Drei-Monats-Koliken
Aktualisiert am 29.01.21
Blähungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Laktoseintoleranz oder die Refluxkrankheit sind nur einige Gründe warum Babys unter Drei-Monats-Koliken leiden können. Um den Neugeborenen optimal zu helfen, ist die genaue Ursachenklärung von besonderer Bedeutung. So kann bei Stillkindern häufig schon eine Nahrungsumstellung der Mutter Abhilfe schaffen. Aber auch der Fliegergriff, Bauchmassagen, eine Umstellung auf HA-Nahrung oder entsprechende Medikamente sind bewährte Behandlungsmaßnahmen.
In diesem Artikel erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Drei-Monats-Kolik in den ersten Lebenswochen
- Frühzeitige Hilfe bei dem Kinderarzt suchen
- Ursachen für Drei-Monats-Koliken
- Symptome einer Drei-Monats-Kolik
- Behandlungsmethoden einer Drei-Monats-Kolik
- Drei-Monats-Koliken vorbeugen
Eine Drei-Monats-Kolik beginnt schon in den ersten Lebenswochen
In der Regel beginnen die Symptome bereits in der zweiten bis dritten Lebenswoche und hören nach drei Monaten schlagartig auf. Während diesen drei Monaten sind die Eltern aber zumeist vollkommen ratlos und fühlen sich hilflos. Bei den Eltern kommt es zudem nicht selten zu passiven Symptomen, die von der Gesamtsituation ausgehen. Hier vor allem Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Übermüdung infolge dessen es zu Kopfschmerzen und allgemeinen Abgeschlagenheitssymptomen kommen kann.
Frühzeitige Hilfe bei dem Kinderarzt suchen
Wichtig ist aber, dass die Eltern auch in dieser schweren Zeit für das Kind da sind. Daher gilt es auch für die Eltern darauf zu achten, für einen Ausgleich zu sorgen und entsprechend frühzeitig einen Arzt um Hilfe und Rat zu bitten, zumal die Drei-Monats-Koliken der Kinder auch organische oder allergische Ursachen haben können, die zwingend, durch eine Ausschlussdiagnostik, abgeklärt werden müssen. Bei circa 16 bis 29 Prozent aller Säuglinge wird die Diagnose Drei-Monats-Kolik gestellt. Entsprechende Hilfen und Entlastungsmöglichkeiten können dann angeboten und bereitgestellt werden. Darüber hinaus gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, Drei-Monats-Koliken effektiv zu behandeln und den "Schreibabys" damit auch etwas Gutes zu bieten.
Ursache für eine Drei-Monats-Kolik ist häufig das unausgereifte Magen-Darm-System
Die Ursachen für eine Drei-Monats-Kolik können sehr unterschiedlich sein. Ausschlaggebend sind zumeist Blähungen und Bauschmerzen, die durch viele verschiedene Umstände hervorgerufen werden können. Nicht selten ist ein noch nicht vollständig ausgereiftes Magen-Darm-System des Kindes beteiligt. Diese Ursache ist grundsätzlich weder gefährlich noch sonderlich schlimm. Immerhin hat das Baby über einen Zeitraum von neun Monaten im wohlbehüteten Bäuchlein der Mutter gewohnt und musste sich während dessen keine Gedanken um die Nahrungszufuhr machen. Nach der Geburt ist es allerdings darauf angewiesen, die notwendige Nahrung selbst, über Muttermilch oder entsprechende Milchnahrung, aufzunehmen. Unter Umständen kann der Magen und Darm diese Nahrung noch nicht ausreichend verarbeiten, wodurch es zu kolikartigen Bauchschmerzen kommen kann.
Weitere Ursachen können sein:
Nahrungsmittelunverträglichkeit
Hierbei spielt es keine Rolle, ob das Kind gestillt oder mit dem Fläschchen ernährt wird, denn auch die Muttermilch ist ganz unterschiedlich, abhängig von der Ernährung der Mutter, zusammengesetzt.
Kuhmilchallergie oder Laktoseintoleranz
Beide Ursachen lassen sich ausschließlich durch einen Arzt abklären.
Blähungen
Von diesen sind viele Babys in unterschiedlichen Intervallen betroffen. Einige Babys leiden jedoch regelmäßig bis täglich an den Blähungen, wodurch eine 3-Monats-Kolik entstehen kann.
Refluxkrankheit
Hierbei läuft die Nahrung zusammen mit Magensäure über die Speiseröhre wieder hinauf. Es kommt zu schmerzhaftem Sodbrennen. Normalerweise ist dies ein vorübergehendes Problem, es kann aber auch krankhafte Züge annehmen. Sofern es zu einem regelmäßigen Reflux kommt, kann die Speiseröhre stark angegriffen werden. Es könnte zu Entzündungen kommen. Ferner könnten organische Beeinträchtigungen die Schmerzen auslösen. Diese werden in der Regel anhand einer Ausschlussdiagnostik festgestellt.
Physische Schmerzen
Etwa Probleme mit der Hüfte oder aber das Kiss- oder Kid-Syndrom unter welchem nicht wenige Babys, beispielsweise aufgrund einer anstrengenden Geburt, leiden. Auch hier fällt der Arzt mithilfe verschiedener Diagnoseverfahren eine Entscheidung.
Anzeichen einer Drei-Monats-Kolik: Angezogene Beine, überstrecken und exzessives Schreien
Ebenso wie die Ursachen einer 3-Monats-Kolik sind auch die Symptome sehr individuell, wobei die Symptomatik einen Hinweis auf die Ursachen geben kann. In der Regel gibt es jedoch einige Standardsymptome, die bei jeder 3-Monats-Kolik auftreten:
- exzessives Schreien, das scheinbar unstillbar ist
- aufgeblähter, harter und angespannter Bauch (bei physischen Problemen nicht zwingend)
- Schreien vor allem nach den Mahlzeiten und am Abend
- angezogene Beine
- Baby krümmt oder überstreckt sich
- gegebenenfalls häufigeres Spucken
- evtl. rot anlaufendes Gesicht (vom Schreien oder angestrengten Drücken)
Faustregel gibt Klarheit
Es gibt eine kleine Regel, die man sich auch als Laie sehr gut merken kann. Wenn ein Kind drei Stunden pro Tag, an drei Tagen pro Woche, während einer Zeit von mindestens drei Wochen schreit, weint oder quengelt, handelt es sich um eine 3-Monats-Kolik. In diesem Zusammenhang ist es ratsam, als Elternteil ein Tagebuch über die Schreiattacken des Kindes zu führen. Für den Arzt können solche Aufzeichnungen sehr hilfreich sein. Gegebenenfalls lassen sich daraus auch Ursachen ableiten.
Behandlungsmethode richtet sich nach der entsprechenden Ursache
Für eine effektive Behandlung der Drei-Monats-Koliken ist vor allem die Diagnose ausschlaggebend. Je nach Ursache der Beschwerden wird der Kinderarzt entsprechende Maßnahmen einleiten:
- Ist beispielsweise eine Laktoseintoleranz oder eine Kuhmilchallergie für das Schreien des Kindes verantwortlich, gilt es, die Nahrung auf entsprechend laktosefreie oder kuhmilchfreie Nahrung umzustellen.
- Könnten sonstige Allergien für die Koliken verantwortlich sein, kann auch eine Nahrungsumstellung auf HA empfohlen werden. Der Kinderarzt hat in der Regel entsprechende Proben in der Praxis, die zum Test mitgegeben werden können. Wird das Kind gestillt, muss natürlich eine Nahrungsumstellung bei der Mutter erfolgen.
- Häufig verschreibt der Kinderarzt auch Entschäumer mit den Wirkstoffen Simeticon oder Dimeticon. Diese sollen dazu führen, dass das Kind nicht so viel Luft im Bauch bildet, welche für Blähungen sorgt. Allerdings ist auch bei diesen Mitteln die Wirkung begrenzt.
- Auch Kümmelzäpfchen können helfen und Blähungen sowie Bauchkrämpfe lösen.
- Sollten organische Gründe vorliegen, gilt es natürlich diese zu behandeln.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten - Ernährungstherapie, Homöopathie, Wärmetherapie
Wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt, was bei Drei-Monats-Koliken nicht selten der Fall ist, bedienen sich Eltern gerne der naturheilkundlichen oder alternativen Methoden:
- Ernährungstherapie: Hier steht die stillende Mutter im Vordergrund, die ihre Ernährung grundlegend überdenken und umstellen muss. Es wird Wert auf eine Vollwerternährung gelegt. Tierische Eiweiße, Zucker sowie zuckerhaltige Produkte und Kaffee sollten reduziert werden. Des Weiteren sollten blähende Speisen wie Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln oder auch kohlensäurehaltige Getränke vermieden werden.
- Reflexzonentherapie: Unter Umständen kann die vorsichtige Behandlung der Reflexzonen, welche für den Magen-Darm-Trakt verantwortlich sind, Linderung schaffen. Eltern können die Füße des Kindes auch während des Trinkvorganges massieren.
- Homöopathie: Sollten die Beschwerden besonders akut sein, kann auch eine symptomatische, homöopathische Behandlung sinnvoll sein. Hier empfehlen sich zum Beispiel Colosynthis (bei Babys, die sich während der Schreiattacken krümmen), Chamomilla, oder auch Carbo vegetabilis (bei einem stark geblähten Bauch). Auch Magnesium phosphoricum kann Blähungen hilfreich sein. Innerhalb der letzten Jahre haben sich vor allem Komplexmittel bewährt. Hier gilt jedoch: Keine Experimente, sondern vorab immer den Arzt, Heilpraktiker, Homöopathen oder die Hebamme fragen, da die Mittel auf die charakterlichen Eigenschaften des Kindes abgestimmt sind.
- Ordnungstherapie: Die Ordnungstherapie zielt vor allem darauf ab, einen regelmäßigen Rhythmus, vor allem in Bezug auf die Nahrungsaufnahme, zu finden. Diese sollte alle vier bis fünf Stunden erfolgen. Darüber hinaus sollte der Tagesablauf grundlegend gefestigt werden. Es gilt außerdem, den psychischen Zustand der Mutter in Einklang zu bringen, da dieser sich auf das Kind auswirken kann.
- Physikalische Therapie: Hier ist vor allem eine Wärmeanwendung zu erwähnen. Warme Bauchkompressen können während des Trinkvorganges für Entspannung sorgen. Aber auch nach dem Stillen bzw. dem Fläschchen, wirken warme Kirschkernkissen auf dem Bauch krampflösend und helfen diesen zu entspannen.
Sonstige „Hilfsmittel“ - Fliegergriff & Bauchmassagen
- Fliegergriff: Der Fliegergriff ist eine altbewährte Tragestrategie, die sich bei Koliken und Blähungen bewiesen hat. Dabei wird das Baby bäuchlings auf den Unterarm und die Hand der Bezugsperson gelegt und langsam hin und her geschaukelt. Eventuelle Luft im Bauch kann dadurch besser entweichen.
- Kein Schaum im Fläschchen: Wenn das Baby mit Milchnahrung gefüttert wird, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sich kein Schaum im Fläschchen befindet. Dieser könnte zusätzliche Blähungen auslösen.
- Saugergröße altersentsprechend: Die Saugergröße der Fläschchen muss unbedingt altersentsprechend sein. Ist sie zu groß, wird das Baby gezwungen schneller zu trinken, als es kann, was zu Bauchschmerzen führt. Ist der Sauger dahingegen zu klein, ist der Trinkvorgang anstrengend und das Kind zieht unter Umständen zu viel Luft mit ein.
- Fenchel-Kümmel-Anis-Tee: Bewährt haben sich auch Fenchel-Kümmel-Anis-Tees. Beispielweise kann die Milchnahrung damit zubereitet werden. Stillende Frauen können ihn selbst trinken oder direkt zu Stilltee greifen. Dieser enthält nämlich auch eine Mischung aus Fenchel, Kümmel und Anis.
- Reizquellen ausblenden: Zu potenziellen Reizquellen zählen TV-Geräte, Radios oder auch tobende Geschwister.
- Bauchmassagen im Uhrzeigersinn mit Kümmelsalbe können sich entblähend auswirken.
- Tragetücher oder Pucksäcke und Puckdecken, in denen das Kind eng angeschmiegt, wie im Mutterleib liegt, vermitteln ein vertrautes und beruhigendes Gefühl.
Drei-Monats-Koliken können nicht vorbeugt werden, nur das Ausmaß lässt sich reduzieren
Grundsätzlich gibt es keine richtigen vorbeugenden Maßnahmen, um 3-Monats-Koliken zu verhindern. Allerdings gibt es einige wichtige Hinweise, die beachtet werden können und sollten:
- Stillende Mütter sollten von Anfang an auf ihre Ernährung achten und möglichst keine kohlensäurehaltigen Getränke oder blähende Nahrungsmittel aufnehmen. Die Nahrung sollte möglichst mild und bekömmlich sein.
- Wenn die Flasche gegeben wird, empfiehlt es sich, PRE-Nahrung zu nutzen. Diese wird jeder Kinderarzt empfehlen. Zumal die 1er-Nahrung zu einer Überfütterung führen kann.
- Bei dem Gebrauch von Fläschchen muss darauf geachtet werden, dass die Saugergröße dem Alter entsprechend angepasst ist.
- Das Kind sollte möglichst viel Ruhe bekommen, denn vor allem in den ersten Lebensmonaten besteht der Babyalltag hauptsächlich aus Schlafen. Dabei gilt es, das Kind auch von Geschwisterkindern und Lärmquellen fernzuhalten.
- Geregelte Abläufe in der Familie können zu einer psychischen Entlastung der Mutter und des Kindes führen. Dieser Effekt wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden des Kindes aus.
- Regelmäßige Fläschchenzeiten sind für den Magen-Darm-Trakt des Kindes und für das Gewicht des Kindes sehr wichtig.
- Darüber hinaus darf das Bäuerchen nach den Mahlzeiten, auch wenn es länger dauert, nicht vergessen werden.
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