschließlich jodiertes Speisesalz zu verwenden und ihren Ernährungsplan um jodhaltigen Seefisch zu ergänzen. Besteht dennoch ein Jodmangel, sind in Apotheken frei verkäufliche Jodpräparate erhältlich, die den Mangel binnen weniger Wochen ausgleichen können.
Struma - Vergrößerung der Schilddrüse
Die Struma, landläufig auch Kropf genannt, ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die nach außen hin sichtbar ist. Die Struma kann aber auch in einer Form vorhanden sein, die mit dem bloßen Auge nicht oder noch nicht zu erkennen ist, nämlich in Form einer messbaren Vergrößerung, die ausschließlich ertastet oder mithilfe bildgebender Verfahren sichtbar gemacht werden kann.
In diesem Artikel erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was ist eine Struma?
- Häufigkeit
- Formen der Struma
- Funktionelle Struma-Einteilung
- Struma-Grade
- Ursachen
- Behandlung
- Vorbeugung
Struma/Kropf ist eine Vergrößerung der Schilddrüse
Entgegen der weitverbreiteten Meinung, ein Kropf entstünde immer im Zusammenhang mit einer Erkrankung der Schilddrüse, kann die Struma grundsätzlich auch ohne eine vorliegende Über- oder Unterfunktion auftreten. Die Strumabildung wird in der Medizin in drei Graden und Stadien gemessen und ist die häufigste Erkrankung oder Veränderung einer menschlichen Hormondrüse.
Die Struma ist die häufigste Veränderung der Schilddrüse
Der Kropf ist eine Veränderung der Schilddrüsengröße, die zunächst keine Krankheit darstellt. Eine Struma kann selbst bei einer völlig gesunden Schilddrüse entstehen und auf unterschiedlichsten Ursachen basieren. Hierzulande und auch weltweit ist die Struma die häufigste Veränderung der Schilddrüse. Rund die Hälfte aller Menschen mit einer Über- oder Unterfunktion entwickeln eine Struma, aber es gibt auch Betroffene ohne jegliche Fehlfunktion. In Deutschland leidet etwa ein Drittel aller Erwachsenen unter einer tast- oder sichtbaren Schilddrüsenvergrößerung, also einer Struma. Nicht in jedem Fall ist dieser Kropf für andere sichtbar, zumindest aber für den Arzt erkennbar.
Formen der Struma
Die Struma kann in fünf verschiedenen Formen auftreten, wobei die Einordnung der Strumaform Aufschluss über die Beschaffenheit des Kropfes und die Funktion der Schilddrüse gibt. Klassische Struma-Formen sind:
- Struma diffusa: Hierbei handelt es sich um eine diffuse, also nicht eindeutig abzugrenzende Vergrößerung der Schilddrüse.
- Struma nodosa: Diese Struma beschreibt eine Schilddrüsenvergrößerung mit Knotenbildung.
- Struma multinodosa: Hierbei lassen sich im Gewebe der vergrößerten Schilddrüse zahlreiche kleine Knötchen feststellen.
- eutope Struma: Die eutope Struma befindet sich am Hals in ihrer normalen anatomischen Lage.
- dystope Struma: Diese Struma-Form verläuft hinter der Luftröhre bis in den Brustkorb.
Funktionelle Struma-Einteilung
Neben der bereits beschriebenen Einteilung nach Beschaffenheit und Lage der Struma, wird sie darüber hinaus auch funktionell unterteilt. Trotz des oftmals gefährlich aussehenden Kropfes ist die Schilddrüsenfunktion in den meisten Fällen völlig intakt. In diesen Fällen sprechen Mediziner von einer euthyreoten Struma. Eine hyperthyreote Struma basiert hingegen auf einer Schilddrüsenüberfunktion und die Schilddrüsenunterfunktion kann mit einer hypothyreoten Struma einhergehen.
Struma-Grade
Die Kropfbildung wird seitens der Weltgesundheitsorganisation in Grade und Stadien eingeteilt. Diese Grade und Stadien dienen zum einen der Verlaufskontrolle und zum anderen der Größenangabe, wobei die Grade den zugehörigen Stadien entsprechen und jeweils dasselbe aussagen.
- Grad 0a / Stadium 0: keine Struma vorhanden
- Grad 0b / Stadium 1a: Struma tast-, aber nicht sichtbar
- Grad 1 / Stadium 1b: Struma tastbar und bei zurückgelegtem Kopf sichtbar
- Grad 2 / Stadium 2: sichtbare Kropfbildung bei normaler Kopfhaltung
- Grad 3 / Stadium 3: deutlich sichtbare Struma
Ursachen der Struma
Die Struma ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die auf verschiedenen Ursachen basieren kann und keineswegs einen krankhaften Hintergrund haben muss. Häufig liegt der Kropfbildung ein simpler Jodmangel zugrunde. Obgleich heute selbst Speisesalze und andere Nahrungsmittel Jodzusätze enthalten, kommt es bei rund 39 Prozent der Bevölkerung zu Jodmangelerscheinungen, wobei sich natürlich nicht in jedem Fall eine Struma bildet. Der Jodmangel führt langfristig dazu, dass die Schilddrüse nicht ausreichend Thyroxin und Trijodthyronin bilden kann, die daraus resultierende Unterfunktion kann eine Struma auslösen. In wieder anderen Fällen führt der Jodmangel auch direkt zu einer Struma, wobei die Schilddrüse noch völlig normal funktioniert.
Seltenere Ursachen
Der Jodmangel nimmt den ersten Platz unter den Struma-Ursachen ein. Wesentlich seltener sind andere Auslöser, wie etwa eine
- akute oder chronische Entzündung der Schilddrüse,
- Morbus Basedow oder
- Krebserkrankungen der Schilddrüse,
wobei Tumore sehr selten sind und gleichzeitig gute Prognosen aufweisen. Im Falle einer Krebserkrankung ist es jedoch nicht der Tumor selbst, der nach außen hin sichtbar wird, sondern ebenfalls das Schilddrüsengewebe, welches krankheitsbedingt sein Volumen vergrößert. Neben bösartigen Tumoren können auch gutartige, kleinere Knötchen im Schilddrüsengewebe vorkommen, die ebenfalls einen Kropf auslösen können. Diese Knötchen sind zumeist unbedenklich, können aber in seltenen Fällen autonom arbeiten. Das heißt, die Knoten produzieren wie das Schilddrüsengewebe auch Hormone. In diesem Fall kommt es zur Schilddrüsenüberfunktion.
Weitere Ursachen
Grundsätzlich kommen als Ursachen für eine Struma sämtliche Erkrankungen der Schilddrüse infrage, so etwa die
- Schilddrüsenautonomie,
- Hashimoto oder auch
- Verletzungen der Schilddrüse.
In einigen Fällen tritt die Struma auch mit dem Beginn der Pubertät oder im Laufe einer Schwangerschaft auf - hormonelle Veränderungen sind dann der Auslöser. In Fällen hormoneller Schwankungen kann sich die Struma von alleine zurückbilden, sobald der Hormonhaushalt des Betroffenen wieder stabil ist.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung soll erreichen, dass sich die Schilddrüse auf Normalgröße reduziert. Die Struma kann bei jeder Dysfunktion des Organs auftreten. Bei der Behandlung kommt es darauf an, was der Auslöser und wie groß die Struma ist. Dementsprechend wird therapiert. Möglichkeiten der Behandlung sind:
- Medikamente
- Radiojodtherapie
- Operation
Medikamentöse Behandlung
Die Behandlung des Kropfes muss in jedem Fall auf die Ursache der Kropfbildung abgestimmt werden. In der Mehrzahl der Fälle, nämlich immer dann, wenn die Struma durch einen simplen Jodmangel ausgelöst wurde, sind Jodtabletten ausreichend, die den Jodmangel binnen weniger Tage bis Wochen wieder ausgleichen. Die Struma bildet sich dann ohne weitere Therapien zurück. Liegt zudem noch eine Fehlfunktion der Schilddrüse vor, bekommen Betroffene Kombipräparate mit Jod und Schilddrüsenhormonen verordnet, die gleichzeitig den Jod- und Hormonmangel ausgleichen. Regelmäßige Blut- und Ultraschalluntersuchungen sind während der Behandlung obligatorisch, um den Verlauf zu kontrollieren.
Radiojodtherapie bei Struma
Die Radiojodtherapie ist dann angezeigt, wenn die Struma ständig wieder auftritt. Weitere Gründe für die Wahl dieser Therapieform sind Operationsrisiken, wie Alter oder weitere Erkrankungen. Auch der Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung) kann ein Grund für die Radiojodtherapie sein. Tumore der Schilddrüse, Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und Stillende dürfen nicht an einer Radiojodtherapie teilnehmen. Während der Bestrahlung wird meist zusätzlich noch Jod in Tablettenform verabreicht. Dieses Vorgehen ist in die Diskussion geraten, da es heutzutage kaum noch Lebensmittel ohne Jodzusatz gibt. Nebenwirkungen der Bestrahlung können die Entzündung der Schilddrüse und eine bleibende Unterfunktion sein. Die Schilddrüsenentzündung heilt meist von allein. Bei Unterfunktion wird mit L-Thyroxin behandelt.
Operation einer Struma
Zur Operation raten Spezialisten, wenn die Struma sehr groß ist oder nach innen auf Luftröhre und / oder Speiseröhre drückt. Auch die Stimmbänder können in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Gleiche gilt für Blutgefäße. Der Chirurg entnimmt entweder einen Teil der Schilddrüse oder alles. Eine vollständige Entfernung erfolgt jedoch meist nur bei bösartigen Tumoren.
Nach der OP auf Jodzufuhr achten
Nach einer Operation ist auf eine genügend große Menge an Jodzufuhr zu achten. Grund dafür ist, ein erneutes Wachstum aufgrund von Jodmangel von vornherein zu unterbinden. Je nachdem, wie viel Schilddrüsengewebe im Körper verblieben ist und wie jenes arbeitet, wird zudem L-Thyroxin verabreicht. Unter lebenslänglicher Einnahme beider Schilddrüsenhormone in Tablettenform, ist den Betroffenen auch nach einer Schilddrüsenentfernung ein Leben ohne weitere Einschränkungen möglich.
Risiken einer Operation
- Während der Operation kann es vorkommen, dass die Stimmbänder verletzt werden. Aus diesem Grund steht sowohl vor dem Eingriff als auch danach, ein Besuch beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt an. Mit einer Quote von einem Prozent ist dieses Risiko aber relativ gering.
- Ebenfalls ein Prozent der Operationen enden mit einer Verletzung der Nebenschilddrüsen. Das führt zu einem Calciummangel, der Krämpfe auslösen kann.
- Noch viel seltener werden Luft- oder Speiseröhre verletzt. Operierte Patienten sind meist für den Rest ihres Lebens auf die Einnahme von L-Thyroxin angewiesen. Da das Medikament sehr nebenwirkungsarm ist, besteht deshalb aber kein Grund zur Besorgnis.
Vorbeugungsmaßnahmen - Ausgewogene Ernährung mit ausreichend Jod
Leider gibt es kaum Möglichkeiten, einer Struma effektiv vorzubeugen. Einzig sinnvoll ist es, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, die ausreichende Mengen Jod beinhaltet. Jod ist unter anderem im Speisesalz enthalten, aber auch in Meeresfisch. Für Menschen mit einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion ist es außerdem wichtig, die Schilddrüse in regelmäßigen Abständen per Ultraschall untersuchen zu lassen, so können Veränderungen und Vergrößerungen im Gewebe frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sich eine Struma ausbilden kann.
Studien und Erkenntnisse
Länger leben bei Schilddrüsen-Werten im niedrig normalen Bereich
Im Rahmen einer Studie wurden 7.785 Teilnehmer mit normalen Schilddrüsen-Werten und einem durchschnittlichen Alter von 64,7 Jahren beobachtet. Mittlerweile sind 1.357 dieser Probanden verstorben. Dabei fiel auf, dass die Studienteilnehmer, deren Schilddrüsen-Werte im oberen Drittel lagen, das höchste Sterberisiko aufwiesen.
Ein hoch-normaler TSH-Wert (Thyrotropin, Thyroidea stimulierendes Hormon) verkürzte das Leben von Frauen um durchschnittlich 1,4 Jahre, das von Männern um etwa zwei Jahre. Ein hoch-normaler T4-Wert verkürzte das Leben etwa um 3,2 bis 3,5 Jahre. Hier geht´s zur Studie.