Helfen Nasensprays bei der Corona-Prävention?
Die Nase gilt als Haupteintrittspforte für Viren wie Sars-CoV-2. Inzwischen mehren sich die Hinweise, dass Nasensprays mit Wirkstoffen wie Azelastin oder Rotalge eine sinnvolle Präventionsmaßnahme im Kampf gegen das Virus darstellen. Doch was ist wirklich dran - ist Nasenspray eine Option?
Was bringen Nasensprays im Hinblick auf Covid-19?
Bereits zu Beginn der Pandemie haben Nasenspray Hersteller ihre Nasensprays als Präventionsmaßnahme bzw. Prophylaxe im Kampf gegen Covid-19 vorgeschlagen. Hersteller wie Usapharm oder Regeno konnten inzwischen nachweisen, dass ihre Nasensprays Sars-CoV-2 am Eindringen hindern kann. Zudem konnten die Untersuchungen zeigen, dass die Viruslast deutlich verringert wird. Die Nasensprays sollten jedoch früh zum Einsatz kommen und sind eher als Prophylaxe gedacht.
Nasenspray mit Azelastin
Der Wirkstoff Azelastin wird bereits seit Jahren zur Linderung der Symptome bei Heuschnupfen eingesetzt. Das H1-Antihistaminikum der zweiten Generation verhindert lokale und sytemische Wirkungen von Histamin. Typische Allergie-Symptome wie Rötung, Juckreiz und Schwellung nehmen durch die Verwendungen von Nasensprays mit Azelastin ab.
Inzwischen interessieren sich Forscher vor allem in Bezug auf Covid-19 für den Arzneistoff, denn der Wirkstoff zeigt auch im Kampf gegen Corona Wirkung. Azelastin hindert Sars-CoV-2 am Eindringen in die Wirtszelle, wodurch sich das Virus dort erst gar nicht vermehren kann. Der Arzneistoff dämmt den Viruseintritt und die Vermehrung ein - unabhängig davon, um welches Virus es sich handelt. Die Nasensprays sollten jedoch besonders früh zum Einsatz kommen.
Eine Studie von Usapharm konnte zeigen, dass das Pollival Nasenspray mit dem Wirkstoff Azelastin, die Viruslast in der Nase senken kann. An der Studie nahmen insgesamt 90 Proband*innen teil, die 11 Tage lang engmaschig betreut wurden. Die Proband*innen wendeten das Spray dreimal täglich an. Ab Tag 4 nahmen die Symptome deutlich ab. Außerdem konnte die Studie zeigen, dass die Virenanzahl bei Patienten mit hoher Viruslast nach 3 Tagen um bis zu 80% gesenkt wird, verglichen mit Patienten, die lediglich ein Placebo erhielten. ¹ Der Studienleiter Dr. Peter Meiser weiß, dass die Studie einige Schwächen aufweist, wie die geringe Studienpopulation sowie der nicht ganz optimale Startzeitpunkt (das Spray sollte frühestmöglich eingesetzt werden). Dennoch ist Meiser von der Wirksamkeit überzeugt. Aktuell wird Pollival noch im Off-Label-Use eingesetzt. Allerdings gilt das Mittel bereits als Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Covid-19.
Nasenspray mit Carragelose
Nasensprays mit dem Wirkstoff Carragelose kommen eigentlich bei Erkältungen zum Einsatz. Das Erkältungsspray wirkt dabei nicht abschwellend, sondern ursächlich. Der Wirkstoff Carragelose verringert das Risiko einer Infektion mit Erkältungsviren. Bereits ein Sprühstoß pro Nasenloch kann die Nasenschleimhaut vor Erkältungsviren schützen. Präventionsmaßnahmen gehören immer noch zu den wichtigsten Bausteinen in der Pandemiebekämpfung. Daher ist auch das Erkältungsspray im Kampf gegen Covid-19 in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Genau wie herkömmliche Erkältungsviren gelangen auch Sars-CoV-2-Viren über Mund und Nase in den Körper. Haben sich die Viren erst einmal in der Schleimhaut festgesetzt, vermehren sie sich im Nasen-Rachen-Raum und schließlich im gesamten Körper. Das in Algovir enthaltene Iota-Carrageen soll das Eindringen dieser Viren in den Nasen-Rachen-Raum verhindern und die Viruslast reduzieren.
Die Hersteller des Rotalgensprays Algovir haben das Nasenspray bereits zu Beginn der Pandemie als Prophylaxe empfohlen. Inzwischen haben die Hersteller das Spray in Bezug auf seine Wirksamkeit gegen Covid-19 bereits mehrfach untersucht. Im Oktober letzten Jahres wurden erste in-vitro-Daten veröffentlicht, die positive Ergebnisse zeigten. Durchgeführt wurde die Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Virologie der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg. Die Forscher konnten nachweisen, dass der in der Rotalge enthaltene Wirkstoff Carragelose die Vermehrung von Sars-CoV-2-Viren effektiv hemmt. Sowohl gegen den Wildtyp Sars-CoV-2 als auch gegen ein Lentivirus, welches das Sars-CoV-2-Spike-Protein an der Oberfläche hat, ist das Mittel antiviral wirksam. ²
Nasenspray mit Natriumhypochlorit
Als Prophylaxe gegen Covid-19 stellen auch Nasensprays mit Natriumhypochlorit eine Option dar. Der Wirkstoff wird zur Bekämpfung von keimbedingten Atemwegserkrankungen wie Sinusitis, aber auch zur Linderung von Pollenallergie-Symptomen genutzt. Das Besondere an Sprays mit diesem Wirkstoff ist das rein physikalische Wirkprinzip: Viren werden durch Osmose zerstört - das bedeutet, dass Zellmembran und Struktur des Virus durch osmotischen Druck auf die Keime zerstört werden. Humane Zellen nehmen dadurch jedoch keinen Schaden. Aufgrund des rein physikalischen Wirkprinzips ist das Nasenspray auch für Allergiker, Schwangere und Kinder geeignet.
Der Hersteller Regeno hat sein Nasensprüh-Gel Plasma Liquid mit dem Wirkstoff Hypochlorit auf seine Wirksamkeit gegen das Coronavirus ebenfalls überprüfen lassen. In Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität-Bochum und einem unabhängigen Prüflabor wurde die Anwendung des Nasensprüh-Gels mit künstlichem Nasensekret simuliert. Das Ergebnis: Das Auftragen des Nasensprühgels reduzierte Coronaviren um 99,9%. ³ Laut der Untersuchung ist das Nasensprüh-Gel sehr gut verträglich und es gibt keine Hinweise auf Nebenwirkungen.
Weitere Informationen zur Studie und Wirksamkeit des Nasensprüh-Gels gibt es in diesem Magazin-Beitrag: Plasma Liquid Nasensprüh-Gel reduziert Coronaviren zu 99,9%
Nasensprays als Hoffnungsschimmer in der Pandemie?
Die Forschungsergebnisse vieler Nasenspray-Hersteller lassen aufhorchen. Könnten die wirksamen Nasensprays die Pandemie eindämmen? Wissenschaftler*innen betonen, dass Nasensprays ein wichtiger Baustein in der Pandemiebekämpfung sind. Viele Studien konnten nachweisen, dass die Anwendung des Nasensprays das Eindringen des Virus verhindert oder die Viruslast stark reduziert. Allerdings sollten die Sprays besonders frühzeitig bzw. vorbeugend eingesetzt werden, um die optimale Wirkung zu erzielen. In der Pandemie nun einzig und allein auf Nasensprays zu setzen, ist jedoch unvernünftig. Die Viren lokal abzutöten wäre zu kurz gegriffen - viel wichtiger ist es, die Infektionshäufigkeit durch Impfungen zu reduzieren. Nasensprays können also keinesfalls die Impfung und die AHA-Regeln ersetzen.
[1] https://www.sol.de/saarland/nasenspray-gegen-corona-so-berichtet-rtl-ueber-das-medikament-aus-saarbruecken,289996.html
[2] https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/coronavirus/algovir-kann-sars-cov-2-inaktivieren-neue-in-vitro-daten-zu-carragelose/
[3] https://www.berliner-zeitung.de/news/studie-plasma-nasenspray-toetet-999-prozent-der-corona-viren-li.159192
Veröffentlichung erster Studienergebnisse zur Wirksamkeit von Azelastin: https://www.ursapharm.de/news/ursapharm-veroeffentlicht-erste-studienergebnisse-zur-antiviralen-wirkung/
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