Durchblutungsstörungen erkennen, behandeln und vorbeugen
Aktualisiert am 26.06.24
Durchblutungsstörungen beeinträchtigen den reibungslosen Blutfluss in den Gefäßen. Sie können plötzlich auftreten oder sich allmählich entwickeln. Häufig sind die Blutgefäße in den Beinen, Füßen, Armen und Händen betroffen. Zu den charakteristischen Anzeichen zählen eine blasse Haut in den betroffenen Bereichen, ein unangenehmes Kribbeln sowie Schmerzen bei Belastung. Verengte oder blockierte Gefäße sind die Ursache für Durchblutungsstörungen, die durch Blutgerinnsel oder Verkalkungen verursacht werden.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Was ist eine Durchblutungsstörung?
- Akute Durchblutungsstörung
- Chronische Durchblutungsstörung
- Symptome einer Durchblutungsstörung
- Risikofaktoren einer Durchblutungsstörung
- Ursachen einer Durchblutungsstörung
- Behandlungsmaßnahmen
- Durchblutungsstörungen vorbeugen
- Tipps zur besseren Durchblutung
Eine Durchblutungsstörung liegt vor, wenn der Blutfluss durch die Gefäße beeinträchtigt ist. Dies führt zu einer unzureichenden Versorgung des Gewebes, der Organe oder der Extremitäten mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen. Gleichzeitig wird der Abtransport von Stoffwechselprodukten wie Kohlendioxid erheblich verlangsamt. Am häufigsten treten diese Störungen in den Beinen auf, wobei ältere Menschen ein besonders hohes Risiko haben. Die Folgen können ernsthaft sein: Die betroffenen Gliedmaßen oder Organe können in ihrer Funktion eingeschränkt werden und im schlimmsten Fall absterben.
Allgemein unterscheidet man zwischen einer akuten und einer chronischen Durchblutungsstörung.
Akute Durchblutungsstörung
Akute Durchblutungsstörungen entstehen plötzlich und können sowohl Arterien als auch Venen betreffen:
Arterielle Verschlusskrankheit
Bei einer arteriellen Verschlusskrankheit handelt es sich um eine Beeinträchtigung der arteriellen Durchblutung. Häufig wird ein akuter Arterienverschluss durch eine Embolie verursacht, was schwerwiegende Folgen haben kann. Beispielsweise kann ein Verschluss im Darm einen Darminfarkt hervorrufen, während verstopfte Hirnarterien oft zu einem Schlaganfall führen. Bei einem Verschluss in den Extremitäten ist der Puls in der betroffenen Region oft nicht mehr tastbar. Solche Verschlüsse sind potenziell lebensbedrohlich und erfordern umgehend medizinische Hilfe.
Venöse Durchblutungsstörungen
Durchblutungsstörungen in den Venen werden oft durch eine Thrombose ausgelöst, wobei meist die Beinvenen betroffen sind. Dabei reagieren die Beine sehr empfindlich auf Druck, schwellen plötzlich an und die Haut kann warm und gerötet sein. Starke Schmerzen treten auf, die durch das Hochlagern der Beine gelindert werden können. In diesen Fällen ist der Puls in der Regel weiterhin gut tastbar.
Chronische Durchblutungsstörung
Chronische Durchblutungsstörungen resultieren häufig aus bestehenden Vorerkrankungen. Der chronische Arterienverschluss wird oft durch Arteriosklerose (Arterienverkalkung), verursacht, wobei verschiedene Körperregionen betroffen sein können.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Diese Form der chronischen arteriellen Durchblutungsstörung tritt meist in den Beinen auf, seltener in Armen oder Händen. Bekannt als Raucherbein oder Schaufensterkrankheit, zeigt sie zunächst keine Symptome. Später verursachen Belastungen Schmerzen in Waden, Oberschenkeln, Gesäß oder Füßen. Im fortgeschrittenen Stadium führt ein vollständiger Gefäßverschluss zum Absterben des Gewebes (Beininfarkt), was eine Amputation erforderlich machen kann.
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Diese chronische Durchblutungsstörung betrifft den Herzmuskel und verursacht starke Brustschmerzen. Im Ernstfall kann es zu einem Herzinfarkt kommen. Chronische Arterienverschlüsse können auch andere Organe betreffen. Wenn sich die Gefäßverengungen ausbreiten, können sich zusätzliche Blutgefäße (Kollateralgefäße) bilden, die die betroffenen Bereiche ersatzweise mit Blut versorgen.
Raynaud-Syndrom
Beim Raynaud-Syndrom treten die Durchblutungsstörungen anfallsartig in Zehen oder Fingern auf, ausgelöst durch Kälte, Stress oder genetische Veranlagung (primäre Raynaud-Syndrom) sowie durch Vorerkrankungen, Chemikalien oder Medikamente (sekundäre Raynaud-Syndrom). Die Betroffene Bereiche verfärben sich zunächst weiß, dann bläulich und verkrampfen. Diese Anfälle gehen häufig mit einem Taubheitsgefühl und Schmerzen einher, beeinträchtigen aber nur selten die Benutzung der Gliedmaßen.
Symptome einer Durchblutungsstörung
Abhängig von der betroffenen Körperregion kann sich eine Durchblutungsstörung durch unterschiedliche Symptome zeigen:
- Kalte Füße und/oder Hände
- Taubheitsgefühle
- Schmerzen
- Blasse Haut
- Schlechte Wundheilung
- Fehlender Puls (bei Gefäßverschluss)
Durchblutungsstörungen in den Organen können schwerwiegende Folgen haben und äußern sich oft durch Folgeerkrankungen. Eine akute Durchblutungsstörung der Hirnarterien kann beispielsweise einen Schlaganfall verursachen. Im Darm kann ein gestörter Blutfluss zu einem Darminfarkt oder einer Darmlähmung führen. Beim Herzen führt eine solche Störung zur koronaren Herzkrankheit mit starken Brustschmerzen oder einem Herzinfarkt.
Risikofaktoren einer Durchblutungsstörung
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Auftreten von Durchblutungsstörungen begünstigen. Dazu gehören:
- Übergewicht
- Ungesunde Ernährung
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Rauchen
- Mangelnde körperliche Aktivität
- Erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie)
- Diabetes mellitus
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Metabolisches Syndrom
Ursachen einer Durchblutungsstörung
Die Verengung oder Blockierung von Blutgefäßen kann aus verschiedenen Gründen entstehen. Häufige Ursachen für gestörten Blutfluss sind:
Arteriosklerose (Arterienverkalkung) - Dies ist die häufigste Ursache für Durchblutungsstörungen. Sie entsteht durch krankhafte Ablagerungen bestimmter Substanzen wie Fettsäuren, Cholesterin oder andere Blutbestandteile an den Gefäßinnenwänden, besonders an den Verzweigungen der Arterien. Es bilden sich sogenannte Plaques. Diese können im Laufe der Zeit wachsen und den Hohlraum eines Gefäßes teilweise oder vollständig einengen. Dadurch wird wiederum die Blutstrombahn eingeschränkt und der Blutfluss behindert. Arteriosklerose tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf.
Embolie (Gefäßverschluss) - Bei einer Embolie verstopft ein Blutpfropf, ein Gewebsstück oder eine Luftblase das Gefäß. Solche Verschlüsse können durch Verletzungen der Gefäßwand, Veränderungen in der Blutzusammensetzung oder eine verringerte Blutflussgeschwindigkeit verursacht werden.
Vaskulitis (Gefäßentzündung) - Durchblutungsstörungen aufgrund von Gefäßentzündungen sind sehr selten. Häufig liegen Autoimmunerkrankungen zugrunde. Manchmal können auch Verletzungen oder reizende Substanzen wie Medikamente oder Drogen zu Gefäßentzündungen führen, die wiederum Blutgerinnseln hervorrufen können.
Behandlungsmaßnahmen von Durchblutungsstörungen
Akute Durchblutungsstörungen können lebensgefährlich sein und erfordern daher umgehend medizinische Hilfe. Im schlimmsten Fall können sie zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Auch bei Verdacht auf chronische Durchblutungsstörungen ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und eine individuell angepasste Behandlung zu erhalten. Eine gründliche Anamnese, Blutuntersuchungen und Ultraschalluntersuchungen helfen dabei, die Ursachen fachgerecht zu ermitteln. Die Therapie richtet sich dabei auf die Beseitigung der Ursache bzw. die Behandlung der Krankheit, welche die Störungen auslöst, sowie die Linderung der Symptome aus.
Medikamentöse Behandlung
Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Linderung der Symptome von Durchblutungsstörungen eingesetzt werden können, darunter auch rezeptfreie Optionen. Diese Medikamente verbessern in der Regel die Fließeigenschaften des Blutes oder lindern Schmerzen, können jedoch nicht die zugrunde liegenden Ursachen beseitigen.
- Schmerzmittel: Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen lindern in der Regel die Schmerzen in den Extremitäten. In seltenen Fällen werden auch stärkere Schmerzmittel wie Opiate verschrieben.
- Durchblutungsfördernde Wirkstoffe: Diese Medikamente verbessern den Blutfluss und steigern die Flexibilität roter Blutkörperchen. Dadurch sind Engstellen in den Gefäßen für sie leichter zu passieren.
- Gefäßerweiternde Medikamente (Vasodilatanzien): Gefäßerweiternde Medikamente stellen die Blutgefäße weiter und sind zudem in der Lage, den Blutdruck zu senken und das Herz zu entlasten.
- Gerinnungshemmende Medikamente: Sogenannte Blutverdünner machen das Blut nicht flüssiger, sondern sie vermindern die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Auf diese Weise können sie akute Blutgerinnsel auflösen. Zudem verbessern sie die Fließgeschwindigkeit des Blutes. Allerdings erhöhen Gerinnungshemmer auch das Risiko von Blutungen.
Bewegungstherapie
Um den Körper bei verengten oder verstopften Gefäßen zu unterstützen, ist regelmäßige körperliche Aktivität besonders wichtig. Dies gilt insbesondere bei Durchblutungsstörungen in den Beinen und Armen. Durch gezielte Übungen (Krankengymnastik) können Sie Gefäßverstopfungen und -engpässen vorbeugen.
Zusätzlich eignet sich auch Cardio-Training wie Schwimmen, Radfahren, Spazierengehen oder Joggen. Diese Aktivitäten verbessern nicht nur den Blutfluss und die Sauerstoffversorgung des Körpers, sondern tragen auch zur allgemeinen Fitness bei. Darüber hinaus helfen regelmäßige Bewegung im Alltag, Übergewicht zu vermeiden, was selbst ein Risikofaktor für Durchblutungsstörungen darstellen kann.
Operative Behandlung
Durchblutungsstörungen lassen sich meist gut mit den beschriebenen Maßnahmen behandeln, doch in seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich.
Perkutane transluminale Angioplastie (Ballonkatheter) - Bei diesem gängigen Verfahren wird ein dünner, flexibler Katheter von der Leiste aus unter Röntgenkontrolle in die Arterie bis zur Engstelle vorgeschoben. An der Verengung wird ein Ballon, der am Katheter befestigt ist, vorsichtig aufgeblasen. Dies presst die Ablagerungen gegen die Gefäßwand, sodass der Blutfluss verbessert wird.
Bypass-Operation - Ein Bypass umgeht die verengte Stelle und stellt den Blutfluss in die betroffene Körperregion sicher.
Desobliteration - Bei einem akuten Gefäßverschluss, der beispielsweise einen Schlaganfall oder andere schwerwiegende Folgen nach sich ziehen könnte, ist eine operative Entfernung des Pfropfens notwendig. Ein häufig angewendetes Verfahren ist die Desobliteration, bei der der betroffene Gefäßabschnitt freigelegt und von den Verstopfungen befreit wird.
Thrombendarteriektomie (TEA) - Bei diesem Verfahren wird ein verengtes Gefäß längs aufgeschnitten, um es mit einem speziellen Spatel von Ablagerungen zu befreien. Anschließend wird das Gefäß wieder zugenäht und oft mit einem speziellen Kunststoffflicken (Patchplastik) stabilisiert.
Amputation - In besonders schweren Fällen, wenn die Verstopfung nicht entfernt werden kann und das Leben des Patienten gefährdet ist, kann eine Amputation notwendig sein. Hierbei wird der betroffenen Körperteil operativ entfernt. Dies wird erwogen, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind und die Verstopfung nicht behoben werden kann.
Durchblutungsstörungen vorbeugen
Prävention ist jedoch der Schlüssel, um Durchblutungsstörungen zu vermeiden. Vor allem dann, wenn Sie genetisch vorbelastet sind.
Zu den präventiven Maßnahmen zählen:
- Viel Bewegung
- Venengymnastik
- Gesunde, ausgewogene Ernährung
- Vermeidung von Übergewicht
- Weitgehender Verzicht auf Genussmittel (Nikotin, Alkohol und Koffein)
- Behandlung von Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes
Tipps zur besseren Durchblutung
Sie können selbst viel für die Gesundheit Ihrer Gefäße tun. Hier sind einige Tipps, die eine gesunde Durchblutung fördern können:
Kälteanwendungen: Kalte Duschen oder Wassertreten in kaltem Wasser können helfen, eine gesunde Durchblutung zu fördern. Die Kälte zieht die Gefäße zusammen und hilft, eingelagertes Wasser im Gewebe abzutransportieren. Wechselduschen halten die Blutgefäße elastisch und regen die Durchblutung effektiv an. Spezielle Dusch- oder Badezusätze mit ätherischen Ölen können den Blutfluss zusätzlich optimieren.
Bürstenmassagen: Den ähnlichen Effekt haben gezielte Massagen mit einer Bürste oder einem Massagehandschuh. Sie öffnen die Butgefäße in der Haut und regen damit die Durchblutung an.
Rotes Weinlaub: Rotes Weinlaub in Form von Kapseln oder Gel regt nachweislich die Durchblutung an und entlastet die Beine. Es stärkt die Venen und kann präventiv oder zur natürlichen Behandlung von chronischen Beschwerden eingesetzt werden.
Rosmarinöl: Ätherisches Rosmarinöl kann ebenfalls zur Vorbeugung von Durchblutungsstörungen eingesetzt werden. Es unterstützt die Muskulatur der Waden und fördert eine gesunde Durchblutung der Beine.
Weißdorn, Knoblauch & Ginkgo: Es gibt verschiedene Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel, die die Durchblutung fördern sollen. Beispielsweise können Präparate mit Weißdorn die Elastizität der Gefäße verbessern, während Knoblauch und Ginkgo die Gefäße schützen und die Fließeigenschaften des Blutes optimieren sollen.
Durchblutungsstörungen lassen sich nicht immer vollständig verhindern, da genetische Faktoren sowie Erkrankungen und der persönliche Lebensstil ebenfalls eine Rolle spielen. Dennoch können eine gesunde Ernährung, Nichtrauchen, die Vermeidung von Übergewicht sowie ausreichend Bewegung zu einer gesunden Durchblutung beitragen.
Bitte beachten Sie: Die ggf. im Ratgeber aufgeführten Medikamente stellen keine Empfehlungen dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine lose Auswahl von Präparaten, die einen bestimmten Wirkstoff enthalten und/oder einer speziellen Produktkategorie zugeordnet werden. Diese werden über unsere Seite direkt eingepflegt und sind keineswegs eine Aufforderung zum Kauf eines bestimmten Medikaments.