Glycin-Ratgeber: Funktion, Anwendung & Wirkung
Aktualisiert am 18.02.22
Glycin ist eine nicht-essenzielle Aminosäure, die unter anderem die Entgiftungsreaktionen der Leber steuert. Als kleinste vorkommende Aminosäure kann sie im Körper selbst gebildet werden. Als Eiweißbaustein wird Glycin vor allem zur Bildung von Kollagenen, des roten Blutfarbstoffes, der Gallensäure und der DNA benötigt. Glycin ist außerdem zur Synthese der Aminosäuren Glutathion und Kreatin erforderlich. Bei einem Glycin-Mangel wird Bindegewebe abgebaut. Erschöpfung ist die Folge. Hier lesen Sie, was Glycin bewirkt und wie Sie einem Mangel vorbeugen können.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Glycin kurz vorgestellt
- Vorkommen & Funktion im Körper
- Anwendungsgebiete
- Tägliche Zufuhrempfehlung
- Risikogruppen
- Lebensmittel
- Folgeerkankungen
- Glycin-Mangel behandeln
- Glycin-Mangel vorbeugen
Glycin kurz vorgestellt
Als nicht-essenzielle Aminosäure kann Glycin aus den Vorstufen Threonin und Serin im Körper produziert werden. Aufgrund seines süßlichen Geschmacks und der Tatsache, dass keinerlei Nebenwirkungen bekannt sind, ist Glycin außerdem ein Geschmacksverstärker, der Lebensmitteln ohne Höchstmengenbegrenzung zugesetzt werden darf. Glycin ist an der Entgiftungsfunktion der Leber beteiligt, es stabilisiert das Immunsystem, ist Bestandteil von Knochen, Haut, Sehnen und Zähnen und wirkt auch bei zahlreichen anderen Zellfunktionen mit.
Vorkommen & Funktion im Körper
Glycin wird im Körper selbst synthetisiert und zusätzlich über die Nahrung aufgenommen. Da Glycin keine toxische Wirkung hat, kann es bedenkenlos in hohen Dosen aufgenommen werden. Im Körper erfüllt es folgende Funktionen:
- Neurotransmitter des Zentralnervensystems
- Entgiftung über die Leber
- Bildung der Gallensäure
- Förderung der Fettverdauung
- Anregung des Immunsystems
- Infektionsabwehr
- Bildung des Kollagens und des Hämoglobins
- Bestandteil der DNA
- Teil des Kreatin-Stoffwechsels
- steuert den Aufbau der Muskeln, Sehnen, des Bindegewebes, der Haut, der Knochen und der Zähne
- Bestandteil des Glukosetoleranzfaktors; reguliert den Blutzuckerspiegel
Anwendungsgebiete
Glycin findet nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Lebensmittelbranche Anwendung:
- Als Geschmacksverstärker kann es Lebensmitteln ohne Höchstmengenbegrenzung zugesetzt werden.
- Im medizinischen Bereich wird Glycin hauptsächlich zur Unterstützung der Leberfunktion eingesetzt. Insbesondere bei Leberzirrhose, durch Alkoholmissbrauch bedingten Leberschäden, aber auch medikamentenbedingten Leberfunktionsstörungen hilft Glycin, die Entgiftungsfunktion der Leber aufrecht zu erhalten.
- In Verbindung mit Kohlenhydraten zeigt Glycin außerdem Auswirkungen auf den Blutzucker, weswegen es ein vielversprechendes Potenzial im Bereich der Diabetesbehandlung und -vorbeugung besitzt.
- Auch zur Behandlung der Arthrose wird Glycin eingesetzt, da es den Gelenkknorpelaufbau unterstützt.
- Nicht zuletzt verfügt Glycin auch über entspannende Eigenschaften. Daher findet es häufig Anwendung bei Ein- und Durchschlafstörungen.
Tägliche Zufuhrempfehlung
Obwohl Glycin nicht überdosiert werden kann, liegt die normale Zufuhrempfehlung bei einem bis zehn Gramm pro Tag. Da die Aminosäure hauptsächlich im Körper selbst gebildet wird, gibt es keine speziellen Zufuhrempfehlungen nach Altersklassen.
Mögliche Risikogruppen für Mangel
Ein Glycin-Mangel kann in der Regel nicht auftreten, da es nicht nur vom Körper selbst produziert wird, sondern auch in nahezu allen eiweißreichen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vorkommt. Käme es aufgrund erhöhter Glycin-Ausscheidung im Harn zu einem leichten Mangel, wären Erschöpfungszustände die Folge.
Auch lang anhaltende, schwere Infektionen, in deren Rahmen Proteine im Körper gebunden werden, könnten zu einem Glycin-Mangel führen und dadurch bedingt zu Muskelkrämpfen, einem Abbau des Bindegewebes und neurologischen Ausfallerscheinungen.
Lebensmittel mit Glycin
Glycin ist in nahezu allen proteinreichen Lebensmitteln enthalten. Folgende Lebensmittel liefern jedoch Glycin in besonders nennenswerten Dosen:
Tierische Lebensmittel
Folgende Lebensmittel tierischen Ursprungs sind glycinhaltig (Angaben je 100 g Lebensmittel):
- Gelatine 23 g
- Rinderfilet: 1,5g
- Garnelen: 1,5g
- Schweinefilet: 1,4g
- Brathuhn: 1,4g
- Thunfisch: 1,2g
- Linsen: 1,3g
Pflanzliche Lebensmittel
Folgende Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs sind glycinhaltig (Angaben je 100 g Lebensmittel):
- Erdnüsse: 1,6g
- Sojabohnen: 1,4g
- Linsen: 1,3g
Mögliche Folgeerkrankungen bei Mangel
Tritt der seltene Fall eines Glycin-Mangels ein, kann es zu folgenden Beschwerden kommen:
- Müdigkeit
- allgemeine Erschöpfung
- Muskelkrämpfe
- Abbau des Bindegewebes
- Verschlechterung des Immunabwehr
- neurologische Beschwerden
- verminderte Leberleistung
Glycin-Mangel behandeln
Sollte bei Ihnen ein Glycin-Mangel auftreten, können Sie diesen mit normaler, ausgewogener Ernährung beheben. Außerdem können Nahrungsergänzungsmittel helfen, den Glycin-Spiegel anzuheben. Allgemeine Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegen für Glycin nicht vor, jedoch bewegen sich die üblichen Dosierungen im Bereich von einem bis zehn Gramm pro Tag. Da Glycin nicht überdosiert werden kann, sind keine Nebenwirkungen zu befürchten. Äußert seltene, schwerwiegende Mängel im Rahmen fortdauernder Infektionen gehören hingegen in ärztliche Behandlung.
Glycin-Mangel vorbeugen
Eine ausgewogene Ernährung in Verbindung mit der körpereigenen Synthese von Glycin reicht aus, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Quellen
Burgerstein, U., Schurgast, H, Zimmermann, M: Handbuch Nährstoffe - Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung (2012), Trias Verlag (12. Auflage)
http://www.bcaa-s.de/aminosaeuren/nicht-essentielle-aminosaeuren/glycin/
http://aminosäure.org/aminosaeuren/glycin/
http://www.naturheilzentrum-nuernberg.de/lexikon/g/glycin.html
http://www.schallers-gesundheitsbriefe.de/archiv-der-gesundheitsbriefe/archiv-11/glycin-eine-aminosaeure-mit-therapeutischer-bedeutung/
http://www.vitalstoffmedizin.com/aminosaeuren/glycin.html