Unter die Lupe genommen - Kritische Inhaltsstoffe in Kosmetikartikeln

Aktualisiert am 12.12.2022
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Doreen Dörre
Online-Redaktion Sparmedo Ratgeber & Gesundheitsmagazin
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Pflegeprodukte sollen die Haut geschmeidig und weich halten, Feuchtigkeit spenden und im Idealfall den Alterungsprozess hinauszögern. Allerdings enthalten unzählige Haut- und Haarpflegemittel Inhaltsstoffe, die auf Dauer die Gesundheit schädigen und allergische Reaktionen auslösen können. 

Gesundheitsschädigende Stoffe in Kosmetikartikeln

Warum werden von vielen Herstellern gesundheitsschädigende Stoffe verwendet? Ganz einfach - Sie lassen sich problemlos weiterverarbeiten, sind in der Herstellung recht günstig und vermitteln eine Pflege-Illusion. Ein weiterer Punkt sind die Interessen der Verbraucher. So müssen zum Beispiel Duschgele und Cremes duften und Shampoos schäumen. Diese Ergebnisse lassen sich jedoch nur mit sogenannten Schaumbildnern, Mineralölen und Moschusverbindungen erzielen. Letztere können sich sogar in der Blutbahn des Menschen einlagern und dadurch allergische Reaktionen hervorrufen. 

Konservierungsstoffe in Pflegeprodukten

Hinzu kommt die geforderte lange Haltbarkeit. Diese wird aber nur erreicht, wenn in den Pflegeprodukten ausreichend konservierende Stoffe enthalten sind. Dadurch verderben die Kosmetikartikel nicht so schnell und Keime sowie Bakterien haben keine Möglichkeit, sich zu vermehren. Jedoch setzt sich eine Vielzahl der Inhaltsstoffe aus Rohstoffen zusammen, die von schlechter Qualität sind, so dass sich immer wieder Schadstoffe in Cremes und Shampoos finden.

Deklaration der Inhaltsstoffe in abnehmender Reihenfolge

Um Verbraucher vor allergischen Reaktionen in Pflegeprodukten zu schützen, müssen die Bestandteile einheitlich nach INCI (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) gekennzeichnet sein. INCI bedeutet: "Internationale Namensgebung kosmetischer Inhaltsstoffe". Die Auflistung der Inhaltsstoffe erfolgt in abnehmender Reihenfolge entsprechend der Konzentration. Bestandteile mit einer Konzentration von weniger als einem Prozent müssen nicht in Reihenfolge gelistet werden. Auch bei den Farbstoffen, die am Ende mit CI-Nummern versehen sind, ist keine Reihenfolge vorgeschrieben. Aroma- und Riechstoffe sind mit Aroma oder Parfüm deklariert. 

Klassen der Inhaltsstoffe

Die verwendeten Stoffe lassen sich in Basisstoffe, Hilfs- und Wirkstoffe einteilen. Zu den Basisstoffen zählen meist die Substanzen, die in der Haut natürlich vorkommen und jene, die die Haut benötigt. Darunter fallen Fettsäuren, Fettstoffe sowie Feuchthalte- und Barrierestoffe. Sind für das Produkt bestimmte Ergebnisse gewünscht, kommen dementsprechende Wirkstoffe wie Vitamine, D-Panthenol und andere zum Einsatz. Hilfsstoffe ergänzen das Produkt mit zusätzlichen Eigenschaften. Konservierungsmittel, Emulgatoren und Konsistenzgeber verleihen dem Produkt die Stabilität. Komplexbildner und Antioxidantien sorgen für einen langen Lagerzeitraum. 

Die nachfolgende Übersicht zeigt einige kritische Inhaltsstoffe, welche die Gesundheit gefährden können:

Konservierungsmittel

Formaldehyd

Formaldehyd ist ein farbloses giftiges Gas, welches zu Reizungen der Schleimhäute führt. Es besitzt die Eigenschaft, Verbindungen zwischen Stoffen zu bilden und diese widerstandsfähig und fest zu machen.

Seit 2014 ist Formaldehyd in der EU-Verordnung 605/2014 als krebserregend, Kategorie 1B (bedeutet, krebserregende Wirkung wurde im Tierversuch nachgewiesen) und mutagen, Kategorie 2 (bedeutet, Formaldehyd ist ein Stoff, der erbgutverändernd für den Menschen sein kann) eingestuft.1

Der in der Kosmetik und Pflege gern verwendete Konservierungsstoff ist seit 2019 in seiner freien Form in kosmetischen Mitteln verboten. Verwendet werden dürfen weiterhin Formaldehyd-Abspalter, die jedoch Höchstmengenbeschränkungen unterliegen und gemäß Anhang III der EU-Kosmetikverordnung obligatorisch einzuhalten sind. Diese sind an folgenden Bezeichnungen in der Auflistung der Inhaltsstoffe zu erkennen:

Auch Formaldehyd-Abspalter können die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen. Daher empfieht es sich, diese zu meiden.

Parabene

Als Konservierungsmittel gibt es Paraben in Form von Methyl-, Propyl-, Butyl-, und Ethylparaben. Alle Stoffe werden künstlich hergestellt und wirken gegen Schimmel- und Hefepilze sowie Bakterien. Allerdings können sie auch Allergien auslösen, die sich als Hautausschlag, Rötung oder Juckreiz zeigen. Zudem greifen sie die natürliche Schutzschicht der Haut an. Methylparaben wird auf der Inhaltsliste meist unter anderen Bezeichnungen wie E 218 oder Nipagin ausgewiesen. 

Silikone

Silikone, werden synthetisch hergestellt und sorgen bei Haut und Haar für Glanz und Weichheit. In vielen Haarspülungen sind Silikone enthalten, die sich wie ein Schutzfilm um das Haar legen. Allerdings können sie auch das Gegenteil bewirken. So kann Silikon das Haar auch fettig und schwer aussehen lassen, wenn Rückstände darin verbleiben.

Wer auf Silikone verzichten will, achtet am besten auf die Liste der Inhaltsstoffe. Enthält die Liste Bezeichnungen mit den Endungen "-cone", "-oxane", „conol“ oder „glycol“ sollte man lieber die Finger von dem Produkt lassen. Die gängigsten Silikone sind Dimethicone, Methicone, Polysiloxane und Cyclomethicone. Allerdings gibt es auch verschiedene Kombinationen mit anderen Stoffen, weshalb die Liste aller Silikone sehr umfangreich ist. Anbei einige Beispiele: 

Sulfathaltige Tenside 

Sulfathaltige Tenside sind Salze oder Ester der Schwefelsäure. Zum bekanntesten Vertreter zählt das Sodium Lauryl Sulfat, welches besonders gerne in Shampoos zum Einsatz kommt. Es ist das am häufigsten eingesetzte Tensid in der Kosmetik- und Reinigungsbranche. Das liegt daran, dass die Chemikalie gut schäumt und besonders kostengünstig ist. Neben Shampoos sind die Sulfate auch vermehrt in Duschgelen, Flüssigseifen, Mund- und Zahnpflegemitteln zu finden. Sulfathaltige Tenside gehören zur Gruppe der aggressiven Tenside.

Zwar schäumen sulfathaltige Produkte schön, allerdings mit fatalen Auswirkungen auf Haut und Haar. Sodium Lauryl Sulfat reizt die Haut und trocknet sie aus. Besonders für Menschen mit sensibler und trockener Haut sind sulfathaltige Produkte daher ein No-Go. Weiters stehen die aggressiven Tenside im Verdacht, Krebs zu begünstigen. SLS reagieren mit den Proteinbausteinen der Körperzellen, wodurch Hornschicht und Haare aufquellen. Die Folge: Die Sulfate entfernen deutlich mehr Fett von Kopfhaut und Haut als gut wäre. Eine gewisse Fettschicht schützt uns vor schädlichen Stoffen und hält die Haut im Gleichgewicht. Die stark entfettende Wirkung von Sulfaten führt dazu, dass die Haut nun mehr Talg produzieren muss, wodurch die natürliche Regulierung gestört wird. Die Haut trocknet dadurch leichter aus und die Haare werden brüchig.

Doch woran erkenne ich als Verbraucher die aggressiven Tenside? Ganz einfach: Diese werden wie immer auf der Liste der Inhaltsstoffe vermerkt. An den folgenden Bezeichnungen erkennt man, ob sulfathaltige Tenside, im Produkt  stecken: Sodium Lauryl Sulfate, Ethersulfat, Sodium Laureth Sulfate, Natriumlaurylethersulfat, Natriumdodecylpoly(oxyethylen)sulfat.

Mineralöl

Der Stoff wird aus Erdöl gewonnen und gilt somit als umstritten. Er kann sich nur als Film auf die Haut legen und nicht aufgenommen werden. Dadurch werden die Poren verstopft. Die Folge: Die Haut kann nicht mehr atmen. Zudem werden Abfallstoffe, Toxine und Feuchtigkeit in der Haut eingeschlossen und können nicht mehr nach außen abtransportiert werden. Bakterien und Keime vermehren sich. Es kommt zu Hautproblemen wie Mitesser und Akne. Mineralöle werden unter anderem unter den Bezeichnungen Ozokerit, Paraffinum Liquidum, Microcrystalline Wax, Mineral Oil oder Vaseline auf der Inhaltsliste geführt. 

PEG

PEG ist die Abkürzung für Polyethylengylykole und bezeichnet eine Reihe synthetischer Stoffe, die häufig in Kosmetikartikeln enthalten sind. Der Hilfsstoff dient als Emulgator, um Substanzen wie Wasser, Öl oder Wachs miteinander zu verbinden. So entstehen Lotionen oder Cremes, die sich besonders geschmeidig auf der Haut anfühlen. In Shampoos und Duschgelen kommen PEGs häufig als Tenside zum Einsatz. Die Herstellung ist sehr günstig, weshalb viele Kosmetikfirmen nicht auf den Hilfsstoff verzichten wollen.

Gewonnen wird der Hilfsstoff aus Erdöl. Das ist sowohl für die Umwelt als auch für die eigene Gesundheit bedenklich. Die Gewinnung von Erdöl hat gravierende Folgen für das Klima und ganze Ökosysteme. Da PEGs chemisch so hergestellt werden, dass sie möglichst lange haltbar bleiben, sind sie zudem nur schwer abbaubar. Beim Duschen, Zähneputzen und Haarewaschen gelangen die Hilfsstoffe in unsere Gewässer und schaden der Umwelt.

Und nicht nur das: PEGs wirken sich auch schädlich auf die eigene Gesundheit aus. Einige Kosmetikriesen argumentieren, dass PEGs der Haut bei der Aufnahme von Wirkstoffen helfen. Dabei wird allerdings außer Acht gelassen, dass die Hilfsstoffe die Haut durchlässiger machen, was die Gefahr birgt, dass auch Schadstoffe leichter in die Haut gelangen. Im schlimmsten Fall landen die schädlichen Stoffe in unserer Blutbahn und damit in unserem Körper. Die Folge: Der Körper wehrt sich gegen die synthetischen Stoffe und es erfolgt eine Immunreaktion in Form von Hautirritationen, Neurodermitis oder Allergien.

Der Gesundheit und Umwelt zuliebe verzichtet man also besser auf PEGs. In Kosmetikartikeln lassen sich die Stoffe leicht erkennen: Am besten auf die Vorsilbe "PEG" in der Ingredients-Liste achten und auf Bezeichnungen, die auf "eth" enden. Diese weisen auf ethoxilierte Substanzen wie beispielsweise PEGs hin.

Alkohol

Alkohol dient in der Kosmetikindustrie vorwiegend als Lösungsmittel für Fette. Mitunter wird er auch als Konservierungsmittel eingesetzt. Mit einem Gehalt von 16 Prozent tötet Alkohol Keime ab und findet dementsprechend seine Anwendung in Gesichtswässern. Als natürlicher Rohstoff ist Alkohol (Ethanol) unschädlich, jedoch teuer. Aus dem Grund wird kosmetischer Alkohol synthetisch hergestellt, was wiederum bei Hautkontakt zu Allergien führen kann. Handlotionen und Cremes mit Alkohol verursachen Risse in der Oberfläche der Haut und fördern das Wachstum von Bakterien. Alkohol in Shampoos trocknet die Haare aus. 

Mikroplastik

Mikroplastik ist enorm schädlich für die Umwelt und die eigene Gesundheit. Leider stecken die mikroskopisch kleinen Plastikpartikel in zahlreichen Kosmetikprodukten. Ob Peelings, Waschgele, Lippenstifte oder Shampoos - es scheint so, als wären die 5 Millimeter kleinen Plastikpartikel fast überall drin. Aufgrund der winzigen Größe der Partikel, sind sie für das menschliche Auge kaum sichtbar. Mikroplastik wird gezielt industriell hergestellt und kommt schließlich in zahlreichen Produkten wie zum Beispiel Kosmetika zum Einsatz.

Die mikroskopisch kleinen Kunststoffteilchen gelten inzwischen als massives Umweltproblem. Zum einen, da es auf dem immer knapper werdenden Rohstoff Erdöl basiert und zum anderen, weil es biologisch nicht abbaubar ist. Über den Abfluss gelangt Mikroplastik in die Umwelt und Meere und richtet dort Schaden an. Kläranlagen schaffen es bisher nicht, die winzig kleinen Partikel aus dem Abwasser herauszufiltern. Aufgrund der unkontrollierten Ausbreitung landet Mikroplastik mittlerweile auch auf unseren Tellern.

Für die Gesundheit ist Mikroplastik äußerst bedenklich. Den Kunststoffen werden häufig sogenannte Additive zugesetzt wie beispielsweise BPA. Diese gelten als potentiell gesundheitsschädigend bzw. noch nicht ausreichend erforscht. Deshalb ist es ratsam auf Mikroplastik, so gut es geht, zu verzichten.

Allerdings wird es Verbrauchern hier nicht gerade einfach gemacht: Nicht immer ist zu erkennen, ob in Pflegeprodukten Mikroplastik steckt oder nicht. Zwar muss der Einsatz von Kunststoff auf der Verpackung angegeben werden, jedoch verbergen sich diese meist hinter komplizierten Begriffen. Kommen Fachbegriffe wie "Polypropylen" (PP), "Polyamid" (PA) oder Polyethylenterphtalat" (PET) in der Ingredients-List vor, können sich Verbraucher hingegen sicher sein: In diesen Produkten ist definitiv Mikroplastik enthalten - deshalb gilt: Lieber Finger weg davon!

Duftstoffe

Kaum ein Kosmetikprodukt kommt ohne Duftstoffe aus. Selbst in der Naturkosmetik finden Duftstoffe auf Basis ätherischer Öle ihre Anwendung. Dennoch können Citronellol, Linalool und Geraniol bei empfindlichen Menschen Allergien hervorrufen. Duftstoffe, die synthetisch hergestellt werden, weisen mitunter giftige Bestandteile auf. Deshalb sollte auf Duftstoffe wie Acetyl Hexamethyl Tetralin und Dimethyl Aspartic Acid verzichtet werden. 
Im Gegensatz zu anderen Inhaltsstoffen müssen Duftstoffe auf der Verpackung nicht einzeln deklariert werden. Sie werden allgemein unter Parfüm oder Aroma zusammengefasst. Da unzählige Menschen auf Duftstoffe überempfindlich und allergisch reagieren, müssen 26 Duftstoffe gekennzeichnet sein, die am häufigsten Allergien auslösen können.

Folgende Duftstoffe sind kennzeichnungspflichtig: Amylcinnamal, Amylcinnamylalkohol, Anisylalkohol, Baummoosextrakt (Evernia furfuracea extract), Benzylalkohol, Benzylbenzoat, Benzylcinnamat, 2-(4-tert-Butylbenzyl)propionaldehyd, Benzylsalicylat, Cinnamal, Cinnamylalkohol, Citral, Citronellol, Cumarin, Eichenmoosextrakt (Evernia prunastri extract), Eugenol, Farnesol, Geraniol, Hexylcinnamaldehyd, Hydroxycitronellal, Hydroxy-Methylpenthyl-cyclohexencarboxaldehyd (Hydroxyisohexyl-3-cyclohexene-carboxylate), Isoeugenol, d-Limonen, Linalool, Methylheptincarbonat (Methyl-2-oczynoate), 3-Methyl-4-(2,6,6-trimethyl-2-cyclohexen-1-yl)-3-buten-2-on (Alpha-isomethyl-ionone).

Tipp: Beim Kauf genau hinschauen

Es ist, wie es ist. Viele Produkte in der Kosmetikindustrie enthalten immer noch Stoffe, die Allergien hervorrufen können oder gesundheitsschädigend sind. Vielen Verbrauchern ist häufig gar nicht bewusst, dass diese Stoffe in die Haut eindringen und in unserem Körper gesundheitlichen Schaden anrichten können. 

Aus diesem Grund empfiehlt sich ein genauerer Blick auf die Inhaltsstoffe und eine kritische Betrachtung dieser. Auf verschiedenen Portalen (z.B. https://www.codecheck.info/) gibt es die Möglichkeit, die Inhaltsstoffe eines Kosmetikprodukts einzugeben. Danach erhält der Verbraucher eine Auswertung und Beurteilung darüber, wie gut oder schlecht dieser ist. 

Des Weiteren empfiehlt sich bei Unsicherheit auch die Nachfrage beim nächsten Hautarztbesuch.

1 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32019R0831&from=EN (letzter Aufruf: 25.11.2022)

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