Hilfe bei Blähungen
Aktualisiert am 17.04.21
Blähungen betreffen einen großen Teil der Bevölkerung in jeder Altersklasse. Die Ursache ist häufig in der Ernährung zu finden. Krankheiten sind seltener für die vermehrte Luft im Darm verantwortlich. Die Behandlung von chronischen Blähungen erfolgt in Form einer Ernährungsumstellung, einer Veränderung ungesunden Essverhaltens und medikamentöser Therapie. Hausmittel werden hier ebenfalls erfolgreich eingesetzt.
In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:
- Ursachen für Blähungen
- Blähungen bei Babys
- Ernährung bei Blähungen
- Wann zum Arzt bei Blähungen?
- Diagnose Blähungen - Erkrankungen erkennen
- Blähungen behandeln
- Folgen bei Nichtbehandlung
- Blähungen vermeiden - Tipps
Blähungen werden auch als Flatulenz bezeichnet und beschreiben die vermehrte Abgabe von im Darm entstandenen oder weitergeleiteten Gasen (z.B. Methan, Kohlendioxid oder Schwefelwasserstoff) über den After. Ein Darmgasgehalt von bis zu 150 Millilitern ist normal. Die Ausscheidung von Gas über einen Zeitraum von 24 Stunden variiert zwischen 0,5 bis 2 Liter. Viele Menschen fühlen sich aber trotz einer unauffälligen Gasmenge im Darm aufgebläht und klagen über Völlegefühl.
Ursachen für Blähungen
Blähungen entstehen häufig durch Ihre Ernährung und Ihre Verhaltensweisen im Alltag.
Häufige Einflussfaktoren
Faktoren, die das Auftreten von Blähungen begünstigen können, sind:
- das Schlucken von Luft (Aerophagie) durch hastiges Essen oder emotionalen Stress
- Nahrung, die viele Kohlenhydrate oder Ballaststoffe enthält
- Getränke mit einem hohen Kohlensäuregehalt
- Zuckeraustauschstoffe (Sorbit, Xylit, Fructose)
- ein Mangel an Bewegung
Erkrankungen
Treten Blähungen neu und plötzlich auf und sind mit zunehmenden Schmerzen und eventuell Stuhlverhalt verbunden, besteht der dringende Verdacht auf einen akuten Darmverschluss (Ileus). Eine sofortige ärztliche Vorstellung ist in diesem Fall dringend angezeigt.
Chronische Blähungen können folgende Erkrankungen zur Ursache haben:
- Verstopfung
- Nahrungsmittelallergien
- Verdauungsstörungen aufgrund von Mangel an Magensäure, Galle oder Verdauungsenzymen
- eine unausgewogene Darmflora, z.B. nach einer Behandlung mit Antibiotika
- Reizdarmsyndrom
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- Infektionen und Entzündungen des Darms
- Laktose-Intoleranz oder Fruktose-Intoleranz
- Kurzdarmsyndrom
- Candida albicans
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Dünndarm-Fehlbesiedlung
- Kolorektalkarzinom
- Zwölffingerdarmgeschwür
- Blinddarmentzündung
- Colitis ulcerosa/Morbus Crohn
- Darmpolypen
- Darmstenose
- Divertikulose/Divertikulitis
- Hämorrhoiden
- Magen-, Darm- oder Dünndarmkrebs
- Cholera
- Typhus
- Diabetes
- Eisenmangelanämie
- Leberzirrhose
- Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Fuchs- oder Hundebandwurmbefall
Blähungen bei Babys
Säuglinge in den ersten Lebensmonaten leiden häufig unter Blähungen. Hauptsächlich verantwortlich sind hier:
- die noch unreife Darmflora
- ein vermehrtes Schlucken von Luft durch eine falsche Fütterungstechnik
- zu kleine Flaschensauger
- vermehrtes Schreien.
Mittlerweile sind Mediziner zu der Erkenntnis gelangt, dass sogenannte "Schreibabys" an einer Regulationsstörung leiden und in diesem Zusammenhang viel Schreien, wobei sie Luft schlucken und es zu Blähungen kommt. Die früher vertretene These, dass die Säuglinge aufgrund von Blähungen übermäßig viel schreien, ist veraltet.1
Was Babys Bauch hilft
Ein geblähter Babybauch macht Kind und Eltern zu schaffen. Hat der Kinderarzt schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen, haben Sie folgende Behandlungsmöglichkeiten:
- Bauchmassage mit warmem Kümmelöl
- ein warmes Kirschkernkissen auf den Bauch legen
- entblähende Medikamente wie Simeticon-Suspension
- anthroposophische Carum carvi Kinderzäpfchen, bis zu 3 Mal täglich 1 Zäpfchen
- Kümmel-Anis-Fencheltee, hilft auch, wenn stillende Mütter ihn trinken
- ein warmer feuchter Bauchwickel
- blähende Nahrungsmittel weglassen, wenn Sie Ihr Baby stillen
- Milchfläschchen nicht schütteln
Versuchen Sie selbst ruhig zu bleiben und auch beruhigend auf Ihr schreiendes Baby einzuwirken. Je weniger sich Ihr Kind aufregt, desto weniger Luft schluckt es und die Blähungen werden besser.
Ernährung bei Blähungen
Welche Lebensmittel Sie zu sich nehmen, hat einen direkten Einfluss auf die Menge an Darmgasen, die Sie produzieren:
Gase entstehen im Rahmen der Verdauung
Denn die ungeliebten Gase entstehen im Rahmen der Verdauung von Nahrungsbestandteilen im Darm. Werden große Mengen an Ballaststoffen, Kohlenhydraten oder Eiweiß von Darmbakterien abgebaut, entstehen Wasserstoff, Methan und Kohlendioxid. Der Anteil der Gase, der nicht über die Lunge abgeatmet werden kann, verbleibt im Darm. Dort rufen die Gase zunächst Beschwerden hervor, bevor sie den Körper über den After verlassen.
Welche Lebensmittel sind bei Blähungen geeignet?
Eine ausgewogene Vollkost mit moderaten Anteilen an Ballaststoffen und Kohlenhydraten belastet den Darm nicht unnötig und beugt so Blähungen vor:
- Würzen Sie mit milden Kräutern
- Unterstützen Sie Ihren Darm mit Anis, Fenchel, Kümmel und Kamille.
- Kochen oder dämpfen Sie Gemüse und verzichten Sie auf blähende Rohkost.
- Backwaren können sowohl als Weißmehl- sowie als Vollkornprodukte Probleme verursachen.
Probieren Sie daher aus, wie gut Sie Brot, Brötchen und Hefegebäck vertragen.
Lebensmittel und Getränke, die Beschwerden verursachen können
Die Palette der blähenden Nahrungsmittel ist weit gestreut. Probieren Sie selbst aus, was Sie von Ihrem Speiseplan komplett streichen sollten und welche Lebensmittel und Getränke Sie in Maßen genießen können. Vorsicht ist geboten bei:
- Kohlsorten
- Rohkost
- Hülsenfrüchten
- Spargel
- Lauchgemüse
- Zwiebeln
- Feigen
- Bananen
- Trockenobst
- Zucker
- Süßigkeiten
- Weißmehlprodukten
- Eiern
- Alkohol
- kohlensäurehaltigen Getränken
An gesunde Ballaststoffe muss sich Ihr Darm eventuell erst langsam gewöhnen. Geben Sie ihm Zeit und steigern Sie die Menge nur langsam.
Zum Arzt bei Blähungen mit Schmerzen
Blähungen sind in den meisten Fällen nicht gefährlich. Sobald Sie Ihre Ernährung und Ihre Lebensumstände Ihrem Darm etwas angepasst haben, bessert sich die Symptomatik merklich.
Zum Arzt gehen sollten Sie, wenn:
- die Blähungen sehr plötzlich auftreten und schmerzhaft sind
- Ihr Bauch stark überbläht ist
- eventuell Brustschmerzen auftreten
- Blut im Stuhl zu finden ist.
Zögern Sie nicht, über dieses vermeintlich peinliche Thema mit einem Mediziner zu sprechen. Nur wenn Ihr Arzt Ihre Beschwerden genau kennt, kann er Ihnen helfen.
Diagnose Blähungen - Mögliche Erkrankungen erkennen
Um der Ursache für die verstärkte Blähneigung auf die Spur zu kommen, gibt es neben der oben erwähnten Geruchsspezifik bestimmter Nahrungsmittelgruppen noch andere Möglichkeiten, eine Diagnose zu stellen.
Ein Arzt wird die Beschwerden genauestens abfragen, den Darm über Abtasten, Abklopfen und Abhören äußerlich untersuchen und gegebenenfalls als erste nicht-invasive Untersuchung eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) veranlassen.
Stuhluntersuchung
Bleiben die Blähungen uneingeschränkt und ohne ersichtlichen Befund bestehen und gehen sogar mit anderen Symptomen einher, wird weiter nach Gründen für die Beschwerden gesucht.
Dies geschieht über die Analyse von Stuhl auf okkultes Blut, so genanntes verstecktes Blut, auf Würmer und Giasiardien, kleine Einzeller, welche die Verdauung einschränken.
Computertomographie und Darmspiegelung
Außerdem können Kontrasteinläufe und Kontrastdarstellungen zur Diagnose herangezogen werden. Als weitere Möglichkeiten der Untersuchung, vor allem bei Verdacht auf schwerwiegende Erkrankungen kommen die Computertomographie und die Darmspiegelung (Koloskopie) zum Einsatz.
Insbesondere, wenn es um den Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien geht, kann eine Blutuntersuchung helfen, die Ursache zu finden.
Entnahme einer Gewebeprobe
Bei Verdacht auf Zöliakie oder Sprue wird gegebenenfalls zusätzlich eine Darmgewebeprobe (Biopsie) genommen.
Zunächst kann über den Ausschluss bestimmter Nahrungskreise, die Unverträglichkeiten hervorrufen können, eine Eingrenzung erreicht werden.
Bei Ausschluss anderer Ursachen muss etwa ein bis zwei Stunden nach Nahrungsaufnahme der Verdauungsprozess beobachtet werden, um Kausalzusammenhänge feststellen zu können.
Eine strikte Auslassungstherapie benötigt allerdings bis zu zwei Wochen Karenzzeit in Bezug auf die Nahrungsgruppe oder ein einzelnes Nahrungsmittel, da der Darm in etwa so lange braucht, um auch die letzten eventuell ursächlichen Komponenten ausgeschieden zu haben.
Insbesondere, wenn keine weiteren Anhaltspunkte auf organisch verursachte Erkrankungen vorliegen, sollte eine Abklärung von Stresssituationen erfolgen.
Blähungen behandeln
Ihr Arzt behandelt Blähungen umfassend und erst in zweiter Linie medikamentös. Die richtige Ernährung und eine Anpassung der Lebensumstände beseitigen Blähungen weit effektiver als Medikamente.
Hausmittel als erste Hilfe bei Blähungen
In den meisten Fällen können Sie Blähungen zunächst selbst behandeln:
- Brühen Sie eine warme Tasse Anis-Fenchel-Kümmel-Tee auf und beruhigen Sie Ihren Darm zusätzlich mit einem warmen feuchten Bauchwickel.
- Eine Bauchmassage mit Kümmelöl hilft nicht nur Babys.
- Nach dem Essen helfen Petersilienstängel fein zerkaut gegen Blähungen.
Mischen Sie in einem Glas warmem Wasser zwei Teelöffel Fenchelhonig und zwei Esslöffel Apfelessig. Trinken Sie dieses Hausmittel langsam vor einer Mahlzeit.
Medikamente gegen Blähungen
Für akute Beschwerden gibt es dennoch sinnvolle Wirkstoffe.
Simeticon setzt die Oberflächenspannung von Gasschäumen im Darm herab
Die frei gewordenen Verdauungsgase werden dann zu einem großen Teil abgeatmet. Das Medikament steht als Weichkapseln, Kautabletten, Flüssigkapseln, Granulat oder Suspension zur Verfügung:
Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Der Wirkstoff wird nicht in den Körper aufgenommen und ist für Säuglinge, Schwangere und stillende Mütter gut verträglich. Nehmen Sie Simeticon regelmäßig mit dem Essen oder im Anschluss ein. Die genaue Dosierung entnehmen Sie bitte dem jeweiligen Beipackzettel.
Dimeticon ist ein verwandter Wirkstoff des Simeticon und wird in einigen Präparaten alternativ verwendet. Es gelten die Informationen wie bei Simeticon.
Iberogast zur Beruhigung von Magen & Darm
Iberogast setzt sich aus neun verschiedenen Kräutern zusammen, beruhigt den Magen-Darm-Trakt und beugt so Blähungen vor.
Die Flüssigkeit wird in Tropfenform dosiert und kann in seltenen Fällen Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen.
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Folgen bei Nichtbehandlung
Falls den Blähungen keine Grunderkrankung zugrunde liegt, hat eine Nichtbehandlung keine weitreichenden negativen Folgen. Sie fühlen sich höchstens unnötig unwohl oder peinlich berührt. Eine Anpassung der Ernährung und des persönlichen Lebensstils kann Blähungen reduzieren und Ihre Lebensqualität verbessern.
Blähungen vermeiden - Tipps
Versuchen Sie Blähungen zu vermeiden, anstatt sie zu behandeln. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen:
- Nehmen Sie sich Zeit zum Essen. Kauen Sie die Speisen sorgfältig, bevor Sie sie schlucken.
- Viele kleine über den Tag verteilte Mahlzeiten sind entspannender für den Darm als drei große.
- Mischen Sie Fenchelsamen oder Kümmelkörner beim Kochen in Ihr Essen.
- Nehmen Sie von Nikotin und Alkohol Abstand, wenn Sie Blähungen vermeiden möchten.
- Bewegen Sie sich regelmäßig, um Ihren Darm bei der Arbeit zu unterstützen.
- Ein Verdauungsspaziergang tut Ihnen und Ihrem Bauch gut.
Quellen
1www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/schreibaby-regulationsstoerung-veraltet-dreimonatskoliken/
Gerd Herold, Innere Medizin, 2014, G.Herold, Seite 384 ff.
Schönau, Pädiatrie integrativ, 2005, Urban & Fischer, Seite 48 ff.
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=3748
http://www.kolo-proktologie-kiel.de/downloads/Ernaehrungstipps_Blaehungen.pdf
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